Herr Schmitges, am 2. August beginnt die »Festival Week« beim Yiddish Summer Weimar. Was erwartet das Publikum?
Wir beschäftigen uns während des Yiddish Summer Weimar erstmals mit Israel. Die Welt glaubt, in Israel seien der Klezmer und jiddische Lieder richtig populär. Aber das stimmt nicht. Das Jiddische war bislang dort kaum ein Thema. Nun schauen wir, was es an jiddischer Kultur und anderen Diaspora-Kulturen in Israel gibt, und begeben uns auf Spurensuche.
Das diesjährige Motto heißt »The Other Israel: Seeing Unseen Diasporas«. Warum haben Sie dieses Thema ausgewählt?
Es gibt wirklich viele Minderheiten in Israel. Diese internationalen Einflüsse sind enorm. Derzeit besinnen sich viele Menschen bewusst wieder auf ihre Wurzeln. Es gibt eine geglückte Integration von verschiedenen Minderheiten, ohne die eigenen Wurzeln dabei zu vergessen.
Inwiefern spiegelt sich das im Yiddish Summer wider, der ja als eine der Geburtsstätten der Erforschung jiddischer Musik und Kultur gilt?
Genau darüber wollen wir während des Festivals diskutieren, und wir werden es musikalisch erleben. Der Yiddish Summer Weimar war in den vergangenen Jahren immer wieder auch eine Gelegenheit für internationale Gespräche und Experimente.
Auf dem Programm stehen 85 Veranstaltungen. Es gibt einige bekannte Gesichter, aber auch Gäste, die erstmals dabei sind.
Ein sehr prominentes Beispiel für das Leben in Israel ist Yair Dalal, der in Weimar übrigens seinen 62. Geburtstag feiern wird. Er wurde in Bagdad geboren, spielt Oud und Violine. Manchmal singt er auch. Er gilt als einer der prominentesten Vertreter jüdischer Musik, der arabische Wurzeln hat. Er präsentiert das jüdisch-arabische Erbe von Bagdad. Ein zweites großes Austauschprojekt während des Yiddish Summer Weimar ist das Caravan Orchestra. 30 jüdische, arabische und deutsche Musikerinnen und Musiker werden dabei spielen – in Kooperation mit der Universität von Haifa. Auch das Projekt »Geheime Lieder jemenitischer Frauen« – erstmals gesungen von Igal Mizrahi aus Israel – ist ein Hochgenuss jiddischer Kultur. In den 50er-Jahren kamen seine Mutter und Großmutter aus dem Jemen nach Israel. Die Lieder jemenitischer Frauen wurden über Generationen von Müttern an die Töchter weiter gegeben. Nun tritt Igal Mizrahi mit seinem Ensemble Gulaza auf, nachdem er bereits international mit diesen Liedern erfolgreich war.
Der Yiddish Summer Weimar ist neben dem Achava-Festival im September und den jüdisch-israelischen Kulturtagen Mitte Oktober die erste der drei Veranstaltungen. Wie ist generell das Feedback?
Richtig gut. Wir haben mehrere Spielstätten, und wir waren auch in diesem Jahr wieder mit den Kantoren Israel Goldstein und Eliyahu Schleifer in der Alten Synagoge beim »Yiddish Summer goes Erfurt«. Im vergangenen Jahr hatten wir 10.000 Besucher. Wir werden sehen, wie viele Menschen in diesem Jahr lebendige jiddische Kunst und Kultur erleben wollen.
Mit Andreas Schmitges, dem Kurator des Yiddish Summer Weimar, sprach Esther Goldberg.
Weitere Infos gibt es unter: www.yiddishsummer.eu