An vier Tagen in der vergangenen Woche wurde getanzt, gelacht, gelernt, zugehört, gedacht und demonstriert: Das »Festival of Resilience« war ein großer Erfolg. Neben dem Gedenken an die Opfer des Anschlags auf die Synagoge von Halle vor einem Jahr wollten die Organisatoren von »Base Hillel Berlin« und ihre Unterstützer den Fokus auf die Stärke der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland legen.
»Wir wollen Widerstand zeigen und beweisen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen«, sagte Lars Umanski, Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), der Jüdischen Allgemeinen. Gerade der Gedanke, dass Juden ein positives Narrativ bekommen, sei für ihn wichtig. Denn sonst sei man zu sehr mit der Opferrolle konfrontiert. »Nun haben wir einen positiven Aspekt entgegengehalten.«
ZEICHEN Er war am Dienstag bei der Gedenkveranstaltung als Zuhörer dabei, und es beeindruckte ihn besonders, dass auch Angehörige der Opfer der Anschläge in Hanau und Mölln angereist waren. »Damit wurde ein Zeichen gesetzt: Wir sind untereinander solidarisch.«
Bereits am Montag war im Park am Gleisdreieck unter dem tatkräftigen Einsatz der Makkabi-Jugend gemeinsam eine Sukka aufgebaut worden. »Makkabi Deutschland und unserer Jugend war es wichtig, zu zeigen, dass die jüdische Gemeinschaft nicht nur untereinander, sondern mit allen Opfern und Überlebenden eng verbunden ist«, sagt Ilja Cinciper, Vorstandsmitglied der Makkabi-Deutschland-Jugend.
So wie in den Makkabi-Ortsvereinen Sportler aller Herkünfte und Religionen aktiv seien, so seien sie auch außerhalb des Sportplatzes miteinander verbunden. »Hass und Gewalt werden uns nicht spalten! Und erst recht nicht die Freude am Leben nehmen.« Anschließend fand die gemeinsame Party unter freiem Himmel statt – unter Einhaltung aller Hygienebedingungen.
GEDENKEN Dem Gedenken an die Opfer rechtsextremer Gewalt war der zweite Abend gewidmet. Durch die Veranstaltung führten Rebecca Blady (Base Berlin) und Anastasia Pletoukhina (The Jewish Agency for Israel), beide Überlebende des Anschlags in Halle. Daniel Botmann,
Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte in seiner Rede: »Halle, Hanau, Hamburg – das darf uns nicht kaltlassen. Und wieder hören wir: Es sei ein Einzeltäter, ein geistig Verwirrter mit unklaren Motiven. Was muss geschehen, bis die Zeichen der Zeit erkannt werden?« Weiter betonte er – auch an die Überlebenden von Halle gerichtet: »Wir sind nicht allein. Wir stehen zusammen.«
Für Trauer und Schmerz gebe es keine Abkürzung, meinte Anetta Kahane von der Amadeu-Antonio-Stiftung, die das Festival mitunterstützte. Sie seien alle Opfer desselben Terrors. Das reiche für ein gemeinsames Trauern. Später wurden Gedenkkerzen für die Opfer entzündet – gemeinsam von Überlebenden des Anschlags auf die Synagoge und den Kiezdöner in Halle sowie des Anschlags in Hanau.
Neben dem Gedenken an die Opfer des Anschlags wollten die Organisatoren und ihre Unterstützer den Fokus auf die Stärke der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland legen.
Nach einer musikalischen Unterbrechung sprach Faruk Arslan, der bei dem Brandanschlag auf sein Haus in Mölln 1992 seine Mutter, seine Tochter und seine Nichte verloren hatte. Er rief zur Solidarität mit den Opfern rechter Gewalt auf und verurteilte – wie zuvor Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann –, Täter als Einzelgänger darzustellen. Zum Abschluss fand am Freitag eine Gedenkkundgebung am Südstern in Berlin-Kreuzberg statt, organisiert vom Aktionsbündnis Antirassismus und Nebenklägerinnen im Halle-Prozess.
»Wir möchten durch ein würdiges Gedenken dazu beitragen, dass dieser Anschlag nie vergessen wird, dass er mahnt, Antisemitismus und Rassismus – gerade im Hinblick auf die deutsche Geschichte – nie zu verharmlosen und konsequent zu bekämpfen«, hieß es bei dem Bündnis.