Mit 1200 Jugendlichen aus 60 jüdischen Gemeinden war es eine Riesenveranstaltung: das Machane, die begleitende Freizeit des Zentralrats der Juden zur Jewrovision, unterstützt von der »Genesis Philanthropy Group«. Feierliche Stimmung kam vor allem bei der Hawdala auf – nur wenige Stunden, bevor dann am Samstagabend die Jewrovision startete, der größte jüdische Tanz- und Gesangswettbewerb in ganz Europa.
In der Karlsruher Stadthalle war es still – trotz Hunderter Jugendlicher, die in einem großen Kreis zusammenstanden. Fast keiner sagte ein Wort. Alle wollten den Moment erleben, wenn der Schabbat endet und die neue Woche beginnt. Kurz bevor die Sänger der israelischen A-cappella-Band »Mafteach Soul« die Hawdala eröffneten, standen alle Arm in Arm.
»Man sieht es zu keinem Moment so sehr wie jetzt, wenn ihr im Kreis steht und total vermischt seid: groß, klein, hell, dunkel, aus Berlin, aus Frankfurt, aus München, aus Köln, aus Düsseldorf, aus Freiburg – wo auch immer ihr herkommt und wo auch immer eure Wurzeln liegen. In Russland, in der Ukraine, in Amerika, in Israel – vielleicht ganz früher auch im Iran: Das ist die Jewrovision, und das ist die Jewrovision insbesondere dieses Jahr«, begrüßte Marat Schlafstein vom Zentralrat der Juden die Jugendlichen.
fest Zuvor konnten sich die jungen Teilnehmer beim »Koscher Yoga«-Workshop entspannen. Und wem das zu wenig aktiv war, der ging zum Krav Maga, nahm an einer der Stadtführungen oder an den Spaziergängen durch den Zoo teil.
Am Nachmittag kamen rund 100 Jugendliche, in der Mehrzahl Jungen, im Saal der Karlsruher Stadthalle zu einem enthusiastisch gefeierten Fest des eigenen Jungseins zusammen: »Rap am Schabbes«. Die Teilnehmer feuerten die Rapper Jonathan Ben Salomo und seinen Kollegen Andrez Tierstar, beide bekannt aus dem Kult-Event »Rap am Mittwoch« in Berlin, auf der Bühne mit einer Lautstärke an, die auch einer vierfach so großen Menge im Publikum alle Ehre gemacht hätte.
Mitmachen hieß die Parole, und es waren vor allem die schon etwas älteren Jugendlichen, die sich danach auf die Bühne trauten, um zu zeigen, wie man zu einem vorgegebenen Rhythmus seine Gedanken in Reime fasst. Die Kontrahenten umtanzten einander und schossen verbale Attacken ab, um den Gegner alt aussehen zu lassen. »Hinterher gibt es eigentlich keinen Besiegten. Alle haben gewonnen«, sagte Ben Salomo.
Tierstar bestätigte: »Hier geht es nicht darum, den anderen fertigzumachen. Hier treten zwei Kunstfiguren gegeneinander an, die im momentanen Wettstreit ihre Schlagfertigkeit beweisen müssen. Die Schimpfkaskaden sind nicht persönlich gemeint.«