In der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin ist am Sonntag das 60-jährige Bestehen der »Aktion Sühnezeichen Friedensdienste« gefeiert worden.
Rund 500 Gäste aus dem In- und Ausland, darunter mehrere Holocaust-Überlebende und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, nahmen an dem Festakt teil.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, dankte der Organisation in einem Grußwort für ihre in den vergangenen 60 Jahren geleistete Arbeit. »Organisationen wie Aktion Sühnezeichen haben in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen, dass sich Juden nach der Schoa in Deutschland wieder akzeptiert fühlten.«
Die Arbeit, die Aktion Sühnezeichen für die Demokratie leistet, werde dringender denn je gebraucht, so Schuster. »Die Errungenschaften des demokratischen Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg dürfen wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Wir sind jetzt gefragt, die Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen!«
Verantwortung Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte laut Redemanuskript vor einer Bagatellisierung der nationalsozialistischen Verbrechen. Historische Aufklärung und politische Verantwortung seien Wesenskern der Demokratie in Deutschland, erklärte Steinmeier
Die Verantwortung für die eigene Geschichte anzunehmen, sei ein langer, mitunter mühevoller Prozess gewesen, der aber zu keinem Zeitpunkt gegen Deutschland oder die Deutschen gerichtet war. Es habe sich dabei weder um aufgezwungene Umerziehung gehandelt, noch um Demütigung, sondern um »eine langsame, aber nachhaltige Selbsterkenntnis und letztlich eine Selbstbefreiung«, sagte Steinmeier.
Zur Übernahme der Verantwortung für die eigene Geschichte gebe es für die Deutschen auch heute keine Alternative, ergänzte der Bundespräsident. Schande zögen diejenigen auf sich, die erneut die Verbrechen des Vernichtungskrieges und des Völkermords bagatellisieren, sagte er mit Blick auf aktuelle »geschichtsrevisionistische Manöver«, allerdings ohne konkrete Namen oder Parteien zu nennen.
Rückversicherung Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste sei heute eine unverzichtbare Rückversicherung gegen Rechtspopulismus, Geschichtsrevisionismus, Fremden- und Europafeindlichkeit.
Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste war am 30. April 1958 in Berlin als Reaktion auf die nationalsozialistischen Verbrechen gegründet worden. Seit 60 Jahren engagiert sich die Initiative mit Freiwilligendiensten in Israel, Polen, Russland, Frankreich und anderen Ländern sowie in der Gedenkstätten- und Bildungsarbeit gegen Antisemitismus, Rassismus und Geschichtsvergessenheit. epd