Die Diskussion um den geplanten Neubau einer Synagoge in der Schlossstraße in Potsdam geht in die nächste Runde. Mehrere ehemalige Mitglieder der Synagogengemeinde haben aus Protest über die Haltung des Vorsitzenden Ud Joffe eine neue Gemeinde mit dem Namen »Adass Israel zu Potsdam« gegründet. Die Gemeinde unter dem Vorsitz von Viktor Gelfer habe bereits über 40 Mitglieder und sei Teil des Landesverbands der jüdischen Gemeinden, wie der stellvertretende Vorsitzende von »Adass Israel zu Potsdam«, Alexander Kogan, der »Jüdischen Allgemeinen« sagte.
»Wir wollen uns aktiv am Prozess um den Bau der neuen Synagoge als Kulturzentrum jüdischen Lebens in Potsdam beteiligen und alles Nötige dafür tun, um dieses Vorhaben nun endlich so schnell wie nur irgendwie möglich umzusetzen«, sagte Kogan, der 1990 die erste jüdische Gemeinde im Land Brandenburg nach der Schoa ins Leben gerufen hatte und zuletzt als Stellvertreter von Joffe in der Synagogengemeinde aktiv war.
Dialogverfahren Ausschlaggebend für die Abspaltung von der Synagogengemeinde und die entsprechende Neugründung sei die Verweigerungshaltung Joffes gewesen, die aktuellen Entwürfe des Architekten Jost Haberland für die zukünftige Fassade des Gotteshauses anzuerkennen. »Wenn das ganze Dialogverfahren um den Bauprozess der Synagoge neu aufgerollt wird, obwohl die große Mehrheit der Potsdamer Juden doch für die vorliegenden Pläne ist, würde das eine Verzögerung von mindesten sechs Jahren bedeuten«, sagte Kogan. »Diese Haltung wollten und konnten wir nicht mittragen.«
Kogan kritisierte in diesem Zusammenhang auch Rabbiner Nachum Presman von der Synagogengemeinde. Dieser habe stets die Positionen Joffes vertreten und sei deshalb viel mehr als parteiischer Politiker denn als neutraler Rabbiner aufgetreten.
Reuven Konnik soll Rabbiner der neuen Gemeinde »Adass Israel zu Potsdam« werden.
Mit der religiösen Leitung hat die neue Gemeinde Rabbiner Reuven Konnik beauftragt, der bereits vor acht Jahren als Rabbiner in der brandenburgischen Landeshauptstadt tätig war. »Herr Konnik kennt die Gemeinden der Stadt und die Debatten um die neue Synagoge sehr gut«, sagt Kogan.
Gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Potsdam und deren Vorsitzendem Evgeni Kutikow hat sich »Adass Israel zu Potsdam« für die Annahme der aktuell vorliegenden Architektenentwürfe entschieden.
Staatsvertrag Bereits seit zehn Jahren drehen sich die Diskussionen immer wieder um die Gestaltung der zukünftigen Synagogenfassade. Im Staatsvertrag mit dem Land Brandenburg ist festgehalten, dass sowohl die Jüdische Gemeinde Potsdam als auch die Synagogengemeinde im Rahmen eines Trägervereins die Nutzer der zukünftigen Synagoge sein sollen.
Gemeindemitglied Ernest Gorodiewski bezeichnet die Verzögerung des Baus als Katastrophe.
»Wir wollen uns der Landesregierung als lösungsorientierter Gesprächspartner anbieten«, sagte Kogan. Man werde in den nächsten Wochen offizielle Gespräche mit Vertretern des Landes führen. »Als Vertreter des Landesverbands der jüdischen Gemeinde erheben wir den Anspruch, als zukünftige Nutzer der Synagoge anerkannt zu werden.« Sollte die Landesregierung diese Ansicht teilen, könnte die neue Gemeinde »Adass Israel zu Potsdam« mit in den Staatsvertrag aufgenommen werden.
Trägerverein Der stellvertretende Pressesprecher des Brandenburger Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Eric Mülling, sagte der »Jüdischen Allgemeinen«, dass man für Gespräche mit der neuen Gemeinde bereit sei. »Der Trägerverein für die zukünftige Synagoge ist grundsätzlich offen«, sagte Mülling.
»Ich kann nur hoffen und beten, dass es jetzt wirklich vorangeht mit dem Synagogenbau«, sagte Ernest Gorodiewski. Der 80-Jährige hatte sich viele Jahre in der Synagogengemeinde unter Ud Joffe engagiert und gehört zu den ehemaligen Mitgliedern, die die neue Gemeinde gegründet haben. »Wir wollen endlich bauen, das ist mein innigster Wunsch, damit ich noch zu meinen Lebzeiten in die neue Potsdamer Synagoge gehen kann«, sagte Gorodiewski.
mitglieder Die Synagogengemeinde existiere seiner Meinung nach »nur auf dem Papier«. Dass die Synagoge auch nach zehn Jahren immer noch nicht fertig sei, bezeichnete das Gemeindemitglied als »Katastrophe« für die jüdische Gemeinschaft und die Stadt Potsdam.
Potsdams Oberbürgermeister Schubert drängt auf einen zeitnahen Baustart.
Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hat in der jetzigen Situation an die jüdischen Gemeinden der Stadt appelliert, einen zeitnahen Baustart zu ermöglichen. Wie die »Märkische Allgemeine Zeitung« berichtete, hatte sich Schubert zu Wochenbeginn mit einem Brief an die Gemeinden gewandt, in dem er abermals die Unterstützung der Stadtverwaltung zusicherte. Da die Neugestaltung der Innenstadt insgesamt voranschreite, dränge die Zeit für den Baustart der Synagoge, so Schubert.