Berlin

»Zu tiefem Dank verpflichtet«

Margot Friedländer und Inge Deutschkron (v.l.) beim Gedenken an die Deportation der Berliner Juden, 18.10.2017 Foto: dpa

Die beiden Holocaust-Überlebenden Inge Deutschkron und Margot Friedländer werden Berliner Ehrenbürgerinnen. »Beide haben als Zeitzeugen des Holocaust den Kampf gegen das Vergessen zu ihrem Lebensthema gemacht«, erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Freitag in der Hauptstadt.

Die Ehrenbürgerwürde wird Inge Deutschkron und Margot Friedländer am kommenden Dienstag im Festsaal des Berliner Rathauses von Müller und dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses Ralf Wieland (SPD) verliehen.

Aufklärung Müller sagte weiter, beide hätten sich unermüdlich »die Aufklärung über das unermessliche Leid vor allem für die junge Generation zum Ziel genommen und haben in zahllosen Veranstaltungen für eine freiheitliche, demokratische und menschliche Gesellschaft geworben«.

Inge Deutschkron seien zahlreiche Gedenkorte wie etwa die Gedenkstätte Stille Helden im Haus der einstigen Blindenwerkstatt Otto Weidt zu verdanken. Auch die jährliche Gedenkveranstaltung am Gleis 17 des Bahnhofs Berlin-Grunewald, von wo 1941 die ersten Berliner Juden ins Ghetto Litzmannstadt (polnisch: Lodz) deportiert wurden, gehe auf ihre Initiative zurück.

»Margot Friedländer hat mit ihrem großen Engagement nach ihrer Rückkehr aus New York in Schulen und anderen Einrichtungen die Ohren und Herzen vor allem junger Menschen erreicht«, sagte Müller weiter: »Berlin ist beiden zu tiefem Dank verpflichtet.«

flucht Inge Deutschkron wurde 1922 als Tochter jüdischer Eltern im brandenburgischen Finsterwalde geboren. Ihr Vater, ein sozialdemokratischer Gymnasiallehrer, konnte 1939 nach England fliehen, während seine Frau und seine Tochter zurückbleiben mussten.

Beide waren in der Blindenwerkstatt Otto Weidt in Berlin-Mitte tätig und lebten später bis Kriegsende im Untergrund. Nach dem Krieg arbeitete Inge Deutschkron lange Zeit in Deutschland und Israel. Seit 1992 lebt sie als freie Schriftstellerin in Tel Aviv und Berlin. Sie ist Trägerin des Berliner Verdienstordens und wurde 2008 mit der Louise-Schroeder-Medaille des Landes Berlin ausgezeichnet.

Margot Friedländer wurde 1921 in Berlin geboren und im Frühjahr 1944 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Ihre Mutter Auguste Bendheim und ihr Bruder Ralph kamen im Vernichtungslager Auschwitz ums Leben. Auch ihr Vater wurde in einem Vernichtungslager ermordet.

Seit 2011 ist Friedländer Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Im Jahr 2014 wurde durch die Schwarzkopf-Stiftung zum ersten Mal der Margot-Friedländer-Preis verliehen. Der Preis und der dazugehörige Wettbewerb sollen Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte motivieren, sich mit der Schoa und heutiger Erinnerungskultur auseinanderzusetzen und sich mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen im Kampf gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Ausgrenzung zu engagieren. epd

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024

Aus einem Dutzend Ländern kamen über 100 Teilnehmer zum Shabbaton nach Frankfurt.

Frankfurt

Ein Jahr wie kein anderes

Was beschäftigt junge Jüdinnen und Juden in Europa 13 Monate nach dem 7. Oktober? Beim internationalen Schabbaton sprachen sie darüber. Wir waren mit dabei

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Porträt

»Da gibt es kein ›Ja, aber‹«

Der Urgroßvater von Clara von Nathusius wurde hingerichtet, weil er am Attentat gegen Hitler beteiligt war. 80 Jahre später hat nun seine Urenkelin einen Preis für Zivilcourage und gegen Judenhass erhalten. Eine Begegnung

von Nina Schmedding  19.11.2024