Es war ein in mehrfacher Hinsicht besonderer Abend. Am vergangenen Sonntag folgten mehr als 100 Gäste der Einladung von WIZO Frankfurt in das in der Nähe der Mainmetropole gelegene Kempinski Hotel Gravenbruch. Zum einen galt es, den 101. Geburtstag der zionistischen Frauenorganisation zu feiern. Außerdem wurde an diesem Abend ein über 220 Seiten umfassendes Buch zum 100. Gründungsjubiläum der WIZO präsentiert.
Nicht zuletzt war die Zusammenkunft auf der sonnenbeschienenen Hotelterrasse von Wiedersehensfreude bestimmt. Denn die WIZO konnte erstmals seit einem Jahr wieder zu einer Präsenzveranstaltung einladen. »Mit Glück und Sonnenschein feiern wir heute wieder«, sagte Nicole Faktor, die Präsidentin von WIZO Deutschland, der Jüdischen Allgemeinen. Die Feier fand unter Einhaltung von Corona-Schutzvorkehrungen statt: Die Teilnahme war nur für vollständig geimpfte, genesene oder negativ getestete Personen mit entsprechendem Nachweis möglich.
Blue Hour Der Erlös der mit »Blue Hour« überschriebenen Veranstaltung kam Projekten im Süden Israels zugute, die sich um Traumabewältigung und Schadensbeseitigung nach den jüngsten Raketenangriffen der Hamas aus dem Gazastreifen kümmern. »Wir haben einen mobilen Bombenschutzraum für unser Jugenddorf Hadassim gespendet«, berichtet Faktor über die im Mai angelaufene Spendenaktion.
Esther Sharell, langjährige Schatzmeisterin der WIZO Deutschland, war ebenso unter den Gästen der Feier wie Ehrenpräsidentin Diana Schnabel. Im Gespräch würdigte Schnabel Matthias Fuchs, Geschäftsführer der in Berlin und Darmstadt ansässigen Corporate-Publishing-Agentur mfk und Herausgeber des Rebels with a cause betitelten Jubiläumsbandes, als einen Mann, »der von außen die WIZO kennengelernt und verstanden hat«. »Eine Riesenehre« sei für ihn die Anfrage von WIZO Deutschland gewesen, sagte Matthias Fuchs der Jüdischen Allgemeinen. Er habe keine Sekunde gezögert und zugesagt. Eineinhalb Jahre habe die Arbeit an dem Buch gedauert. Mehrmals sei er zu Recherchen nach Israel gereist. Die Pandemie habe für Verzögerungen gesorgt. Der in zehn chronologische Kapitel unterteilte, reich bebilderte Band porträtiert laut Fuchs »starke Frauen« und »starke Zionistinnen« – so zum Beispiel Golda Meir, Rebecca Sieff und Vera Weizmann.
Buch »Ich habe unheimlich viel gelernt über viele wichtige Zionistinnen«, resümiert Fuchs. Aus deutscher Sicht seien insbesondere die 60er-Jahre spannend. Als Belege für die Bedeutung dieser Dekade führt Fuchs die ersten deutsch-israelischen Kontakte, die Wiedergründung von WIZO Deutschland und die Eröffnung des Theodor-Heuss-Familientherapiezentrums in Herzlija an. Jeder Gast der Feier konnte ein Exemplar des Buches mit nach Hause nehmen. Diese Überraschung kündigte Nicole Faktor in ihrer Ansprache an. Sie begrüßte ausgewählte Gäste namentlich und dankte ihren Vorstandskolleginnen sowie den an der Organisation der Feier beteiligten WIZO-Damen. »Das vergangene Jahr war anders: digital«, sagte Faktor. Sie blickte auf mehrere Zoom-Veranstaltungen, Spendenkampagnen und Aktionen zurück.
Faktor hob nochmals die Spendenaktion für die von Raketenangriffen aus Gaza betroffenen Projekte im Süden Israels hervor. Sie freue sich über die hohe Spendenbereitschaft: »Es war ein sensationeller Erfolg.« Und sie betonte: »Die WIZO Deutschland war die erste, die reagiert hat.« Die wegen der Pandemie weiterhin unsichere Situa-tion prägte ihren Ausblick: »Lasst uns hoffen, dass wir dieses Jahr nicht nur einmal zusammenkommen.« Für den 20. November sei die WIZO-Patenschaftsgala geplant. »Wir werden WIZO und Israel feiern«, kündigte Faktor an. Sie hoffe, dass es in diesem Jahr klappen wird.