Alljährlich wird in Israel der Jom Haazmaut, der Tag der Unabhängigkeit, gefeiert. In Berlin hingegen musste das heitere Fest pandemiebedingt zwei Jahre in Folge ausfallen. Ein Grund mehr, den diesjährigen 74. Unabhängigkeitstag Israels auch in Berlin gebührend zu zelebrieren.
Das fand auch Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin. In ihrem Grußwort zum Israeltag, der von der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft (DIG) ausgerichtet wurde, fand sie deutliche Worte für die jüngsten antisemitischen Ausschreitungen in Berlin sowie für die kurz zuvor verübten Anschläge innerhalb Israels.
feierlichkeiten »Die Sicherheit Israels darf für Deutschland niemals verhandelbar sein«, forderte Giffey. Gekonnt spannte sie daraufhin den Bogen vom Ort der Feierlichkeiten auf dem Wittenbergplatz in der City West zum Schicksal jener jüdischen Familie Tietz, deren einstiger Besitz, das legendäre KaDaWe, nur einen Steinwurf vom Fest entfernt 1933 brutal von den Nationalsozialisten arisiert wurde.
Gleichwohl erinnerte sie, wie auch die nachfolgenden Redner, daran, wie lebendig der Austausch zwischen Israel und den Berlinern und Brandenburgern inzwischen sei. Neun von zwölf Stadtbezirken unterhielten erfolgreiche und sehr aktive Städtepartnerschaften mit Israel und pflegten somit einen regen Kulturaustausch. Als Beispiel nannte Giffey auch das jüdische Filmfest und die Jüdischen Kulturtage. »Der Kulturaustausch mit Berlin und Brandenburg ist gerade jetzt wichtig«, betonte Giffey. Der Antisemitismus werde auf keiner Ebene akzeptiert, ganz egal, woher er komme.
Das Fest fand erstmals nach zwei Jahren Pandemie-Pause wieder statt.
Unter den Laudatoren befand sich auch Aaron Sagui, Gesandter der Botschaft des Staates Israel in Berlin, der die Regierende Bürgermeistern als »echte Freundin Israels« bezeichnete und bekräftigte, dass die bilateralen Beziehungen zwischen dem jüdischen Staat und der deutschen Hauptstadt noch nie so gut und intensiv gewesen seien wie gegenwärtig. Barbara Richstein, Vizepräsidentin des Brandenburger Landtags, wünschte sich eine vergleichbare Veranstaltung für Potsdam für das kommende Jahr – was ihr regen Beifall bescherte.
So ein Israeltag sei natürlich mit sehr viel Aufwand verbunden, sagte Jochen Feilcke, Vorsitzender der DIG Berlin und Brandenburg, der das Programm moderierte und zahlreiche Gäste begrüßte. Doch besonders in Zeiten wie diesen sei es wichtig, dass auch wieder Freude empfunden werden könne.
MOTTO »Israel at its best« ist das Motto für dieses Jahr. Dabei gelte es vor allem, die ungeheure Vielfalt des immer noch sehr jungen Landes zu zeigen. Wichtig sei, die israelische Kultur und die Lebensfreude zu vermitteln und andere Menschen dafür zu begeistern. Informationen über Land und Leute, ihre Geschichte, Religion, Kunst und Kultur aus erster Hand zu vermitteln.
Für die Unterhaltung und Verpflegung der zahlreich erschienenen Gäste sorgten rund 40 Organisationen, Vereine sowie Anbieter israelischer Delikatessen. Sie präsentierten sich an rund 25 blau-weiß geschmückten Ständen, an denen sich ein reger Austausch mit Vorbeiflanierenden entfaltete. Untermalt wurden die Feierlichkeiten durch israelische Hits, gespielt von Boris Rosenthal & Friends – was mit voranschreitender Zeit zur Entspannung und Heiterkeit beitrug.
Jenseits aller Schreckensmeldungen aus den Nachrichten sei es wichtig, Israel als ein optimistisches, freundliches, vor allem aber auch als zukunftsfähiges Land vorzustellen, da waren sich alle einig. »Mir gefällt, ehrlich gesagt, die Musik von Boris am besten, deshalb bin ich nach der langen Corona-Pause auch wieder hier«, freute sich ein hochbetagter Passant, der nicht umhinkam zu bemerken, dass die Zahl der Security-Leute im Vergleich zu den Vor-Covid-Zeiten gestiegen sei.
THEATER Evgenija Kochanenko Rabinovitch, stellvertretende Vorsitzende vom Deutsch-Jüdischen Theater (DJT), freute sich über die Möglichkeit, Kulturinteressierte mit aktuellen Spielplänen und Informationsmaterial vom DJT zu versorgen. »Wir sind so dankbar über die Möglichkeit, durch dieses schöne Fest ein bisschen bekannter zu werden.«
Seit 2017 sei das Theater »mit einem ambitionierten Programm am Start, doch Corona hat uns zurückgeworfen. Dabei haben wir so viel zu zeigen«, sagte die Kulturschaffende und verwies beispielsweise auf das Stück Benjamin – wohin?, das aus ihrer Sicht definitiv einen Theaterbesuch wert sei.
Jenseits aller Schreckensmeldungen aus den Nachrichten sei es wichtig, Israel als ein freundliches, zukunftsfähiges Land vorzustellen.
Marianne Krüger-Jungnickel von der Geschäftsstelle der Deutschen Technion-Gesellschaft präsentierte unterdessen das Technion, die Technische Universität Haifa, die mit ihrem Gründungsjahr 1912 als älteste Hochschuleinrichtung des Landes gilt.
»Gerade kamen zufällig eine Mutter und ihr Sohn vorbei, die sich für ein Austauschjahr interessierten«, so Krüger-Jungnickel. »Wir haben unter anderem einen Austausch mit der Universität Hannover sowie mit der TU Berlin. Die Wissenschaft lebt ja von der Kooperation der Menschen!«
kooperation Um Kooperation, aber auch um Inspiration ging es hingegen beim Jüdischen Kunstatelier Omanut, welches sich nur zwei Stände weiter mit kunstvoll gedrechselten Kerzen in leuchtenden Farben präsentierte. Omanut, das hebräische Wort für »Kunst«, steht für einen Verein, unter dessen Dach die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) in Kooperation mit der Aktion Mensch erfolgreich ein Atelier führt.
Es bietet jüdischen wie auch nichtjüdischen Menschen mit einer Behinderung oder einer psychischen Erkrankung eine vielfältige Palette an Angeboten. Neben einer Kerzenwerkstatt gibt es beispielsweise Ateliers für Malerei-, Textil- und Mosaikarbeiten sowie eine Beratungsstelle.
Mit israelischen Delikatessen wurde fürs leibliche Wohl der Besucher gesorgt.
Nur einen Katzensprung weiter konnten Besucher ihren Hunger und Durst stillen. Mit israelischen Weinen und Delikatessen wurde fürs leibliche Wohl der Besucher gesorgt, darunter auch Spezialitäten der Restaurants »Eli« und »Masel Topf«, deren Wohlgeruch den Besuchern das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.
Gastronom Konstantin Pinski setzt auf eine moderne Fusionsküche mit israelischem Flair. Diese mundete selbst zufälligen Besuchern ganz offensichtlich. Er lasse sich die Freude am Fest zum Tag der Unabhängigkeit Israels nicht von möglichen Ängsten verderben, kommentierte Pinski die im Vorfeld der Feier angespannte Situation: »Ich schaue immer nach vorn!« Immerhin verbinde doch die Freude an gutem Essen Menschen auf der ganzen Welt.