Herr Goldenberg, in diesen Tagen sind Sie hauptsächlich auf Sportplätzen anzutreffen, um die Makkabi Junior Games in München vorzubereiten, für die Sie maßgeblich verantwortlich sind. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Junior Games ins Leben zu rufen?
Alex Bondarenko, der ebenfalls bei Makkabi aktiv ist, und ich waren bei der Makkabiade in Israel im vergangenen Jahr als Betreuer für die deutsche Mannschaft zuständig. Wir haben die zweieinhalb Wochen mit den Kids in Haifa verbracht und die wunderbare Dynamik und Gruppenatmosphäre vor Ort erlebt. Wir fanden es schade, dass wir nach dem offiziellen Teil wieder nach Hause mussten, denn da hatte sich eine tolle Gruppe gebildet. Da habe ich vorgeschlagen, dass wir den Schwung, die Ideologie und die Atmosphäre aufgreifen müssen – und zwar möglichst schnell. Damit stand fest, dass wir ein Event für die Kinder schaffen werden.
Mehr als 300 Nachwuchssportler werden nun nach München fahren. Hatten Sie wirklich mit so vielen gerechnet?
Mit maximal der Hälfte. Die Spiele waren für 150 Kinder und Jugendliche konzipiert. Es scheint einen Bedarf gegeben zu haben, daher überlegen wir nun fleißig, wie wir dieses Event in die Zukunft führen können.
Es wird also nicht bei einer einmaligen Veranstaltung bleiben?
Nein, auf keinen Fall. Insgesamt haben wir einen neuen Vierjahresplan für Makkabi Deutschland aufgestellt. Man kann sich daran orientieren, dass alle vier Jahre die weltweiten Makkabi-Spiele in Israel stattfinden, dazwischen alle vier Jahre die European Maccabi Games (EMG). Wir möchten jedes Jahr eine große Veranstaltung für Makkabi haben. Daher ist noch Platz für die Junior Games (JG). Also in zwei Jahren, nach den EMG in Budapest. Die JG sind für alle zwei Jahre angedacht.
Für welche Sportarten haben Sie besonders viele Anmeldungen?
Ganz klar, wie immer, der große Renner ist Fußball. Aber auch Tennis, Tischtennis, Basketball erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Volleyball war weniger gefragt.
Sie haben erstmals den sogenannten E-Sport in das Programm aufgenommen. Was hat man darunter zu verstehen?
Damit bezeichnet man den sportlichen Wettkampf zwischen Menschen mithilfe von Computerspielen. Das gibt es übrigens schon seit 1950. Doch zum E-Sport haben sich weniger angemeldet, als wir dachten. Wir glaubten, dass wir in der Disziplin regelrecht überrannt werden, und haben uns richtig Sorgen gemacht, wie wir das technisch umsetzen, ob wir beispielsweise eine eigene Halle brauchen. Aber es haben sich nur etwa 15 Jugendliche dafür gemeldet. Die meisten Teilnehmer sind tatsächlich klassische physische Sportler, die rausgehen aufs Feld, schwitzen und körperliche Leistungen erbringen. Mal gucken, wie es mit E-Sport laufen wird.
Wie sind Sie darauf gekommen, E-Sport anzubieten?
Es gibt mittlerweile in Japan und Korea ganze Ligen mit E-Sport. Er entwickelt sich im Ausland und erhält international eine große Anerkennung. In Deutschland findet demnächst eine Tagung dazu statt, und wir dachten uns, dass es ein moderner Bereich ist, den wir aufgreifen wollten. Von der Förderseite gab es auch den einen oder anderen Rüffel, sodass wir lernen mussten, dass in Deutschland dieser Sport noch nicht förderungswürdig ist.
Warum haben Sie sich für den Austragungsort München entschieden?
Mitglieder von unserem ehemaligen Präsidium waren bei einer Gedenkveranstaltung am Mahnmal der ermordeten israelischen Olympioniken von 1972. Dort haben sie den damals noch amtierenden Ministerpräsidenten von Bayern, Horst Seehofer, getroffen und ihm von ihrem Plan erzählt. Er fand die Idee wohl ganz toll und lud uns nach München ein. Außerdem stellte er in Aussicht, dass wir dann auch eine entsprechende Förderung erhalten könnten.
Und das ist dann auch geschehen?
Leider nein. Wir haben diverse Anträge ans Land Bayern gestellt, aber bisher keine Förderung erhalten. Nun haben wir noch einmal einen Antrag eingereicht aufgrund der neuen Situation, also der vielen Teilnehmer und der Bedeutung des Events. Es ist noch nicht ganz vom Tisch, vielleicht klappt es auf der Ziellinie. Aber viele haben uns unterstützt – wie der Zentralrat, die Zentralwohlfahrtsstelle und die Stadt München.
Welche Städte waren vorher im Rennen?
Frankfurt und München, denn die beiden Städte haben die größten Ortsvereine von Makkabi. Wir können die Anlage von Maccabi München nutzen, wofür wir dankbar sind. Mal schauen, wie es in zwei Jahren aussieht. Auf jeden Fall werden die Junior Games beim nächsten Mal in einer anderen Stadt ausgetragen.
