»1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« – das Motto umfasst vieles. Am Ende so vieles, dass die Initiatoren beschlossen den Jubiläumszeitraum bis Sommer 2022 zu verlängern. So wie im vergangenen Jahr der lokale Auftakt mit einem Festakt unter dem Motto »Jüdisch im Herzen« begangen wurde, so wird auch der Abschluss dieses deutschlandweiten Projektes gefeiert.
Für die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bedeutet dies jedoch kein Ende, sondern eine Fortsetzung. Der Zahl 1700 setzt man in München eine andere, junge und zukunftsweisende obenauf. Vor 15 Jahren bezog die Münchner Kehilla ihr neues Gemeindezentrum und kehrte damit sichtbar ins Zentrum der Stadt zurück. Für die IKG-Präsidentin Anlass, ein positives Zeichen zu setzen.
nachbarschaft Und das bedeutet, das Erreichte zu feiern, gemeinsam mit denen, die halfen, den Traum vom Bau einer neuen Münchner Hauptsynagoge und eines Gemeindezentrums zu verwirklichen: mit der Landeshauptstadt München und dem Freistaat Bayern. Aber auch mit der Nachbarschaft rund um den St.-Jakobs-Platz, die die jüdische Gemeinde 2006/2007 willkommen hieß. Der Bau des Jüdischen Museums München – in der Regie der Landeshauptstadt – wurde im März 2007 bezugsfertig.
Und so gibt es hier seit 15 Jahren ein Jüdisches Zentrum, das in räumlicher und gedanklicher Nähe der drei neuen Gebäude etwas ganz Besonderes ist. Von den Münchnern wurde das Ensemble schnell angenommen. Der Jakobsplatz ist zum Kleinod, zum Treffpunkt und Ort der Entspannung mitten in der Stadt geworden.
Dieses gelebte Miteinander wird am Sonntag von 13 bis 18 Uhr gefeiert: mit einem vielfältigen Unterhaltungsprogramm für alle Sinne. Auf der Bühne im Freien wird es viel Musik geben – von Evergreens über Chansons bis zu synagogalen Melodien und israelischen Hits. Sieben Formationen wirken daran mit: der Synagogenchor »Schma Kaulenu« und die Schwesternband des Klosters, deren Schülerinnen-Ensemble aus der Holzbläserinnen-AG und der Musical-AG, die Chansonnière Vivian Kanner, das Sängerquintett »Mafteach Soul« und das Robert-Probst-Quartett.
Und es gibt viel zu sehen und auszuprobieren: von einer Tanzdarbietung bis hin zu Quizrunden mit jüdischen Themen, bei denen man auch etwas gewinnen kann. Man kann sich mit jüdischer Literatur eindecken – von der Literaturhandlung im Jüdischen Museum bis zum Bücherflohmarkt. Wer in kurzweiliger Form mehr über die Geschichte der Münchner Synagogen erfahren möchte, ist um 16.30 Uhr in die Synagoge eingeladen. Die Gastronomie am Platz – die beiden Museums-Cafés und das Restaurant Einstein – ist für das kulinarische Angebot zuständig.
mikrokosmos Im Mikrokosmos am St.-Jakobs-Platz gelingt, was in den Zeitläuften der Geschichte oft genug verhindert oder gar zerstört wurde. Ein selbstverständliches, freundschaftliches Miteinander, an dem alle Anrainer mitwirken: das Angerkloster mit seinem Schulzentrum sowie das Alten- und Service-Zentrum Altstadt, das Jüdische Museum und das Stadtmuseum. Und ebenso die Orag – Bayerische Schneidereigenossenschaft, die nie vergaß, dass an ihrer Gründung vor 140 Jahren auch jüdische Fachleute aus Handel und Schneiderhandwerk mitwirkten.
Auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens geben dem bunten Treiben die Ehre. Die Staatsminister für Unterricht und Kultus sowie Familie, Arbeit und Soziales, Michael Piazolo und Ulrike Scharf, bringen Grußbotschaften. Auch der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter lässt es sich nicht nehmen, wieder dabei zu sein.
Bei schlechtem Wetter werden Spielaktivitäten und Gastronomie nach drinnen verlegt. Das Bühnenprogramm steigt im Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums. Nicht nur am Sonntag wird die junge jüdische Geschichte an einem altehrwürdigen Platz der Stadtgeschichte fortgeschrieben. Das Jüdische Zentrum ist, wie IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch resümiert, »eine feste Größe der Stadtgesellschaft«.