Schawuot

Zeit für Käsekuchen

Die Konditorin Cynthia Barcomi über Geduld beim Backen und Blintzes als Alternative für Gestresste

von Ayala Goldmann  21.05.2017 20:40 Uhr

Cynthia Barcomi Foto: Stephan Pramme

Die Konditorin Cynthia Barcomi über Geduld beim Backen und Blintzes als Alternative für Gestresste

von Ayala Goldmann  21.05.2017 20:40 Uhr

Frau Barcomi, Schawuot steht vor der Tür. Ist das in Ihrer Familie ein wichtiges Fest?
Ich bin in Seattle in den USA aufgewachsen. Als ich klein war, haben wir die Feiertage vor allem mit Essen gefeiert. Meine Mutter hat an Schawuot gerne Blintzes gemacht. Mein Mann hat früher, ehrlich gesagt, in seiner Familie gar nicht Schawuot gefeiert. Doch mit der Zeit entwickeln sich auch neue Traditionen.

Geht Schawuot bei Ihnen vor allem durch den Magen?
Ja, genau. In unserer Familie in Berlin gibt es Blintzes und Käsekuchen. Meine Kinder bekommen Schürzen, und dann sollen sie aktiv mitmachen! Mein Sohn ist 13 Jahre alt und hat vor einiger Zeit Barmizwa gehabt. Aber er ist in der Küche nur bedingt einsatzfähig – er hat wenig Geduld, er arbeitet vor allem gerne mit der Küchenmaschine. Technik, die begeistert! Was er sehr gerne macht, sind Brownies. Deshalb habe ich mir überlegt, dass er dieses Jahr einen Brownie-Boden für Käsekuchen herstellen soll.

Um Religion geht es also weniger …

Dieses Jahr werden wir Schawuot ein bisschen mehr thematisieren – dass es ein Fest ist, das in einer bestimmten Zeitspanne nach Pessach stattfindet, und dass man an Schawuot Milchprodukte isst, weil sie nähren und gut tun, wie die Muttermilch. Bei Schawuot denkt man an Milch und Honig. Es ist ja auch eine Art Luxus, dieser Genuss und das Zusammensein. Aber um mit der Familie zu feiern, muss man Zeit haben. Wir planen es diesmal im Voraus – so wie man einen Käsekuchen plant. Den kann man auch nicht spontan backen.

Ihr New York Cheesecake ist ein Klassiker, aber nicht ganz leicht herzustellen. Wie können Jugendliche Käsekuchen für Schawuot unkompliziert selbst backen?
Einen Käsekuchen zu backen, ist ein bisschen, wie ein Haus zu bauen. Der Boden ist das Fundament. Am einfachsten ist es, wenn man einen Boden aus Brownies macht oder aus Keksen. Dafür muss man sie aber sehr gründlich zerkleinern und mit etwas geschmolzener Butter versetzen. Und man muss den Boden gut in die Form drücken – nicht zu fest, aber auch nicht zu lose. Sonst kann man den Kuchen hinterher gar nicht schneiden.

Welche Kekse sind gut geeignet?
Ich nehme gern Graham-Cracker. Aber am liebsten nehme ich Cornflakes. Falls jemand kein Gluten verträgt, kann man auch glutenfreie Cornflakes kaufen. Die bekommt man in vielen Supermärkten. Man kann sie mit der Küchenmaschine zerkleinern, aber eigentlich ist es am schönsten, Sachen mit der Hand zu machen – also die Cornflakes mit der Hand zu zerbröseln.

Und für die Käseschicht? Quark?
Nein, ich bin Amerikanerin, und ich nehme nie Quark! Amerikaner finden Quark total exotisch. Ich mache Käsekuchen immer auf Basis von Frischkäse – und zwar Philadelphia. Nicht fettarm, sondern pur. Wenn man New York Cheesecake backen will, nimmt man für die Füllung Frischkäse und Eier und etwas Zucker. Nach dem Backen kommt eine Glasur aus saurer Sahne obendrauf – kein Schmand, kein Joghurt!