Wie sieht es mit der Verpflegung aus?
Koscheres Essen ist bestellt, ebenso gibt es viel Vegetarisches. Auf dem Makkabi-Gelände versorgt uns ein Caterer. Frühstück gibt es in den angeschlossenen Hotels, die auf unsere speziellen Ernährungswünsche eingehen.
Gibt es auch Gottesdienste?
Ja, auf dem Gelände von Maccabi München. Dort steht dann ein Zelt für bis zu 400 Personen, damit wir auch bei schlechtem Wetter gemeinsam beten und essen können. Der Münchener Rabbiner Avigdor Bergauz wird dabei sein und uns für den Schabbat unterstützen. Wir haben tatsächlich die Anfrage eines 14-Jährigen erhalten, der am Samstag aus der Tora lesen möchte. Das ist ein tolles Bild und Symbol für die anderen, dass einer aus den eigenen Reihen so etwas macht. Der Rabbi wird zwei Workshops zu den Wochenabschnitten anbieten.
Eine Gedenkveranstaltung wird es auch geben?
Ja, im Olympiapark. Gedacht wird der ermordeten Sportler von Olympia 1972. Wenn wir als Sportler nach München kommen, dann versteht sich das von selbst. Wir gehen die Strecke ab, von der Stelle aus, wo das Attentat stattgefunden hat, bis zum neu errichteten Mahnmal, was wenige Gehminuten entfernt ist. Wir haben Zusagen von Oberbürgermeister Dieter Reiter, der israelischen Generalkonsulin Sandra Simovich und dem Antisemitismusbeauftragten Felix Klein. Es wird drei Redner geben. Außerdem haben wir Zeitzeugen aus Israel eingeladen, die ebenfalls teilnehmen werden.
Wie viele Mitarbeiter sind hinter den Kulissen damit beschäftigt, dass die Junior Games ein Erfolg werden?
Wir sind jetzt ein fünfköpfiges Team, das die ganze Zeit an der Arbeit ist. Dazu kommen noch viele ehrenamtliche Helfer, Betreuer, Head of Sport, Volontäre, die beispielsweise bei der Getränkeversorgung im Einsatz sind oder die Kinder begleiten. Einige werden auch für das pädagogische Programm zuständig sein, gerade im Zusammenhang mit der Gedenkzeremonie muss eine Aufarbeitung angeboten werden. Es dürften mehr als 50 Personen sein, die uns unterstützen. Dazu kommt natürlich noch die Sicherheit. Wir haben mittlerweile eine eigene Makkabi-Sicherheit.
Was sollen die Kinder neben Medaillen von den Spielen mit nach Hause nehmen?
Die Makkabi Junior Games sind ein sportliches Event, sie sind kein Leistungszentrum. Es geht uns darum, eine gute Zeit zu haben, den Kindern eine gute Zeit zu bescheren. Wir wollen, dass sie neue Freundschaften schließen und ihre Liebe zum Judentum, zu Israel und zum Sport finden oder intensivieren und zu den nächsten Spielen wiederkommen. Wir wollen ihnen ermöglichen, dass sie Gleichaltrige aus anderen Städten und Ländern treffen – wir haben auch Teilnehmer aus den Niederlanden und der Schweiz.
Sie selbst sind auch Sportler gewesen. Wie erfolgreich waren Sie?
Meine eigene sportliche Karriere liegt schon etwas zurück. Im Moment lebe ich mich im Funktionärstum aus. Aber ich habe zu Hause ein paar Medaillen vom Schwimmen, Judo, von Leichtathletik und Ski und eventuell vom Tennis – da bin ich mir aber nicht so sicher.
Haben diese Auszeichnungen einen Ehrenplatz?
Ich fürchte, dass sich die Medaillen mittlerweile in einer Kiste neben den Babyfotos befinden.
Das Sportevent findet ja zum ersten Mal statt und befindet sich vielleicht in einer Art Erprobungsstadium. Wie viele Medaillen sind denn für die Junior Games gestanzt worden?
Wir haben eigene Designs für die Junior Games entwerfen lassen, auch für Medaillen, Urkunden und Auszeichnungen. Ich möchte noch keine genauen Zahlen nennen, wie viele Medaillen, Pokale und spezielle Auszeichnungen es geben wird, aber auf jeden Fall wird es sich um einen dreistelligen Bereich handeln.
Hätten die Junior Games das Zeug dazu, so groß zu werden wie die Jewrovision?
Die Jewrovrision ist zu einem leuchtenden Beispiel für die Jugendarbeit geworden. Dort gibt es eine große Massenbegeisterung. Es wäre natürlich wünschenswert, dass wir in zehn Jahren auch von 2000 Fans sprechen können. Ich fürchte, ganz so umfangreich wird es nicht werden. Aber ich sehe Entwicklungspotenzial. Das kann etwas Großes, schön Regelmäßiges werden.
Mit dem Vize-Präsidenten für Sport von Makkabi Deutschland und Organisator der Makkabi Junior Games sprach Christine Schmitt.