Es sind zum Glück nicht nur Krisen und Konflikte, die wir in der Rückschau auf das zurückliegende Jahr vor Augen haben. Denn als herausragendes Ereignis wird uns da auch der 2. Ökumenische Kirchentag im Gedächtnis bleiben: als Ereignis, das im Zeichen nicht nur der christlichen Ökumene, sondern auch des christlich-jüdischen Miteinanders stand.
Das begann schon beim gemeinsamen Begrüßungsempfang von Stadt und Staat, der dank der großzügigen Gastfreundschaft der Israelitischen Kultusgemeinde und ihrer Präsidentin Charlotte Knobloch im Hubert-Burda-Saal des Jüdischen Gemeindezentrums stattfinden konnte. Einmal mehr wurde da deutlich, dass das Jüdische Gemeindezentrum am Jakobsplatz, dieses Symbol des wiedererblühten jüdischen Lebens im Herzen Münchens, ausdrücklich auch für den Brückenbau und die Versöhnung zwischen Juden und Christen steht.
Dialog Als Brückenbauer hat sich die Israelitische Kultusgemeinde aber noch in vielfältiger anderer Weise am 2. Ökumenischen Kirchentag beteiligt: Im Rahmen des »Zentrums Juden und Christen im Dialog« steuerte sie dazu auch diverse eigene Programmangebote bei, von der Ausstellung über »Jüdisches Leben in München heute« im Internationalen Congress Center bis hin zu Gottesdiensten und Führungen in der Synagoge Ohel Jakob. Nicht zu vergessen die wissenschaftliche Vortragsreihe über die aktuelle gesellschaftliche Bedeutung der Zehn Gebote, die die Israelitische Kultusgemeinde zusammen mit der Evangelischen Stadtakademie und der Offenen Akademie der Münchner Volkshochschule bereits im Vorfeld des Ökumenischen Kirchentags im Gasteig organisiert hat. Und nicht zu vergessen auch die Kirchentagsbeiträge der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom.
Damit hat das Judentum in unserer Stadt ein weiteres eindrucksvolles Zeichen für interreligiösen Dialog und Austausch gesetzt, für Toleranz und gegenseitigen Respekt; damit hat gerade auch die jüdische Gemeinde in München vorbildlich daran mitgewirkt, den 2. Ökumenischen Kirchentag mit Leben zu erfüllen. Und eine besonders glückliche Fügung war es denn auch, dass die Feier zum Jom Haazmaut, zum 62. Jahrestag der Staatsgründung Israels, genau in die Zeit dieses Kirchentags fiel. Denn auch da wurde eine Brücke geschlagen: die Brücke vom Kirchentagsmotto »Damit ihr Hoffnung habt« zur Hoffnung, die in der israelischen Nationalhymne HaTikvah beschworen wird. Damit wünsche ich den jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, allen Lesern und Mitarbeitern der Jüdischen Allgemeinen zum bevorstehenden Jüdischen Neujahrsfest ein gutes, glückliches und – zumal auch mit Blick auf Israel – friedliches Jahr 5771!