Zum Abschluss etwas Ungehörtes: Blockflöte und Cembalo in der Kölner Synagoge. Nach einer siebentägigen Reise durch die jüdische Musikwelt – vom Mittelalter bis in die Gegenwart – spielte das Ensemble La Morra zum Ende des Festivals Shalom-Musik.Koeln am vergangenen Donnerstag jüdische Musik des 15. und 16. Jahrhunderts.
Neben Instrumentalstücken aus fünf Ländern waren es insbesondere die vom israelischen Countertenor Doron Schleifer vorgetragenen Lieder, die das Publikum beeindruckten. »Durch die Musik kommen sich die Menschen näher«, hatte Gemeinderabbiner Yechiel Brukner vor Beginn des Konzerts gesagt und betont: »Wir sind im Hause Gottes, wir kommen alle Gott näher.«
seele Mit Blick auf die Lieder und deren Texte erinnerte der Rabbiner daran: »Singen ist nicht nur ein zentraler Faktor im Judentum.« Es sei die Seele des Judentums an sich. »Solange wir die Niggunim unserer Ahnen weiter singen, ist das Fortbestehen unseres Volkes gesichert und die Tradition garantiert«, betonte Brukner.
»Singen ist nicht nur ein zentraler Faktor im Judentum. Es ist die Seele des Judentums an sich.«
Gemeinderabbiner Yechiel Brukner
Erdacht und geplant wurde das Festival vom Kulturverein »Kölner Forum für Kultur im Dialog e. V.« und der Synagogen-Gemeinde Köln als Kooperationspartner. Bei der Premiere des musikalischen Gipfeltreffens in Köln mit einer musikalischen Bandbreite von Klezmer und Klassik, Synagogalmusik, Jazz und Pop sowie Avantgarde mit über 60 Veranstaltungen, darunter ein »Langer Tag der jüdischen Musik« an 23 verschiedenen Orten im Stadtgebiet, waren etwa 70 internationale Musiker und Interpreten ebenso dabei wie insgesamt rund 8000 Zuhörer.
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, resümierte: »Wir haben so viele Menschen erreicht, denen wir einen Teil unserer jüdischen Kultur näherbringen konnten.« Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: »Wenn ich etwas zu meckern hätte, dann bitte beim nächsten Mal größere Säle und Veranstaltungsorte.« Das Publikumsinteresse sei doppelt so groß gewesen als angenommen.
Claudia Hessel vom Kölner Forum für Kultur im Dialog e. V. bilanzierte: »Viele Menschen haben, zum Teil erstmals überhaupt, jüdische Musik live und mitten in der Stadt erleben können.« So etwa beim »Langen Tag der jüdischen Musik«.
Brassband Da spielte beispielsweise eine Brassband vom Rathausbalkon im Herzen der Altstadt bei herrlichstem Wetter vor mehreren Hundert Zuhörern und überraschten Passanten nicht nur Tänze aus der West Side Story von Leonard Bernstein, sondern auch – sehr zur Freude der einheimischen Zuhörer – den berühmten »Cancan« des aus Köln stammenden Jacques Offenbach. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte in ihrer Rede in der Synagoge: »Das Festival hat deutlich gemacht: Jüdische Kultur gehört zu Köln.«
Das Stadtoberhaupt würdigte zudem das Engagement des Vereins »321: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«, der während des jüngst beendeten Festjahres »hervorragende Impulse für unsere Stadtgesellschaft gesetzt hat«.
Durch das Musikfestival könnten jüdisches Leben und jüdische Identität weiter verstetigt werden. Der Präsident des Landtags von Nordrhein-Westfalen, André Kuper, hoffte, dass das alle zwei Jahre geplante Festival fest im Kulturkalender des Landes etabliert werde.