Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Vielen geht es auch mit moderner Architektur so. Was der eine als gelungenen strukturierten Baukörper ansieht, ist für den anderen ein seelenloser Betonklotz. So scheint es sich auch mit dem Entwurf des Berliner Architekturbüros Haberland für die Potsdamer Synagoge zu verhalten. Eigentlich sollte in der Brandenburgischen Landeshauptstadt 2011 mit dem Synagogenbau begonnen werden, doch die Kritik daran nimmt weiter zu. Derzeit bietet die Raumaufteilung Diskussionsstoff.
Außenwirkung Nur 14 Prozent der etwas mehr als 1.800 Quadratmeter Geschossfläche sollen als Synagoge dienen. Der Bau sei vollkommen mit Funktionsräumen überfrachtet, lautet das Argument von Ud Joffe von der im Juni gegründeten dritten jüdischen Gemeinde in Potsdam. Aber auch die Bürgerinitiative »Mitteschön« läuft Sturm gegen den geplanten Bau in der Schlossstraße. Von einer »Synagoge mit Gemeindezentrum« könne kaum gesprochen werden, so Mitteschön in ihrer Dokumentation, die jetzt im Internet zu sehen ist. »In keinem Falle handelt es sich um einen Entwurf einer repräsentativen Synagoge für das Land Brandenburg«, heißt es weiter. Das Haus sei nach außen »nicht als sakraler Bau, geschweige denn als Synagoge erkennbar, sondern zeige straßenseitig eine gesichtslose ›Büroarchitektur‹, die man in jeder Stadt wiederfinden kann.«
Früh hat die Potsdamer Bürgerinitiative, die sich für die bauliche Gestaltung der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Potsdamer Stadtmitte engagiert, auf Änderungen gedrungen. Gemeinsam mit der Synagogengemeinde Potsdam erarbeiteten sie Lösungsvorschläge, die mit dem Bauverein, dem Land als Auftraggeber, dem Architekten Haberland und auch innerhalb der jüdischen Gemeinden Potsdams diskutiert worden sind, um eine Umplanung des Entwurfes zu erreichen. »Leider mussten wir dabei feststellen, dass man nicht zu Kompromissen bereit ist, wenig Flexibilität zeigt und sich nur eisern an bisher Festgelegtes klammert«, konstatieren die Bürger.
haltung »Bei den Gesprächen, auch zuletzt unter Beteiligung von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck, entstand grundsätzlich der Eindruck, dass man uns, insbesondere vonseiten des Bauvereins, nur hinhalten und Zeit gewinnen wollte.« Die Landesregierung verfahre nach dem Prinzip »Augen zu und durch«. Ihre Vorschläge würden »völlig ignoriert«. Auch der Berliner Rabbiner Yitzhak Ehrenberg, der die Wettbewerbsbeiträge nach religiösen Kriterien geprüft hatte, wertete den Haberland-Entwurf zwar als »wunderbares Ergebnis«, wünschte sich aber, dass der Bau deutlicher als Synagoge zu erkennen sein sollte: »Es fehlt ein jüdisches Symbol an der Fassade«. Noch kann man das Haus auch für ein Bankgebäude halten.