München

»Wir hob’n geschaff’n a naje Schil«

Sie sollen mir ein Heiligtum schaffen, so werde ich unter ihnen wohnen.» Diese Aufforderung aus dem 2. Buch Mose war auf die Hauswand des Gebäudes projiziert, in dem am 13. März die Synagoge Sha’arei Zion nach der Renovierung wiedereröffnet wurde. Die Stadtteilsynagoge ist für viele Familien in Schwabing seit 1963 zur religiösen Heimat geworden.

Für Präsidentin Charlotte Knobloch ist es wichtig, dass es in einer Großstadt wie München neben der Hauptsynagoge eigene Stadtteilsynagogen gibt, die sicherstellen, dass jeder, der beten möchte, einen Ort hat, an dem er einen Minjan findet. Sie selbst hatte als junge Frau die Eröffnung dieses Betraums miterlebt, an dessen Entstehung ihr Vater Fritz Neuland sel. A. als damaliger Münchner Gemeindepräsident wesentlichen Anteil hatte.

glanz Dass diese Räume nun nach der dringend notwendigen Renovierung in neuem Glanz erstrahlen, freut Charlotte Knobloch besonders. Schließlich tragen sie «seit vielen Jahren entscheidend dazu bei, das jüdische Leben in unserer Stadt zu gewährleisten, unsere Religion zu bewahren und unsere Traditionen zu erhalten».

Es war ein beeindruckender Moment, als die Gabbaim der Synagoge Sha’arei Zion mit den Torarollen vom darüber liegenden Stockwerk des Hauses in den Betraum zogen. Feierlich umrahmt vom Gesang der Kantoren Moshe Fishel, Jehoshua Kampinski und Shlomo Weingarten sprachen die Verantwortlichen der Schwabinger Synagoge. Zunächst begrüßte Thomas Münz die Anwesenden, unter ihnen die Rabbiner Israel Meir Levinger, David Nussbaum, Yechiel Brukner, Israel Diskin und Yochonon Gordon. Münz’ Wunsch an alle war, «dass wir die Geistigkeit in unserer Synagoge als Wirklichkeit wahrnehmen». Unter den Gästen war auch der Präsident der IKG Wien, Oskar Deutsch.

Seit seiner Kindheit verbunden mit diesem Gebetshaus ist Ilan Birnbaum: «Wenn ich meine Augen schließe, höre ich die Stimmen und sehe die Gesichter einer Generation, die zum größten Teil schon von uns gegangen ist», begann er seine Ansprache. «Ich glaube, sie wären heute stolz zu sehen, wie wir ihren Weg weitergehen.»

traum Mit der Wiedereröffnung der im Volksmund als «Georgenschil» bekannten Synagoge gehe nach langer Bauzeit und noch viel längerer Planung ein Traum in Erfüllung. Vom ersten Renovierungsplan bis zur Realisierung dauerte es fast ein Jahrzehnt. Denn schließlich musste auch das nötige Geld aufgebracht werden. «Letztendlich aber», betonte Birnbaum, «waren wir uns alle einig, dass es an der Zeit war, unserem alten Schtibel ein neues Gesicht zu schenken und aus der 1963 zur Synagoge umfunktionierten Wohnung wieder eine funktionierende Synagoge herzustellen. Gemeinsam mit Thomas Münz, Chaim Szeinwald und Michael Fischbaum fingen wir an, das Unmögliche möglich zu machen.»

Wichtiger Meilenstein und Startschuss war ein Gespräch mit Präsidentin Charlotte Knobloch über einen Zuschuss von der IKG. «Für uns ging es um alles oder nichts. Eine Absage hätte alle unsere Träume wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen», erzählte Birnbaum. «Nervös wie Schuljungen vor der Zeugnisverteilung» seien sie gewesen. Es klappte, und so dankte er am Eröffnungsabend Charlotte Knobloch ebenso wie IKG-Geschäftsführer Chil Rackowski noch einmal «für die Unterstützung und den Zuspruch vor und während der Bauphase. Ohne ihr persönliches Engagement würde dieses Projekt heute nicht stehen.»

Jetzt konnte und musste das Fundraising beginnen. Tom Fechtner, Architekt und Mitbeter in der Synagoge, betreute die Renovierung honorarfrei. Da fielen viele Stunden der Planung im Büro und spät nachts zu Hause an, Zeit auf der Baustelle – und all das neben einem Fulltime-Job. «Das tolle Ergebnis spricht für sich und dich», dankte Birnbaum. Eine große Hilfe war und ist auch Michael Fischbaum, der neben vielem anderen die Manpower seines Unternehmens auch in Sachen Finanzen Sha’arei Zion zur Verfügung stellt.

gebete «Ihr seid Sha’arei Zion. Ihr seid es, die aus einer Altbauwohnung eines Wohngebäudes ein Gotteshaus gemacht habt. Ihr seid es, die diesen Ort mit Gebeten füllt, und zu dem macht, was er ist», dankte Birnbaum allen Spendern und Helfern. Gleichzeitig gedachte er aller, die in früheren Jahren die Synagoge mit Leben erfüllt hatten und «leider nicht mehr unter uns sind».

