Mit Gedichten und anderen Texten erinnerten Jugendliche und Vertreter zahlreicher mit Israel verbundener Organisationen anlässlich von Jom Hasikaron am Dienstag vergangener Woche in der Ohel-Jakob-Synagoge an die gefallenen israelischen Soldaten. Projizierte Fotos unterstrichen eindrucksvoll die vorgetragenen Texte.
An diesem Tag, so IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, werde an diejenigen erinnert, die für den jüdischen Staat ihr Leben ließen: »Die Bereitschaft der Menschen dort, füreinander und für ihren Staat einzustehen, ist riesig. Dieser Zusammenhalt sichert seit Jahrzehnten das Bestehen des weltweit einzigen jüdischen Staates – eines Staates, dem seit seiner Gründung noch kein Augenblick vollständigen Friedens vergönnt war.«
terror An diesem Tag, so Knobloch weiter, gelte das Gedenken auch all jenen, die in Israel und aller Welt Opfer von Terror und Gewalt wurden – aus dem einen und einzigen Grund, weil sie Israelis, weil sie Juden waren. »Wir verneigen uns – vor allen, die in und für Israel ihr Leben gegeben haben. Die Erinnerung an sie bleibt. Jeder Einzelne von ihnen ist unvergessen! Jehi sichram baruch!«
Auch die israelische Generalkonsulin in München, Carmela Shamir, erwies den Soldaten in der Synagoge die Ehre. Die Vielfalt der Bevölkerung Israels sei groß, betonte sie. Die Trauer jedoch unterscheide nicht, sie lähme alle gleichermaßen, zerreiße ihre Seele.
Sie zitierte den Lyriker Jehuda Amichai mit seinem Gedicht: »Ein gefährliches Land. Ein Land voller Bomben und potenziell verminter Gegenstände. Voller Menschen, die Sprengsätze am Körper tragen, und voller Gedenksteine, die überall zu finden sind, als seien sie Gewichte, die gewährleisten sollen, dass die Geschichte dieses Landes nicht im Wind davonweht wie ein Stück Papier. Deshalb tritt das Gedenken einmal jährlich auch in Form eines Sirenentons auf, der jedes Trommelfell trifft. An allen anderen Tagen des Jahres echot es in den Kammern des Herzens. Der Gedenktag ist ein Tag von unendlicher lebendiger Liebe, ein Tag der Sehnsucht nach dem, der nicht mehr zu uns nach Hause zurückkehren wird.«
trauma Der Terror erhebe dieser Tage wieder sein Haupt, so Carmela Shamir weiter: »Die jüngsten Anschläge in Beer Sheva, Chadera, Bnei Brak und Tel Aviv zeugen davon, wie zerbrechlich unser Leben ist, und dass es in nur einem einzigen, unglaublichen und grausamen Augenblick vorbei sein kann. Das Trauma der Attentate, von dem wir dachten, es gehöre der Vergangenheit an, kehrt zurück. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Feind unseren Geist und unsere Eintracht bricht, denn genau damit hofft er, uns zu besiegen.«
Sie erinnerte daran, dass Israel ein starker, blühender Staat ist, den meisten anderen Staaten der Welt in den Bereichen Technologie und Wissenschaft ein gutes Stück voraus. »Die Gefallenen der israelischen Kriege sind die wahren Helden, ohne die es diese Erfolgsgeschichte nicht gegeben hätte«, so die Generalkonsulin.
»Unsere Söhne und Töchter beschützen unsere Grenzen bei Tag und bei Nacht, und wir sorgen uns um sie. Sie sind nicht dort, weil sie den Dienst an der Waffe lieben, sondern weil die Realität, die uns von Anbeginn an begleitet, das unerlässlich macht. Wir alle sehnen uns nach dem Tag, an dem unsere Kinder nicht mehr ins Militär müssen – der Traum vom Frieden lebt und pulsiert, auch wenn er in jüngster Zeit wieder in die Ecke gedrängt wurde.«
Sie zitierte die Worte des ehemaligen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin: »Wir bauen keine Siegestore und haben auch nicht das Zeug zum Heldentum. Wer wüsste besser als wir, dass Kriege, selbst wenn sie mit einem Sieg enden, eine lange Expedition des Schmerzes und der Trauer sind. Dieses Land hat großes Leid gekannt, während seiner Kriege und dazwischen, und sein Antlitz ist schmerzdurchfurcht. Bis heute zahlen wir einen hohen Preis für das Recht, hier unsere Grundfesten zu verankern und unser Heim zu bauen. Wie könnten wir es jenen zahllosen, wunderbaren jungen Männern und Frauen jemals vergelten, die für unsere Existenz hier den teuren Preis gezahlt haben? Dafür gibt es keine Entschädigung. Das wenige, was wir, die Lebenden, tun können, um unsere toten Freunde zu entschädigen, ist das Gedenken, das ihnen folgt und uns begleitet.«