Herr Stawski, am 10. November tagt zum dritten Mal der Israel-Kongress. Was erwarten Sie sich davon?
Ganz klar eine Verbesserung und Förderung der deutsch-israelischen Beziehungen auf allen Ebenen.
Warum ist das notwendig?
Die deutsch-israelischen Beziehungen sind auch heute schon ganz besonders. Aber es gibt aus meiner Sicht eine große Diskrepanz zwischen der offiziellen Position der Bundesrepublik und dem, was in der Bevölkerung wahrgenommen wird. Es gibt heute starke wirtschaftliche Beziehungen, einen regen wissenschaftlichen Austausch und auf regionaler Ebene Religionsreisen. Aber vieles wird einfach nicht wahrgenommen. In der Presse sind Hamas und Hisbollah vorrangige Themen. Und die Aufrufe, dass man Israel isolieren sollte, sind leider auch immer wieder zu hören. Außerdem gibt es einen historischen Wandel. Viele sehen sich heute den Holocaust-Überlebenden immer noch verpflichtet. Aber wenn diese einmal nicht mehr leben, wird sich auch die Einstellung zum Holocaust ändern.
Wie wollen Sie Ihr Vorhaben umsetzen?
Wir haben die Themen in fünf sogenannte Labs aufgeteilt und Partner hinzugenommen. Zum ersten Mal haben wir parteiübergreifend die politischen Stiftungen dabei, die Konrad-Adenauer-, Hanns-Seidel-, Friedrich-Ebert- und Heinrich-Böll-Stiftung. Wir arbeiten mit der Alexander von Humboldt-Stiftung Berlin zusammen, Professor Helmut Schwarz kommt und spricht. Im Religions-Lab versuchen wir, neue Wege zu gehen, und fragen, wie in Israel der Status der Religion gehandhabt wird und wie Deutschland und Israel mit verschiedenen Religionsgruppen umgehen. Gleichzeitig geht es uns natürlich um den wichtigen christlich-jüdischen Aspekt, um die Zusammenarbeit und das bessere Verständnis dessen, was die christlichen Organisationen motiviert. Es gibt das Vorurteil, es ginge nur darum, die Juden zu Christen zu machen. Das hält viele jüdische Organisationen davon ab, mit christlichen zusammenzuarbeiten.
Wie setzen sich die Teilnehmer zusammen?
Unsere Partner wie Stiftungen und Firmen haben ihre Klientel für unseren Kongress angesprochen. Wir nutzen sozusagen deren Netzwerke, das betrifft Referenten wie Teilnehmer. So findet beispielsweise am 11. November ein Empfang mit dem Gastgeber Philipp Rösler statt. Hierzu werden auch die Mitglieder der letzten Wirtschafts-Delegation, die Israel besuchte, eingeladen.
Wie hat sich der Israelkongress entwickelt?
In der Vergangenheit, kann man sagen, war es ein sehr stark interner Kongress, bei dem die Aktivisten und Israelfreunde in Deutschland unter sich waren. Das waren beim ersten Kongress 2010 etwa 800 Personen, 2011 waren es knapp 3000, eine Zahl die wir trotz Umzugs nach Berlin und anderer Aufstellung wieder erreichen wollen. Wir haben JNF-KKL als strategischen Partner, Berlin Partner, Visit Berlin als wichtige Unterstützer sowie die Hebrew University als Content Partner gewonnen, wir haben diverse Firmenpaten, die uns bei den Lab-Ausrichtungen helfen. Es unterstützen uns Vertreter der der Deutschen Telekom, das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftssenatorin von Berlin. Wir haben Rechtsanwaltskanzleien und einige Banken, allen voran die Deutsche Bank, die uns unterstützen, wie auch einen neuen Beirat. Der Zentralrat der Juden unterstützt den Kongress. Wir arbeiten mit Dieter Graumann zusammen. Er ist neben Friede Springer und Botschafter Yakov Hadas-Handelsman Schirmherr des Kongresses. Wir sind dankbar für die Hilfe.
Von wem werden Sie finanziell unterstützt?
Wir haben von der Lotto-Stiftung Berlin Mittel bekommen. Durch unsere strategischen Partnerschaften und durchs Board sind Sponsoren-Gelder zusammengekommen. Es gibt private Spender und Firmenspender, die uns unterstützen. Die anderen tun dies unter anderem, indem sie uns Referenten zur Verfügung stellen. Andere helfen, indem sie unsere Gäste oder Redner einfliegen. Berlin Partner bietet unseren VIP-Gästen Touren durch Berlin an.
Wie kann Israel vom Kongress profitieren?
Was wir hier machen, findet zwar in Deutschland statt, aber da die Partner aus beiden Ländern kommen, profitieren auch beide davon. Wir schon die vergangenen Male wollen wir auch diesmal ein wichtiges Signal aussenden, nämlich, dass das auch in der Bevölkerung erfahrbar wird, was Bundeskanzlerin Angela Merkel 2008 vor der Knesset sagte – dass Israels Sicherheit deutsche Staatsräson und die deutsch-israelische Beziehung eine ganz besondere sei, mit immensem Kooperationspotenzial und gemeinsamen Interessen und Werten.
Sie haben den Termin am 10. November bewusst gewählt?
Ja, es finden am 9. November eine Reihe von Gedenkveranstaltungen statt, denen wir uns anschließen. Es ist unserer Meinung nach richtig, aus der Vergangenheit in die Zukunft zu gehen. Deswegen haben wir das Thema: »Connecting for Tomorrow« gewählt.
Mit dem Präsidenten von »ILI – I LIKE ISRAEL e.V.« sprach Heide Sobotka.