Heute ist das Engagement von Thomas Münz und Chaim Szeinwald wichtig, wenn es um das Leben in der Georgenschil geht. Sie organisieren seit Jahren die Minjanim und bereiten die Schabbatot vor. «Ohne euch wäre die Schil nur eine Synagoge», sagte Ilan Birnbaum. Dass das Gotteshaus nicht nur Beth ha Knesset, sondern auch Beth ha Midrasch ist, nicht nur Versammlungsraum zum Gebet, sondern auch ein Haus des Lernens und des Gesprächs, hatte Rabbiner Levinger zuvor betont.

«Wir hob’n geschaff’n far insere zukünftigen Doires (Generationen) a naje Schil. Dus is gewejn inser heilig Ziel», fasste Chaim Szeinwald schließlich all die Mühen und Abläufe der Renovierungsarbeiten in jiddischen Reimen kurzweilig zusammen. Mit einer Gedenkminute an die Verstorbenen, die vor einem halben Jahrhundert das geistige Leben hier begründet hatten, leitete Michael Fischbaum, ebenfalls Gabbai von Sha’arei Zion und Vizepräsident der Kultusgemeinde, seine Ansprache ein.

würdig Fischbaum dankte noch einmal all den zahlreichen Spendern und Helfern, besonders Charlotte Knobloch: «Eines soll jeder wissen: Ohne unsere Präsidentin wäre diese Synagoge bei Weitem nicht so würdig geworden, wie sie ist!»

Er würdigte auch die Leistung von Schlomo und Ella Birnbaum und sagte zu deren Kindern: «Ihnen ist es zu verdanken, dass ihr wisst, woher ihr kommt und wo ihr hingehen müsst! Alle vier von euch wurden mit viel Liebe, Zeit und Wissen um die Vorbildfunktion überschüttet.»

München

Bayern-Torwart Peretz fällt vor Gladbach-Spiel mit schmerzhafter Nierenquetschung aus

Droht den Bayern beim Gladbach-Spiel ein Torwartproblem? Zuletzt fehlte Manuel Neuer, jetzt ist auch noch dessen Vertreter verletzt

 09.01.2025

Vorsätze

Alles neu macht der Januar

Vier Wochen Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßes? Oder alles wie immer? Wir haben Jüdinnen und Juden gefragt, wie sie ihr Jahr begonnen haben und ob sie auf etwas verzichten

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Katrin Richter  09.01.2025

Würdigung

»Vom Engagement erzählen«

Am 10. Januar laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau zum Neujahrsempfang. Auch die JSUD-Inklusionsbeauftragte Jana Kelerman ist dabei

von Katrin Richter  09.01.2025

Gedenktag

Uraufführung mit den »Violins of Hope«

Ein besonderes Konzert anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz hat sich das Rundfunk-Sinfonieorchester vorgenommen. Es interpretiert ein Werk für die Geigen, die die Schoa überstanden haben

von Christine Schmitt  08.01.2025

Universität

Preise der »World Union of Jewish Students« in Berlin vergeben

Die weltweite Vertretung jüdischer Studierender hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und besonders verdienstvolle Personen und Verbände ausgezeichnet

 07.01.2025

Interview

Katholischer Verband verwaltet Sparbücher der SS: »Falls noch jemand kommt«

Seit rund 70 Jahren verwaltet die Katholische Jugendfürsorge München (KJF) Geld, das die SS einst für unehelich geborene Kinder anlegte. Die rechtmäßigen Besitzer könnten ja noch aufkreuzen, sagt KJF-Vorständin Barbara Igl

 07.01.2025

München

»Das ganz Andere fremder Welten«

Die Volkshochschule und das IKG-Kulturzentrum gedachten des 130. Geburtstags der Dichterin Gertrud Kolmar

von Helen Richter  05.01.2025

Feier

Dem Herzen folgen

Die IKG München und Oberbayern bedankt sich bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement

von Luis Gruhler  05.01.2025

Würzburg

Kreuzfahrer am Main

Die Abiturientin Nele Fackler wird für einen Aufsatz zur Lokalgeschichte des Antisemitismus ausgezeichnet

von Gerhard Haase-Hindenberg  05.01.2025