Ein kleiner Dino, noch einer, da hinten läuft ein großer Saurier, zwei noch größere Menschen auf Stelzen warten neben der Hüpfburg, in der kleine Piraten und noch mehr glitzernde Prinzessinnen springen – der Sonntagnachmittag im Saal des Marriott Hotels am Potsdamer Platz stand ganz im Zeichen von Purim, Freude und Zusammensein.
Es war ein Purim für circa 500 aus der Ukraine geflüchtete Menschen, die seit über zwei Jahren in Berlin leben. Aufgenommen wurden sie von der Jüdischen Gemeinde Chabad. Deren Vorsitzender, der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal, sagte: »Jetzt ist es wichtiger denn je, den Geflüchteten die Freude am Feiertag zu bringen, um ihr Vertrauen und die Zukunft unserer Gesellschaft zu stärken.«
»Wir wollen heute Spaß haben.«
Auch Diana, ihr Mann Itay und ihre drei Töchter sind zum Purimfest in das Berliner Hotel gekommen. Sie fallen auf, denn die ganze Familie trägt die Farbe Rosa. Warum denn nur rosa? »Ganz einfach«, erklärt Diana: »Wir haben drei Mädchen.« Schon im vergangenen Jahr hatte sich die Familie für ein gemeinsames Kostüm entschieden, und daher fiel die Wahl in diesem Jahr wieder auf das Gemeinsame.
»Wir wollen heute Spaß haben«, sagt die Anfang 30-Jährige, die nach dem Angriff Russlands mit ihrer Familie flüchtete. Einen Tag Spaß, bevor sie der Alltag wieder einholt. Ein Alltag mit Herausforderungen, mit Deutschkursen, mit Nachrichten. Diana aber blickt nach vorn. Sie will schnell vorankommen, arbeiten. Vor ihrer Flucht war sie in der jüdischen Gemeinde beschäftigt. Lisa, Polina und Lia sind Berlinerinnen und gehen noch zur Schule. Sie haben sich für ihre Purimverkleidung die 1920er-Jahre ausgesucht. Und so geben sie sich mondän und wollen auch »einfach nur Spaß haben«.
Und während die vielen Gäste im Saal feiern, essen und tanzen, lesen andere im Foyer die Megillat Esther. Auch dort laufen sie wieder vorbei, die kleinen Dinosaurier, der große Dinosaurier, beißen von den Hamantaschen ab oder trinken Limonade. Solche Bilder gibt es eben nur zu Purim.