Bonn

»Wir sind entrüstet und empört«

Künftig rund um die Uhr bewacht: Die Synagoge in Bonn. Foto: imago/Steinach

Frau Kaminski, was hat sich am Dienstagabend vor der Bonner Synagoge ereignet?
Ich wurde gegen 20 Uhr von Margaret Traub, der Ersten Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, angerufen. Sie sagte, sie sei von der Polizei informiert worden, dass die Synagoge von jungen Leuten angegriffen wurde. 

Welche Details sind über den Angriff bekannt?
Anwohner hatten die Polizei darüber verständigt, dass junge Leute vor der Synagoge hantiert und Steine auf das Fensterglas geworfen haben. Sie haben vor der Synagoge Feuer gemacht und eine israelische Fahne verbrannt. Es wurden in arabischer Sprache beschriftete Zettel gefunden. 

Waren zu diesem Zeitpunkt Menschen in der Synagoge?
Nein, abends war niemand dort. 

Wurde das Synagogengebäude beschädigt?
Ein Fensterglas ist durch Steinwurf zerbrochen. Es wurde auf der Straße vor der Synagoge Feuer gelegt.

Was weiß man über die Täter?
Laut Polizei waren es drei Syrer, die schon seit längerem in Deutschland leben. Sie wurden inzwischen wieder freigelassen.

Wie intensiv wurde die Bonner Synagoge von der Polizei bewacht?
Nicht rund um die Uhr. Die Polizei ist vor Ort und fährt immer wieder vorbei. Wenn jemand in der Synagoge ist, steht sie davor. Wir haben auch eine eigene Sicherheit, die aber auch nur da ist, wenn Menschen in der Synagoge sind.

Wird die Synagoge künftig besser bewacht?
Uns wurde heute morgen von der Polizei zugesagt, dass die Synagoge rund um die Uhr beschützt wird. Sie stufen die Gefährdung jetzt doch höher ein.

Wie kann das Synagogengebäude besser geschützt werden?
Die Synagoge wird gerade renoviert. In diesem Zusammenhang hatten wir Diskussionen mit der Polizei und der Politik. Sie wollten uns, was die Gefährdung angeht, nicht so hoch einstufen. Es sollte daher weniger sicheres Glas eingebaut werden. Wir meinen, dass wir Sicherheitsglas brauchen und werden uns weiter dafür einsetzen. 

Wie blicken Sie auf die gestrige Attacke?
Wir sind entrüstet und empört, dass so etwas in Deutschland passieren kann. Die Vorfälle in Israel haben überhaupt nichts mit der jüdischen Bevölkerung zu tun, die in Deutschland lebt. Wer es durcheinanderbringt und das, was derzeit in Israel leider passiert, auf Deutschland überträgt, handelt aus unserer Sicht antisemitisch.

Wie ist die Stimmung in der Gemeinde?
Wir haben Nachrichten von Mitgliedern und Freunden bekommen, dass sie entsetzt sind. Sie fragten, ob jemand verletzt wurde und wie sie uns unterstützen können. 

Was erwarten Sie von der Politik?
Was hoffen, dass die Politik uns unterstützt, bewacht, beschützt und uns Hilfe anbietet. Denn ich denke, die Gefährdung wird nicht aufhören. 

Wie antisemitisch ist der Alltag in Bonn?
Unsere Mitglieder trauen sich seit Monaten nicht mehr, mit einer Kippa oder sichtbaren jüdischen Symbolen auf die Straße zu gehen. Viele verstecken es aus Angst vor Angriffen. Vor eineinhalb Jahren wurde ein amerikanischer Professor im Hofgarten angegriffen, weil er eine Kippa trug.

Mit der Co-Vorsitzenden der Synagogengemeinde Bonn sprach Eugen El.

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024

Aus einem Dutzend Ländern kamen über 100 Teilnehmer zum Shabbaton nach Frankfurt.

Frankfurt

Ein Jahr wie kein anderes

Was beschäftigt junge Jüdinnen und Juden in Europa 13 Monate nach dem 7. Oktober? Beim internationalen Schabbaton sprachen sie darüber. Wir waren mit dabei

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Porträt

»Da gibt es kein ›Ja, aber‹«

Der Urgroßvater von Clara von Nathusius wurde hingerichtet, weil er am Attentat gegen Hitler beteiligt war. 80 Jahre später hat nun seine Urenkelin einen Preis für Zivilcourage und gegen Judenhass erhalten. Eine Begegnung

von Nina Schmedding  19.11.2024