Wolfgang Seibert ist ein streitbarer Mann. Im besten Sinne. Er bietet den Rechten, den Ewiggestrigen, ebenso Paroli wie dem islamistischen Terror. Und mit beiden hatte und hat der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Pinneberg zu tun. Doch Wolfgang Seibert spornt jeder Widerstand an. »Wir heben die Steine, die uns in den Weg gelegt werden, auf und bauen daraus unsere Synagoge«, sagte er schon bei der Eröffnung des neuen Begegnungszentrums der Jüdischen Gemeinde Pinneberg.
Das war am 29. August 2010. Acht Jahre gab es die liberale jüdische Gemeinde Pinneberg damals, 17 Pinneberger Juden gründeten sie am 6. Dezember 2002 mithilfe der Gemeinde des Kreises Segeberg und des Schleswig-Holsteinisches Landesverbandes. Jetzt feiert sie ihren zehnten Geburtstag.
Zuzug »In Pinneberg sprach sich die Gründung der neuen jüdischen Gemeinde schnell herum, und viele der jüdischen Immigranten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion kamen zu uns«, erzählt Seibert. Heute hat die Gemeinde mehr als 250 Mitglieder. Viele zogen auch aus der Jüdischen Gemeinde Hamburg zu. Die war damals sehr im Umbruch und verlor zahlreiche Mitglieder an die neuen liberalen Gemeinden, vor allem an die im benachbarten Pinneberg. Dazu zählten nicht nur Zuwanderer aus dem Osten, sondern auch israelische Staatsbürger.
Der rasche Zuwachs stellte die junge Gemeinde vor große Aufgaben. Es gibt und gab nicht nur Sprachschwierigkeiten. Die neuen Mitglieder kannten sich kaum in ihrem Glauben aus. »Wir müssen jüdisches Leben erklären und auch bei der Integration in die deutsche Gesellschaft helfen«, sagt Seibert.
Umzug Vor zweieinhalb Jahren konnte der Vorstand endlich das Haus im Carla-Bartram-Weg in Pinneberg für ein Gemeindezentrum anmieten. Mit einem großen Umzug durch Pinnebergs Innenstadt wurde die Torarolle feierlich unter der Chuppa in den Betsaal getragen. Das Konzept des Gemeindezentrums mit Betsaal, Kidduschraum, Café, Jugendzentrum, einer milchigen Küche, Büro, Sanitärräumen und einem großen Garten sieht eine Begegnungsstätte für alle Menschen vor. Bereits 2005 erhielt die Gemeinde von der Stadt Pinneberg einen jüdischen Friedhof.
Das ist Geschichte, nun wird gefeiert. Der Festakt ist für Samstag, 8. Dezember, 18 Uhr, im Pinneberger Rathaus geplant. Drei Kantoren aus Potsdam, Landesrabbiner Walter Rothschild und viele Ehrengäste werden erwartet. Bereits am 16. September feiert der Landesverband seinen zehnten Geburtstag.