Bad Homburg

Zu Hause im Taunus

Keine 20 Kilometer liegen zwischen der Kurstadt Bad Homburg und der Bankenmetropole Frankfurt. Eine kurze Autobahnfahrt, und schon können die Taunusbewohner eine komplett ausgestattete Infrastruktur jüdischen Lebens nutzen – von der Mikwe über Krabbelstuben, Schulen, zwei Altersheime bis hin zum Friedhof. Doch ein »Zuhause« ist Frankfurt eben nicht – und deshalb haben Imrich Donath und sein Sohn Jacob das »Jüdische Zentrum Bad Homburg« gegründet.

Ziel der Initiative: »Wir wollen das jüdische Leben in unserer Stadt wieder ›offiziell‹ machen und so Teil der öffentlichen Lebens werden«, sagt Imrich Donath. Und betont im selben Atemzug, sich nicht von der Gemeinde Frankfurt abspalten zu wollen. »Wir fühlen uns unter dem Dach der Frankfurter wohl.« Das schließe aber nicht aus, dass jüdisches Leben auch in Bad Homburg seinen Stellenwert bekommen sollte. »Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt hat uns hierfür auch seine finanzielle Unterstützung zugesagt«, berichtet Donath zufrieden.

GEbetsraum Die ersten Schritte sind bereits getan: Seit August vergangenen Jahres haben die Bad Homburger Juden – es sind etwa 400 – einen Gebetsraum an der Ludwigstraße. Alle zwei Wochen findet darin ein Schabbatgottesdienst statt. Ein wöchentlicher Rhythmus ist derzeit noch nicht möglich, denn Bad Homburg teilt sich einen Rabbiner, Shalom Dovber Rabinovitz, mit der Jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach und Birkenfeld.

Dennoch haben die Kurstädter »im vergangen Jahr alle Feiertage begangen, zu den beiden Sederabenden kamen jeweils 70 Personen«, erzählt Donath und betont glücklich, dass »seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zum ersten Mal wieder Rosch Haschana und Jom Kippur« in Bad Homburg gefeiert worden seien. Erew Rosch Haschana habe er sogar 75 Personen gezählt. Um die Gottesdienste an den Hohen Feiertagen realisieren zu können, habe der Rabbiner seine Brüder als Kantoren abgestellt.

Barmizwa Zum ersten Mal seit der Schoa wurde im vergangenen Jahr auch eine Barmizwa gefeiert. Und es soll nicht die letzte sein, denn der Nachwuchs wird identitätsstiftend an Bad Homburg gebunden: Seit November gibt es eine Sonntagsschule. »Derzeit kommen dort sieben Kinder im Alter zwischen fünf und acht Jahren zusammen«, berichtet er. Betreut werden sie von Mina Rabinovitz, der Ehefrau des Rabbiners. Der nächste Schritt ist eine eigene Krabbelstube. Donath hofft, sie bereits in diesem Jahr eröffnen zu können.

Damit der Bad Homburger und seine Mitstreiter genauer erfahren, was die Juden aus dem Taunus sich von ihrem neuen Zentrum wünschen, hat er Fragebögen verschickt; die Rückläufe treffen derzeit ein.

Aber nicht nur für die Gemeindemitglieder, auch für alle anderen Kurstädter soll sichtbar werden, dass es wieder jüdisches Leben am Ort gibt. Unter anderem hat das Jüdische Zentrum in Zusammenabreit mit der Stadt und Chabbad 2012 bereits zum zweiten Mal die Lichter einer riesigen Chanukkia auf dem Marktplatz entzündet. Zudem wurden im vergangenen Jahr die Ausstellungen »Weiterleben – Weitergeben. Jüdisches Leben in Deutschland« mit Fotos von Rafael Herlich und »Alte jüdische Postkarten« gezeigt.

Geschichte
Und zwar in der Volkshochschule, auf deren Vorplatz von 1866 bis zur Zerstörung 1938 die Synagoge stand. Mit der Deportation der letzten Bad Homburger Juden im Jahre 1942, unter ihnen der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Louis Rothschild, seine Frau Melanie und Kantor Moses Herz, brach für Jahrzehnte das jüdische Leben in Bad Homburg ab.

Jetzt steht schon einiges auf der Veranstaltungsliste des Jüdischen Zentrums: Am 22. Januar findet in der Stadtbibliothek eine Lesung »Jüdischer Humor« statt, am 27. Januar eine Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag. Vom 10. Mai an soll eine Ausstellung zur Bücherverbrennung gezeigt werden – und zu Chanukka wollen wieder alle gemeinsam auf dem Marktplatz tanzen. Wer über das Jüdische Zentrum auf dem Laufenden bleiben will, kann auf Facebook unter »Jüdisches Zentrum Bad Homburg« auf den »Gefällt mir«-Button klicken.

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