»In der aktuellen Corona-Pandemie ist es ganz wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen«, sagt Alexandra Poljak energisch. Die Grundschulreferendarin aus München will gemeinsam mit ihren Kommilitonen vom Verband Jüdischer Studenten in Bayern (VJSB) ihren Beitrag in der Krise leisten und älteren und kranken Menschen Hilfe anbieten.
Die Jungen wollen für die Angehörigen der Risikogruppe, die sich aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr möglichst nicht aus ihren eigenen vier Wänden begeben sollen, einkaufen gehen oder den Hund Gassi führen.
Hamsterkäufe »In Zeiten von Hamsterkäufen und Desinfektionsdrang kann schnell der Eindruck entstehen, dass es keine Solidarität mehr in der Gesellschaft gebe«, sagt Poljak. »Als jüdische Studenten wollen wir das Miteinander und die Gemeinschaft stärken.« Um Bedürftigen die Hilfe gezielt vermitteln zu können, haben die Studenten auf der Internetseite ihres Verbands das Portal »VJSB Cares« eingerichtet.
Freiwillige, die bei dem Projekt mitmachen wollen, können sich über die Seite des Verbandes im Netz anmelden.
»Alle Freiwilligen, die bei dem Projekt mitmachen wollen, können sich über die Seite unseres Verbandes im Netz anmelden«, sagt Poljak. »Wir vermitteln sie dann weiter an Hilfsbedürftige aus Gemeinden in ganz Bayern.« Es gehe darum, so schnell und unbürokratisch wie möglich Hilfe für die am meisten von der Corona-Krise betroffenen Gemeindemitglieder zu leisten, sagt die 24-Jährige. Die jüngere Generation könne das Ansteckungsrisiko besser tragen.
Die Daten, in welchen Städten und Landkreisen Menschen Unterstützung benötigen, werden den Studenten von der Sozialabteilung des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern weitergeleitet. Auch Freiwillige außerhalb des Einzugsgebiets des Verbands kommen auf dem Portal des VJSB weiter. Der Verband kann die Kontaktdaten an kooperierende jüdische Organisationen weitergeben.
Hilfsportal Seit das Hilfsportal vor rund einer Woche an den Start gegangen ist, haben sich bereits 40 freiwillige Helfer angemeldet. Sieben Hilfsanfragen konnten vermittelt werden.
Dass es bisher noch nicht so viele Anfragen gab, sieht die Studentin auch darin begründet, dass sich viele Senioren scheuen, um Unterstützung zu bitten. Die Studenten wollen den älteren Menschen Mut machen, sich in der schwierigen Situation während der Ausgangsbeschränkungen helfen zu lassen.
»Nicht jeder kann auf ein breites soziales Netz aus Freunden und Familie an seinem Wohnort zurückgreifen, und für diese Menschen wollen wir da sein«, sagt Poljak. »Zusammenhalt ist die Antwort auf den derzeitigen Ausnahmezustand.«
Nachbarschaftshilfe Über die rein praktische Unterstützung für andere Menschen hinaus können sich bei der Nachbarschaftshilfe trotz des gebotenen Sicherheitsabstands interessante Begegnungen ergeben, wie die junge Frau aus eigener Erfahrung weiß.
Alexandra Poljak hat für ein älteres Ehepaar eine Brille abgeholt, eingekauft und war bei der Apotheke. Die Freude darüber war riesig.
»Bei mir in München habe ich für ein älteres Ehepaar die Brille abgeholt, den Einkauf erledigt und ein paar Sachen in der Apotheke gekauft und dann alles zusammen vor ihre Wohnungstür gestellt«, erzählt Poljak. »Das war eigentlich gar kein großes Ding und für mich auch ohne Virus-Pandemie eine Selbstverständlichkeit, aber die beiden waren so überaus dankbar.«
Umarmung Nur zu gern hätten die Senioren sie umarmt, erzählt sie. Man habe dann die Telefonnummern ausgetauscht und ein Treffen für nach der Krise vereinbart. »Wir wollen auf jeden Fall in Kontakt bleiben«, sagt die Studentin.
Sie ist überzeugt, dass das Hilfsportal grundsätzlich den Zusammenhalt in der jüdischen Gemeinschaft in Bayern stärken kann. »Jung und Alt begegnen sich außerhalb des individuellen familiären Rahmens viel zu selten, und ich fände es schön, wenn wir als VJSB unsere Hilfe auch nach dem Sieg über Corona aufrechterhalten könnten.«