Die Stadt Würzburg hat die Rückgabe von NS-Raubkunst an die Jüdische Gemeinde Würzburg besiegelt. Ein entsprechender Vertrag wurde nun im »Museum für Franken« unterzeichnet, wie die Stadt am Mittwoch mitteilte.
Demnach geht es um rund 150 Objekte, die aktuell in der Ausstellung 7 Kisten mit jüdischem Material zu sehen sind. Es handele sich um Kultgegenstände, die bei den von den Nazis gesteuerten Pogromen an Juden 1938 in unterfränkischen Synagogen beschlagnahmt worden seien.
Die Stadt Würzburg ist bei der Rückgabe von NS-Raubkunst zu einem Vorbild für andere Kommunen geworden.
VORBILD Mit dem Vertrag zwischen der Stadt Würzburg und der jüdischen Kultusgemeinde habe zum ersten Mal in der Bundesrepublik eine Kommune eine jüdische Gemeinde als Rechtsnachfolger der zerstörten Vorkriegsgemeinden anerkannt, hieß es.
Die Stadt sei damit zu einem Vorbild für andere Kommunen geworden, in deren Sammlungen sich Raubkunst aus ehemaligem Gemeindeeigentum befinde, zitiert diese selbst Bernhard Purin, den Direktor des Jüdischen Museums München. Purin hat demzufolge den Objekt-Bestand wissenschaftlich aufgearbeitet. Die Landeshauptstadt München plane nun nach dem Vorbild des »Würzburger Modells« ebenfalls eine analoge Vereinbarung mit der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern abzuschließen.
Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) sagte, die Gegenstände zeugten vom reichhaltigen Leben der durch die Nationalsozialisten zerstörten jüdischen Gemeinden in Unterfranken. Es sei für die Stadt nicht nur eine juristische, sondern vor allem auch eine moralische Verpflichtung, die gestohlenen Kunstwerke den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland nennt die Rückgabe »ein wichtiges Signal«.
SIGNAL Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken, nannte die Rückgabe »ein wichtiges Signal«. Die Ritualgegenstände zeigten, »dass sich das jüdische Leben in Unterfranken nicht nur auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 beschränken lässt«, sondern dass es dies auch viele Jahrhunderte vorher gegeben habe und auch heute wieder existiere.
Die Objekte waren laut Mitteilung 2016 wiederentdeckt worden. Ihr Weg ins Museum sei bis heute ungeklärt. Im Oktober 2018 habe sich dann der Würzburger Stadtrat dazu verpflichtet, beim Umgang mit NS-Raubkunst den Zielen der »Washingtoner Erklärung« zu folgen. Danach solle mit möglichen Erben eine gerechte Lösung gefunden werden. kna/ja