Die Sonne lacht, Kinder singen, Eltern und Großeltern suchen sich im Garten einen schattigen Platz: Groß und Klein waren versammelt beim diesjährigen Sommerfest der Kita in der Möhlstraße. Unter ihnen waren auch IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch und Zentralratspräsident Josef Schuster, die eine als Repräsentantin der Münchner Kultusgemeinde, der andere rein privat. So oder so dauerte es eine Weile, bis Romana Alfred sich für ihr Grußwort Gehör verschaffen konnte.
Dass der Nachwuchs sich lieber gleich auf Schatzsuche im Sandkasten begeben hätte, wusste die langjährige Leiterin der Kita natürlich. Aber dieses Sommerfest war besonders, denn gefeiert wurde in diesem Jahr das zehnjährige Jubiläum der von der Arbeiterwohlfahrt München (AWO) im Auftrag der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern betriebenen Kindertagesstätte.
Die Geschichte der Kinderbetreuung in der Möhlstraße reicht aber viel weiter zurück, und überhaupt war das Haus mit der Nummer 14 bereits nach dem Zweiten Weltkrieg ein wichtiges Zentrum der jüdischen Gemeinde in München. In der neobarocken Villa war unter anderem das »Bayerische Hilfswerk für die durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen« untergebracht. Hier wirkte auch der »Staatskommissar für rassisch, religiös und politisch Verfolgte«, Philipp Auerbach, der sich mit großer Beharrlichkeit für die Rechte der jüdischen »Displaced Persons« einsetzte.
Nach einer gründlichen Renovierung und Umstrukturierung wurde die Kita im Juli 2014 wiedereröffnet.
Anschließend befanden sich in der Villa bis zur Eröffnung des Jüdischen Gemeindezentrums im Jahr 2007 die Sinai-Grundschule und der Kindergarten der Gemeinde, damals noch als Mieter. Nach einer gründlichen Renovierung und Umstrukturierung wurde die Kita im Juli 2014 wiedereröffnet, inzwischen im Besitz der Kultusgemeinde. In zwei Kindergarten- und vier Krippengruppen werden heute 98 Kinder betreut.
Romana Alfred hat mit ihrer Arbeit einen bedeutenden Anteil am Erfolg des neuen Konzepts. »Viele der heutigen Eltern waren selbst einmal Kindergartenkinder in der Möhlstraße«, bemerkte Gemeindepräsidentin Charlotte Knobloch. »Heute wollen sie ihren Nachwuchs selbst hier betreut sehen. Ein schöneres und größeres Kompliment kann es nicht geben!« Wie Knobloch weiter betonte, ermöglicht die Kita in der Möhlstraße »ein Aufwachsen in der jüdischen Tradition, unseren Festen, den Liedern, den Werten«.
Kita-Leiterin Alfred selbst hatte in ihrer Ansprache vor allem ihren vielen Gästen zu danken. Dabei wandte sie sich an die AWO München, an Talia Presser, die vor zehn Jahren im Vorstand mit der Möhlstraße befasst gewesen war, und das ganze Team der Tagesstätte sowie auch an die IKG-Präsidentin selbst. »Frau Knobloch hat mich damals zurück in die Möhlstraße geholt«, erklärte Alfred. »Sie hat uns hier wieder ein zweites Zuhause gegeben.«
Die Kinder jedenfalls genossen das Sommerfest sichtlich. Nach den Ansprachen konnten sie sich nicht nur draußen austoben, auch in den Räumen der Kita wurde einiges an Programm geboten. Zwischen Kinderlachen und dankbaren Erwachsenen wuchs so die Vorfreude auf die nächsten zehn gemeinsamen Jahre.