Das Kaddisch von Rabbiner Tuvia Ben-Chorin verhallt über dem Guten Ort. Kantor Isaac Sheffer singt vor den Gästen aus Templin, Brandenburg und Berlin. Michael Joachim, Vorsitzender der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, dankt der Stadt Templin sowie den Gruppen und Initiativen, die das Friedhofs-Areal nun – 73 Jahre nach der Pogromnacht, in der es verwüstet wurde – wieder in eine würdige Form gebracht haben.
Bis vor Kurzem war dem begrünten Hügel in Templins Innenstadt seine Geschichte kaum mehr anzumerken. Zwar hatten Anwohner noch in den 80er-Jahren dafür gesorgt, dass ein Gedenkstein mit der Aufschrift »Ruhestätte der Jüdischen Gemeinde Templin« errichtet wurde. Doch schon 1945 waren die Grabsteine zerstört und ihre Reste systematisch abgetragen worden. 1951 hatte man das Gelände in eine kleine Parkanlage umfunktioniert.
Initiative Durch starke Regenfälle hatte sich 2007 auch noch die alte Stützmauer des Friedhofes gelöst, auf dem die letzten Juden in den 20er-Jahren beerdigt worden waren. Der am örtlichen Gymnasium tätige Religionslehrer Holger Losch initiierte zusammen mit Jugendlichen das Projekt »Jüdischer Friedhof Templin«, für das die Evangelische Kirchengemeinde die Trägerschaft übernahm und das die Stadt unterstützte.
Die Schüler recherchierten zur jüdischen Geschichte im Ort, fertigten eine Broschüre Spuren jüdischen Lebens in Templin an und gingen dann entschieden daran, das Friedhofsgelände zu sichern und neu zu gestalten. Am 9. November 2008 enthüllten sie einen Gedenkstein aus Granit, den sie in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland entworfen hatten.
Spenden Inzwischen ziert den Friedhof eine neue Umgrenzungsmauer, ein repräsentatives Eisentor, gepflegte Anlagen, Informationstafeln und eine Bronzetafel mit den Namen der hier bestatteten Menschen. 70.500 Euro kostete das Sanierungsprojekt. 50.000 Euro kamen vom Land Brandenburg, der Rest sind städtische Gelder sowie Spenden, erklärt Templins Bürgermeister Detlef Tabbert. Er lobte neben dem Einsatz der Gymnasiasten auch das Engagement lokaler Firmen. Persönlich dankte er Peter Fischer vom Zentralrat und Joachim Jacobs, Gabbai in der Berliner Gemeinde.