Reaktion

»Wir alle müssen ihren Einsatz weitertragen«

Esther Bejarano (1924–2021) Foto: Gesche M. Cordes

Internationales Auschwitz-Komitee: »Ihre Gabe, Menschen für die Bewahrung der Erinnerung zu gewinnen war ebenso legendär wie ihr Zorn über die Dummheit des Rechtsextremismus und den überall hervorbrechenden Antisemitismus, der sie zutiefst verstörte. Wir trauern gemeinsam mit ihrer Familie um diese großartige, mutige und unerschütterliche Frau, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück, Antifaschistin, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees und Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Sängerin, Zeugin der Zeit. Heute wollen wir innehalten. Und schweigen und trauern. Um dann Esther Bejaranos Auftrag zu erfüllen: Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht.«

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: »Mit ihrem Tod haben wir einen großen Verlust erlitten. Sie wird immer einen Platz in unserem Herzen haben. Bejarano hat am eigenen Leib erfahren, was es heißt, diskriminiert, verfolgt und gefoltert zu werden. Wir verlieren mit ihr eine mutige Persönlichkeit, die sich bis zuletzt für die Verfolgten des Naziregimes eingesetzt hat. Und wer sie je in ihrem musikalischen Element erlebt hat, wird sich immer daran erinnern: So mitreißend war sie!«

CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet: »Esther Bejarano: ›Was in den Gaskammern endete, begann mit Repression, Ausgrenzung, Rassismus!‹ Die Auschwitz-Überlebende ist nach einem Leben voller Engagement heute verstorben. Ihr Vermächtnis, der Kampf gegen Rechts, gegen Antisemitismus und Rassismus bleibt.«

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock: »Ihre Stimme hatte Gewicht und sie wird fehlen. Es ist an uns, das Erlebte, das Erzählte von Menschen wie Esther Bejarano weiterzutragen, zu erinnern und für die Zukunft nie zu vergessen.«

Außenminister Heiko Maas: »Sie war eine wichtige Stimme im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus. Die wundervolle Ester Bejarano überzeugte mit ihrer Lebenskraft und unglaublichen Geschichte. Ihre Stimme wird uns fehlen. Mit Esthers Bejaranos Tod ist die Welt ein Stück dunkler geworden, obwohl uns gerade dieser eine Mensch so viel Licht geschenkt hat. Wir werden sie in diesen Tagen des anwachsenden Rechtsextremismus schmerzlich vermissen.«

Erster Bürgermeister der Hansestadt, Peter Tschentscher: »Mit dem Tod von Esther Bejarano verliert Hamburg eine außergewöhnliche Bürgerin, die sich bis ins hohe Alter für das Gemeinwohl engagierte. Mit ihren oft streitbaren Wortmeldungen hat sie über viele Jahrzehnte wichtige Impulse für Demokratie, Erinnerungskultur und Gleichberechtigung gegeben.«

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch: »Esther Bejarano sah sich zeitlebens in der Verpflichtung, für Demokratie, Miteinander und Respekt einzutreten, und mit aller Kraft forderte sie dieses Engagement gegen neuen alten Rechtsextremismus auch aus der Gesellschaft ein. Ihre Geschichte und ihre Stimme werden nicht zu ersetzen sein, aber ihren Einsatz müssen wir alle weitertragen. Über viele Jahrzehnte hinweg war sie eine der lautesten Stimmen gegen das Vergessen, ihr Einsatz dabei stets eine Inspiration. Vor allem gelang aber es ihr immer wieder, gerade auch die junge Generation zu erreichen.«

Linke-Bundesvorsitzende Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow: »Sie ist ein Vorbild für uns und ihr Lebensweg bleibt uns ein Auftrag. Sie sagte immer: ›Ihr habt keine Schuld an dem, was passiert ist. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt.‹ Wir werden weiter wissen wollen, uns weiter der extremen Rechten entgegen stellen, auch im Gedenken an Esther Bejaranos Lebenswerk.«

Kulturstaatsministerin Monika Grütters: »Esther Bejarano hat sich als Holocaust-Überlebende ein Leben lang dem Schmerz des Erinnerns gestellt. Sie unternahm alles dafür, dass die schrecklichen Folgen des nationalsozialistischen Rassenwahns und die grauenhaften Auswüchse eines totalitären Staates nicht in Vergessenheit geraten. Mit ihren einfühlsamen Worten hat sie insbesondere junge Menschen heraus aus dem Schweigen in das Miteinander der Verständigung geführt. Wir werden Esther Bejaranos unschätzbaren Beitrag zur Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte schmerzlich vermissen.«

Seenotrettungsorganisation Sea-Watch: »Wir bewundern sie für ihre Vehemenz, mit der sie sich bis zu ihrem Lebensende für Antifaschismus eingesetzt hat«, hieß es. »Auch wir wollen in ihrem Gedenken weiterkämpfen – gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Faschismus.«

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow: »Esther Bejarano stand für Nachdenklichkeit, Versöhnung, ja auch Liebe. Ihre Botschaft war, dass man sich auch von dem Hass des Nationalsozialismus nicht kaputt machen lassen darf.«

SPD-Politiker Karl Lauterbach: »Die ZeitzeugInnen sterben, aber Ihre Erinnerungen an den Holocaust dürfen wir nie vergessen. Esther Bejarano hat ein Leben lang für eine bessere Zukunft gekämpft. Ein beeindruckender Mensch. Sie hat das schlimmste Verbrechen der Menschheit überlebt ohne am Menschen zu verzweifeln.« dpa/ja/epd/kna

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Essay

Zeugen des Lebens

Mensfelden war für unseren Autor immer ein Dorf ohne Juden. Doch ein besonderer Fund warf für ihn ein neues Licht auf die Geschichte seines Heimatortes. Eine Spurensuche

von Joël Ben-Yehoshua  30.12.2024

Chanukka

»Jüdisches Leben gehört zur DNA Berlins«

Am Brandenburger Tor hat der Berliner Bürgermeister die fünfte Kerze der Chanukkia entzündet. Auch Margot Friedländer nahm an der Zeremonie teil

 29.12.2024

2024

Hebräischer Vorname ist am beliebtesten bei deutschen Eltern

Gerade unter den beliebtesten Jungennamen sind einige biblischen Ursprungs

 29.12.2024

Interview

»Es war ein hartes Jahr«

Yana Naftalieva über das Treffen der World Union of Jewish Students in Berlin, Antisemitismus an Universitäten und ihre Wünsche für 2025

von Joshua Schultheis  27.12.2024

Wien/Frankfurt

Generationen verbinden

Das ZWST-Projekt »Adopt a Safta/Saba« erhält den Alexander Friedmann-Preis

von Stefan Schocher  27.12.2024

Chanukka-Umfrage

»Wir brauchen das Licht«

Was für Lieblingssymbole haben Gemeindemitglieder? Und wie verbringen Familien das Fest, wenn ein Partner Weihnachten feiern möchte? Wir haben nachgefragt

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt  25.12.2024

Berlin

Wenn Hass real wird

Die Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Einfluss sozialer Medien

von Alicia Rust  23.12.2024

Interview

»Wir sind neugierig aufeinander«

Amnon Seelig über die erste Konferenz des Kantorenverbandes, Lampenfieber und das Projekt Call a Kantor

von Christine Schmitt  22.12.2024

Porträt der Woche

Ein Signal senden

David Cohen ist Geschäftsführer eines Unternehmens und setzt sich gegen Judenhass ein

von Matthias Messmer  22.12.2024