Was ist noch wichtig?
Ich backe meine Käsekuchen immer relativ weit unten im Ofen, damit die Hitze nicht reflektiert. Sonst bekommt der Kuchen zu viel Farbe oder wird trocken. Außerdem, wie gesagt, ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen. Der Weg ist ein Teil des Ziels. Natürlich ist es wichtig, dass der Kuchen schön wird, aber der Weg ist es, der zu einem guten Ergebnis führt. Selbst wenn es länger dauert. Auch beim Challa-Backen braucht man schließlich Zeit, bis die Hefe aufgegangen ist.

Ein echter Cheesecake dauert noch länger.
Ja, beim New York Cheesecake muss man den Boden backen und dann warten. Dann muss man die Füllung backen – und warten. Und dann noch die Glasur. Es ist eine Geduldsprobe. Man kann einen Cheesecake nicht warm essen. Er muss mehrere Stunden abkühlen, und man kann den Prozess auch nicht beschleunigen, indem man ihn gleich nach dem Backen in den Kühlschrank stellt. Sonst entsteht Kondenswasser, und der Boden wird weich.

Welche Methoden gibt es noch, Käsekuchen zu backen?
Manchmal, wenn eine Käsemasse sehr lange backen muss, bäckt man sie lieber im Wasserbad, damit der Cheesecake cremig bleibt und keine Risse bekommt. Man dichtet die Backform mit zwei Bahnen Alufolie ab und backt den Kuchen auf einem Backblech mit zwei Zentimetern kochendem Wasser. Und wenn das Backblech nicht tief genug ist, gießt man einfach Wasser nach.

Was empfehlen Sie Menschen, die wenig Zeit haben, als Schawuot-Essen?
Wenn man wenig Zeit hat, dann soll man einfach Blintzes machen, mit Käse- oder Fruchtfüllung, und obendrauf mit saurer Sahne. Das schmeckt gut und passt auch zu Schawuot.

Mit der Berliner Konditorin und Backbuchautorin sprach Ayala Goldmann.

München

Den Opfern eine Stimme geben

Beim Gedenken an den Brandanschlag vom 13. Februar 1970 wurde ein Krimi vorgestellt

von Luis Gruhler  25.02.2025

Wendezeit

Neues Leben

Mitte Februar 1991 trat eine Regelung in Kraft, die es Juden ermöglichte, als »Kontingentflüchtlinge« nach Deutschland zu kommen. Es gab aber auch eine Zeit vor 1991. Eine Podiumsdiskussion und Erfahrungen aus der Praxis

von Katrin Richter  25.02.2025

Berlin

Mutmaßlich antisemitische Schmiererei an Synagoge

Ein Bezug zur Reichspogromnacht vom 9. November 1938 sei möglich

 25.02.2025

Karneval

Auf bestem Weg zum Rosenmontag

Wie sich die »Kölsche Kippa Köpp« auf die fünfte Jahreszeit vorbereiten und warum sie erstmals eine Medaille verleihen

von Ulrike Gräfin Hoensbroech  24.02.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde Chabad Berlin eröffnet »Bet Nachum«

Der Betraum ist nach dem 2022 verstorbenen Rabbiner Nachum Presman benannt

 24.02.2025

Porträt der Woche

»Ich glaube an junge Menschen«

Ruchama Stern arbeitet mit Kindern und engagiert sich im Schüleraustausch

von Alicia Rust  23.02.2025

Bundestagswahl

Sie wollen mitentscheiden

Warum die Bundestagswahl für viele Jüdinnen und Juden etwas Besonderes ist

von Christine Schmitt  22.02.2025

München

Mäzen und Mentsch

Der Tod von David Stopnitzer ist ein großer Verlust für die jüdische Gemeinde

von Ellen Presser  22.02.2025

Oldenburg

Judenfeindliche Schmierereien nahe der Oldenburger Synagoge   

Im vergangenen Jahr wurde die Oldenburger Synagoge Ziel eines Anschlags. Nun meldet eine Passantin eine antisemitische Parole ganz in der Nähe. Die Polizei findet darauf noch mehr Schmierereien

 21.02.2025