Die Sonne blinzelt in den Augen, dahinter das Meer. Käte und ihre beste Freundin Seppl, beide mit feschem Bubikopf, sitzen vergnügt auf Badetüchern am Strand von Mallorca. Es ist ein Foto – ein Moment aufgenommen in den frühen 1930er-Jahren, als sie lebenslustig nach Spanien aufgebrochen waren und dort als Kindermädchen arbeiteten. Der Ortswechsel erfolgte noch vor 1933. Sie waren Anfang zwanzig, und dieses Bild war in einem der zehn Fotoalben, die Käte Frank (1907-1984) trotz ihrer Flucht aus Spanien über Frankreich, Mexiko und Neuseeland bis hin zu Neuanfängen in England und Deutschland unbeirrt mit sich trug.
In der Fotoausstellung »Zwischen den Welten. Die private Fotosammlung von Käte Frank 1928–1948« im Schöneberg Museum begegnet man nun einer fröhlichen jungen Frau, deren abenteuerliches Überleben im Exil eine spannende Geschichte erzählt. Zudem verdeutlicht sie die Bedeutung der Fotografie im privaten Umfeld während prekärer Zeiten: Sie stiftet Identität und gibt Halt in einer Welt, die auseinanderfällt.
Käte Frank stammt aus einer großbürgerlichen jüdischen Familie in Chemnitz. Als Käte Lichtenstein geboren, wächst sie mit drei Geschwistern in einem liberalen Haushalt auf. Nach dem Schulabschluss in beginnt sie eine Ausbildung in Berlin am Pestalozzi-Fröbel-Haus zur Erzieherin.
In der Stadt ist zudem ihr Bruder, der Dirigent Hans Lichtenstein, und sie wird Teil der Bohème. Sie genießt die Freiheiten einer modernen Frau, und auf Fotos sieht man sie mitunter ausgelassen während eines Sommerurlaubs an der Nordsee. Die Aufnahmen zeigen eine unbeschwerte Zeit, aber auch einen künstlerischen Blick, der schöne Aufnahmen hervorbringt. Über Bildgruppen entlang der Wand entfaltet sich ihr ereignisreiches Leben, das die vielen Stationen ihres Exils festhält und in eine Welt fern der Heimat blicken lässt.
Als es 1938 in Spanien zu gefährlich wird, gelingt ihr die Flucht nach Frankreich
Die Eindrücke der mediterranen Landschaft weichen mit dem Beginn des spanischen Bürgerkriegs 1936; sie zieht sich ins Landesinnere zurück. Zu sehen sind nun die sie umgebenen Menschen und 1936 ein Baby im Arm, ihre Tochter Miriam. Zwei Jahre zuvor hatte sie den Amerikaner Louis Frank geheiratet. Er ist viel unterwegs, die Beziehung kühlt ab. Gelegentlich unterstützt er sie aus der Ferne.
Als es 1938 in Spanien zu gefährlich wird, gelingt ihr die Flucht nach Frankreich, wo sie bis 1940 bei einer Bauernfamilie Unterschlupf findet und arbeitet. Die Fotos dokumentieren ihre Freundschaft zur Familie sowie die heranwachsende Tochter. Das Vordringen der Deutschen nach Frankreich zwingt sie weiterzuziehen. In Marseille harrt sie aus, bis ihr Mann 1941 Papiere für die Ausreise auf einem portugiesischen Flüchtlingsschiff organisieren konnte. Es bringt sie nach Mexiko.
Während die letzten Bilder in Frankreich Verlassenheit spüren lassen, zeigen die Aufnahmen in Mexiko Miriam mit Freundinnen im Garten. Käte gehört der Exilgemeinschaft an; die Fotos verraten aber nicht, wie hart sie arbeiten muss. 1948 folgt Käte Frank ihrer Schwester nach Neuseeland und später ihrer erwachsenen Tochter nach London. Dort, bei Miriam, hat der Historiker und Kurator der Ausstellung Robert Müller-Stahl den Fotoschatz gefunden.
Es ist kleine, aber reiche und bewegende Schau und ergänzt die ebenfalls von Mueller-Stahl im Schöneberg Museum initiierte Ausstellung »Das Leben festhalten. Fotoalben jüdischer Familien im Schatten des Holocaust«.