Der Gründer der kirchlichen »Aktion Sühnezeichen Friedensdienste«, Lothar Kreyssig, wird gemeinsam mit seiner Frau Johanna posthum von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als »Gerechter unter den Völkern« geehrt.
Nach Angaben der Israelischen Botschaft vom Mittwoch versteckte und versorgte das Ehepaar Kreyssig die Jüdin Gertrud Prochownik von November 1944 bis zum Kriegsende in seinem Haus und rettete ihr so das Leben.
Deportation Gertrud Prochownik verließ den Angaben zufolge im April 1943 ihre Berliner Wohnung und ging in den Untergrund, um ihrer Deportation zu entgehen. Lothar Kreyssig organisierte ein Versteck für sie, bis sie im November 1944 von der Familie Kreyssig aufgenommen wurde.
Zur Verleihung des Ehrentitels an das Ehepaar Kreyssig lädt die Israelische Botschaft gemeinsam mit der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste am Dienstag (30. Oktober) zu einer Yad-Vashem-Feierstunde in das Berliner Centrum Judaicum ein.
Der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff wird die Yad-Vashem-Medaille und die Ehrenurkunde an die Angehörigen von Johanna und Lothar Kreyssig (1898–1986) überreichen. An der Ehrung werden neben dem Enkelsohn, Martin Kreyssig, auch die Enkeltöchter von Getrud Prochownik, Jenny und Julie Krausz, teilnehmen.
Dankbarkeit Eine der wichtigsten Aufgaben der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sei es, Nichtjüdinnen und Nichtjuden, die ihr Leben aufs Spiel setzten, um Juden zu retten, die Dankbarkeit des Staates Israel und des jüdischen Volkes zu übermitteln, hieß es. Sie werden als »Gerechte unter den Völkern« geehrt. Bis heute haben den Angaben zufolge 26.973 Männer und Frauen diesen Titel erhalten.
Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste war am 30. April 1958 auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter maßgeblicher Mitwirkung des NS-Widerstandkämpfers und evangelischen Christen Lothar Kreyssig gegründet worden.
Seit der Gründung engagiert sich die Initiative mit Freiwilligendiensten, Bildungsarbeit und Kampagnen gegen Antisemitismus, Rassismus und Geschichtsvergessenheit. Dabei setzen sich jährlich mehrere Hundert überwiegend junge Menschen in vielen Ländern Europas, den USA und Israel für die Begleitung von Holocaust-Überlebenden sowie für eine inklusive, vielfältige Gesellschaft ein.
Zu den Schwerpunkten des Vereins gehört auch die Auseinandersetzung mit der Vermittlung der NS-Geschichte im Einwanderungsland Deutschland, hieß es. Seit der Gründung sind bei der Initiative mehr als 10.000 Freiwillige gezählt worden. epd/ja