Rund zwei Jahrzehnte lang hat ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam über 200 ehemalige jüdische Gemeinden in Bayern erforscht. Das Gesamtwerk unter dem Titel »Mehr als Steine...« wird mit dem letzten Synagogen-Gedenkband zu Unterfranken am 25. April im jüdischen Gemeindezentrum Shalom Europa in Würzburg präsentiert. Der letzte Band umfasst rund 1.700 Seiten, insgesamt sind es etwa 4.100 Seiten.
Angekündigt haben sich zu dem Termin der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Auch der Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Karl Freller, und der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU) werden erwartet. Die Präsentation wird aufgezeichnet und soll anschließend unter www.synagogenprojekt.de sowie unter https://bcj.de abrufbar sein.
Das breit angelegte Forschungsprojekt wurde laut Mitteilung mit rund 1,8 Millionen Euro maßgeblich von der Evangelisch-Lutherischen Kirche und dem Freistaat Bayern finanziert. Die Leitung hatte Wolfgang Kraus, Professor für Evangelische Theologie der Universität des Saarlandes. Vier Bände stellen die Geschichte von über 200 ehemaligen jüdischen Gemeinden in Bayern vor, die um 1930 in ihren Synagogen Gottesdienste feierten. Allein 115 Gemeinden befanden sich in unterfränkischen Städten und Dörfern.
In den Artikeln werden, wie Kraus erläutert, die jüdischen Gemeindestrukturen beschrieben. Berichtet werde von den Synagogen, Ritualbädern, Schulen und Friedhöfen sowie von Rabbinern, jüdischen Lehrern und Vorsängern. Zudem gäben die Wissenschaftler auch einen Einblick in das religiöse Leben der jüdischen Frauen, Männer und Kinder, aber auch in das Zusammenleben von Nichtjuden und Juden auf dem Land und in den Städten.
Dabei kämen nachbarschaftliches und freundschaftliches Miteinander ebenso zur Sprache wie Ausgrenzung, Anfeindung und Judenhass, der vom Mittelalter an über die Jahrhunderte bis zur Schoah an verschiedenen Orden offen oder unterschwellig gegenwärtig gewesen sei. kna