In der vergangenen Woche hat die Israelitische Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken von einem »treuen Freund, engagierten Unterstützer des jüdischen Lebens in Würzburg und unermüdlichen Brückenbauer« Abschied genommen. So würdigte Zentralratspräsident Josef Schuster in einer Traueranzeige das Lebenswerk von Karlheinz Müller, der am 18. Februar 83-jährig in Würzburg verstorben ist.
Der Theologe Müller gab dem angehenden Mediziner Schuster einen Tipp für seine Doktorarbeit.
Schusters eigene Biografie ist eng mit Müller verknüpft: Der promovierte katholische Theologe und Judaist hat den jungen Mediziner Josef Schuster in den 70er-Jahren auf das Thema seiner späteren Doktorarbeit hingewiesen. Eng verbunden war der langjährige Inhaber des Lehrstuhls für Biblische Einleitung und Biblische Hilfswissenschaften an der katholisch-theologischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg auch mit Geschichte und Gegenwart des jüdischen Lebens in Würzburg.
Pleich Schuster erinnert sich noch sehr gut an Müllers beherztes Handeln, als im Januar 1987 im Würzburger Stadtteil Pleich beim Abbruch eines Hauses Passanten Grabsteine mit »unbekannten Schriftzeichen« entdeckten. Die Bauarbeiten wurden sofort eingestellt.
Schließlich konnten 1455 jüdische Grabsteine aus der Zeit zwischen 1150 und 1350 geborgen werden – der bisher weltweit größte bekannte Bestand aus einem mittelalterlichen Friedhof.
Müllers Motto lautete: »Nicht über Juden, sondern mit Juden sprechen.«
Die Grabsteine stammen aus dem ehemaligen jüdischen Friedhof, den der Würzburger Fürstbischof Julius Echter im 16. Jahrhundert mit dem heute noch existierenden Julius-Spital überbauen ließ.
Grabsteine Mittlerweile haben die Grabsteine einen würdigen Platz gefunden – im Untergeschoss des 2006 eröffneten Gemeinde- und Kulturzentrums »Shalom Europa«. »Die Grabsteine spiegeln die jüdische Geschichte und die Bedeutung der jüdischen Gemeinde in Würzburg von 1150 bis 1350«, sagt Schuster. »Sie bilden buchstäblich das Fundament des Neubauprojekts.«
Müller sei an der Erstellung des theoretischen Konzepts und dessen praktischer Umsetzung maßgeblich beteiligt gewesen.
Eine herausragende Rolle habe Müller laut Schuster auch in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Würzburg und Unterfranken gespielt, deren katholischer Vorsitzender er war. Müllers Motto lautete: »Nicht über Juden, sondern mit Juden sprechen.«