In Potsdam wurde des im März vergangenen Jahres verstorbenen Rabbiners Nachum Presman gedacht. In Anwesenheit von Familie Presman, zahlreichen Kollegen des Verstorbenen und Politikern wurde im Gedenken an ihn eine neue Torarolle eingeweiht.
Oberbürgermeister Mike Schubert sprach von einem »gleichzeitig traurigen und freudigen Anlass«, der mit ehrendem Gedenken und Hochachtung gefeiert werde. Damit beschrieb das Potsdamer Stadtoberhaupt Gedanken und Gefühle der zahlreichen Verwandten und Freunde, Rabbiner, Gemeindemitglieder und Ehrengäste, die am Sonntagnachmittag ins Alte Rathaus der brandenburgischen Landeshauptstadt gekommen waren.
Wirken Presman stammte aus Taschkent, der heutigen Hauptstadt von Usbekistan. Er wuchs in Israel auf, absolvierte seine religiöse Ausbildung unter anderem in Jerusalem und New York. 1996 war er mit seiner Frau Michal nach Potsdam gekommen. »Glücklicherweise wächst das jüdische Leben in Potsdam und wird immer sichtbarer. Und dieser Weg ist unumkehrbar und für immer mit dem Wirken von Rabbiner Nachum Presman verbunden«, betonte Schubert.
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle sagte, Rabbiner Presman habe mehr als 25 Jahre das jüdische Leben in Brandenburg geprägt und wiedererblühen lassen. Ihm sei »Außerordentliches für die Sichtbarkeit und für das Wohl der Potsdamer Jüdinnen und Juden gelungen«. Die SPD-Politikerin erinnerte an die Gründung von Chabad Lubawitsch Brandenburg, an die Eröffnung der ersten jüdischen Kita im Stadtteil Drewitz und die Grundsteinlegung für die erste Synagoge in Potsdam seit 1938.
»Auch jetzt, wenn er nicht bei uns ist, bin ich sicher, dass er von oben auf uns schaut und sich freut, dass wir mit der Torarolle feiern und tanzen.«
Mendi Presman
Schüle erzählte, dass Rabbiner Presman sie mit seiner Fröhlichkeit und mit seiner Herzlichkeit, vor allem aber mit seiner Güte, tief berührt habe. »Und seine weisen Worte zu so vielen Anlässen, die hallen noch heute nach.« Auch Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke erinnerte daran, dass Presman mit seiner Familie nach Potsdam gekommen sei, »um das jüdische Leben wiederaufzubauen und den Menschen in Potsdam und Brandenburg zu dienen.«
Brücken Der Rabbiner habe sich Tag für Tag und mit seiner ganzen Person den Menschen in seiner Gemeinde gewidmet. Er habe sich dafür eingesetzt, die jüdischen Gemeinden in Potsdam zusammenzuführen. »Er war für die Gemeinde da und für die Menschen in der Stadt und im Land. Er hat Brücken gebaut und Türen geöffnet für Begegnungen und Austausch mit jüdischem Leben, jüdischer Kultur in Potsdam und Brandenburg«, so Liedtke.
Man sei zusammengekommen, »um Respekt, Erinnerung und gleichzeitig eine Widmung für die Zukunft zu zeigen«, hatte der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal eingangs gesagt und dabei bereits auf die Torarolle hingewiesen. Diese wurde von der Familie Roy und Miriam Frydling gespendet. Rabbiner Elad Cohen hatte die Sefer Tora im israelischen Kfar Saba gefertigt und am Sonntagnachmittag schrieb er mit Tinte und Federkiel in Potsdam die letzten der 304.805 Buchstaben.
Danach wurde die Torarolle - im samtenen Mantel und mit silberner Krone – unter einem Baldachin im Festsaal des Alten Rathauses und sogar draußen vor der Tür auf dem Alten Markt begleitet von Musik und Tanz herumgetragen. Ganz so hätte es sich sein Vater gewünscht, meinte Sohn Mendi Presman: »Auch jetzt, wenn er nicht bei uns ist, bin ich sicher, dass er von oben auf uns schaut und sich freut, dass wir mit der Torarolle feiern und tanzen.« ddk