Zwei Karrieren zeichnen das Berufsleben von Konrad O. Bernheimer aus. Zum einen die Leitung des 1977 übernommenen traditionsreichen Familienunternehmens, das er zu einem international renommierten Kunsthandelshaus ausbaute. Zum anderen – nach dem Rückzug aus dem Kunsthandel – der Beginn einer höchst erfolgreichen Autorentätigkeit, und das in allen möglichen Genres.
Als Erstes veröffentlichte er 2013 die Geschichte seiner Familie Narwalzahn und Alte Meister. Aus dem Leben einer Kunsthändler-Dynastie, die mit dem fahrenden Händler Meier Bernheimer aus dem schwäbischen Buttenhausen und seinem sich 1864 in München niederlassenden Sohn Lehmann begann, mit dessen Söhnen Max, Ernst und Otto Fahrt aufnahm und mit der Arisierung des europaweit agierenden Kunst- und Antiquitätenhandels von Otto Bernheimer (1877–1960) ein Ende hätte finden können.
emigration Doch Otto, 1939 nach Venezuela emigriert, kehrte schon 1945 nach München zurück. 1954 holte er die Witwe seines Sohnes Konrad mit ihren drei Kindern nach. Die Liebe zur Kunst und zu Antiquitäten implementierte er in Museumsbesuchen dem Enkel, der als zweites Werk 2019 eine höchst vergnüglich zu lesende Gebrauchsanweisung fürs Museum und 2020 einen Kunstkrimi mit dem Titel Tödliche Gemälde verfasste.
Zwei Länder spielen im Leben von Konrad O. Bernheimer eine maßgebliche Rolle. Deutschland als Land des Aufstiegs und der Emanzipation seiner jüdischen Vorfahren, aber auch als Land, das seinen Großvater, Vater und Onkel nach der »Kristallnacht« ins KZ Dachau deportierte und von dem aus er immer wieder in seinen Geburtsort Rubio in Venezuela zurückreiste, wo die Familie dank einer Kaffee-Plantage ein Auskommen fand. Inzwischen ist das ihm vertraute Venezuela, das einmal dank des Erdöls blühte, zum Armenhaus Südamerikas geworden.
geschichte Rubio, wo Bernheimer dank der venezolanisch-katholischen Mutter den Taufnamen Conrado erhielt, liegt an der Grenze zu Kolumbien und hat – wie so viele Orte dort – eine Plaza Bolivar. Dort siedelte der erfolgreiche Autor seinen zweiten Roman an, der die Geschichte des Landes, der alle Ebenen erfassenden Korruption und die politische Apathie der Bevölkerung am Beispiel zweier Freunde, eines Berufspolitikers und eines Zeitungsverlegers, thematisiert.
Im Gespräch mit Rolf-Dieter Krahmer, dem langjährigen Repräsentanten von Munich Re in Venezuela, erzählte Bernheimer im Jüdischen Gemeindezentrum, dass er manchmal auf Spanisch träume, die Sprache habe er mit dem Akzent seines Geburtsorts bewahrt. Er liebt das Land und seine Kultur, schildert anekdotenreich, warum in Venezuela weder Demokratie noch Diktatur funktionieren, sondern am Ende nur Korruption und Drogenhandel. Davon handelt auch sein Roman, den Bernheimer derzeit selbst ins Spanische übersetzt.
Conrado Rubio: »Plaza Bolivar«. Roman, LangenMüller, München 2022, 288 S., 24 €