Dialog

»Mehr miteinander reden«

Jonathan Kalmanovich alias Ben Salomo, Karolina Becker und Tugay Sarac im Gespräch Foto: Gregor Zielke

Das Engagement gegen Diskriminierung, Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit eint sie. Am Dienstag trafen sich Karolina Becker, Jonathan Kalmanovich, Burak Yilmaz und Tugay Sarac zu einem Gespräch über ihre Bildungsarbeit. Saba-Nur Cheema von der Bildungsstätte Anne Frank moderierte den Abend.

Er stand unter dem Motto »Durch unsere Augen. Junge Juden und Muslime im Dialog« und war der zweite Teil der Jahresveranstaltung des Dialogprojekts »Schalom Aleikum« des Zentralrats der Juden. Ein Anlass für das Gespräch war das am Montag präsentierte Buch Gehört werden, der dritte Band der Buchreihe zu »Schalom Aleikum«.

FREUNDSCHAFT Die 18-jährige Osnabrücker Schülerin Karolina Becker engagiert sich bei diversen interreligiösen Begegnungsprojekten. »Das Wichtigste für mich bei dieser Dialogarbeit ist, dass ich neue Menschen kennenlerne«, sagte sie.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Becker berichtete über ihre Freundschaft mit der jungen Osnabrücker Muslima Jasmin Zeitun, die infolge des Treffens in einem Begegnungsprojekt entstand. Zeitun konnte wegen eines familiären Trauerfalls nicht am »Schalom Aleikum«-Gespräch teilnehmen. 

Der 23-jährige Berliner Tugay Sarac sprang für sie ein. Sein Engagement gegen Antisemitismus begründete er unter anderem mit seiner biografischen Erfahrung der Radikalisierung als Schüler.

VORSTELLUNGEN Damals habe er keine Juden gekannt. »Ich wusste, dass ich an Schulen gehen muss und mit den Menschen darüber reden muss«, sagte Sarac, der sich in der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee engagiert. »Wir müssen generell mehr miteinander reden.«

»Wir können die neuen Generationen, die nachwachsen, noch abholen, wenn die Arbeit noch richtig professionalisiert und richtig unterstützt wird.«

Jonathan Kalmanovich

»Mir ist aufgefallen, dass einige Schüler teilweise gar nicht verstehen, dass das, was sie sagen, total antisemitisch ist«, sagte er. Sarac erklärte dies mit tradierten Vorstellungen und fehlendem Wissen. Er hob zudem den Wert von Begegnungsprojekten wie »Meet a Jew« hervor. 

Jonathan Kalmanovich, der unter dem Künstlernamen Ben Salomo bekannt ist, berichtete über seine Erfahrungen in der Rap-Szene. Er habe mit der Zeit festgestellt, dass in Songs und hinter den Kulissen antisemitische Stereotypen reproduziert würden.

https://www.instagram.com/p/CI3JNNXnypv/?utm_source=ig_web_copy_link

Kalmanovich beklagte außerdem fehlende Solidarität innerhalb der Rap-Szene ihm gegenüber. 2016 sei er wegen eines Songs antisemitisch angefeindet worden. Vor zwei Jahren habe er der Szene den Rücken gekehrt. 

CHANCE Seitdem engagiert sich Kalmanovich in der Bildungsarbeit gegen Antisemitismus an Schulen. Er sieht seine Arbeit als Chance. »Wir können die neuen Generationen, die nachwachsen, noch abholen, wenn die Arbeit noch richtig professionalisiert und richtig unterstützt wird«, mahnte er.

Zugleich verwies Kalmanovich darauf, dass der Antisemitismus an Schulen ist auch ein Problem unter Lehrern sei. »Da müsste noch sehr viel Präventionsarbeit gemacht werden«, sagte er.

»Mir ist es wichtig, an einer Generation zu arbeiten, die aufeinander zugeht.«

Burak Yilmaz

Der Duisburger Burak Yilmaz berichtete über seine Erfahrungen in der Arbeit mit muslimischen Jugendlichen. Er hat anderem Fahrten zu Gedenkstätten organisiert und leitet ein Theaterprojekt. »Mir ist es wichtig, an einer Generation zu arbeiten, die aufeinander zugeht«, sagte Yilmaz.

WIDERSPRUCH In der anschließenden Diskussion betonte Jonathan Kalmanovich, dass auch die Mehrheitsgesellschaft sich am Engagement gegen Diskriminierung beteiligen müsse. Er forderte zudem, die Informationsquellen, die Antisemitismus vermitteln, beim Namen zu nennen und ihnen zu widersprechen.

»Meine Hauptaufgabe ist, mit Muslimen zu reden und ihnen beizubringen, dass Antisemitismus scheiße ist«, sagte Tugay Sarac. In Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit sieht er zwei unterschiedliche Aspekte. »Eine Gefahr ist, dass beide Phänomene häufig gleichgesetzt werden«, stimmte Burak Yilmaz zu.

Es gehe darum, Ähnlichkeiten, Unterschiede und Wechselwirkungen zwischen Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit herauszuarbeiten. Yilmaz wies auf die Nähe zwischen den Ideologien der Täter in Halle und Hanau hin.

Lesen Sie mehr über dieses Thema in unserer Ausgabe am Donnerstag.

https://www.facebook.com/schalomaleikum/posts/1072766223192700

München

»Das ganz Andere fremder Welten«

Die Volkshochschule und das IKG-Kulturzentrum gedachten des 130. Geburtstags der Dichterin Gertrud Kolmar

von Helen Richter  05.01.2025

Feier

Dem Herzen folgen

Die IKG München und Oberbayern bedankt sich bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement

von Luis Gruhler  05.01.2025

Würzburg

Kreuzfahrer am Main

Die Abiturientin Nele Fackler wird für einen Aufsatz zur Lokalgeschichte des Antisemitismus ausgezeichnet

von Gerhard Haase-Hindenberg  05.01.2025

Buch

Jüdisch im Sauerland

Hans-Ulrich Dillmann aktualisiert seine Studie über die Gemeinde in Lüdenscheid

von Martin Krauß  05.01.2025

Apolda

Schweinekopf vor jüdischem Gedenkort abgelegt

Unbekannte Täter haben einen Schweinekopf vor einem jüdischen Gedenkort im thüringischen Apolda abgelegt – nicht zum ersten Mal

 05.01.2025

Porträt der Woche

Material für die Ewigkeit

Jehoshua Rozenman ist leidenschaftlicher Bildhauer und arbeitet vor allem mit Glas

von Alicia Rust  05.01.2025

Berlin

Salon im Raumschiff

Larissa Smurago führt die Tradition jüdischer Salonières im Kongresszentrum ICC fort. Das außergewöhnliche Gebäude soll jedoch bald anders genutzt werden

von Joshua Schultheis  04.01.2025

Eisenberg

Nur vereinzelte Anfragen von jüdischen Patienten - Waldkliniken stellen Werbung ein

Die Waldkliniken Eisenberg bieten seit Mai 2022 jüdischen Patienten nicht nur die Krankenhausbehandlung, sondern auch eine Synagoge und die Einhaltung aller jüdischen Glaubensregeln an

 04.01.2025

2024

Hebräischer Vorname ist am beliebtesten bei deutschen Eltern

Gerade unter den beliebtesten Jungennamen sind einige biblischen Ursprungs

 03.01.2025 Aktualisiert