Ruth Weiss

Weltbürgerin aus Fürth

Ruth Weiss Foto: Stefan Laurin

Prächtige Gründerzeithäuser und alte Bäume – das Hotel »Residenz« in Castrop-Rauxel liegt in einem Teil der Stadt, der so gar nicht nach Ruhrgebiet aussieht. Hier feierte die bekannte Journalistin und Schriftstellerin Ruth Weiss am vergangenen Samstag ihren 95. Geburtstag.

Am 26. Juli 1924 wurde sie als Ruth Löwenstein in Fürth geboren, das man damals das »fränkische Jerusalem« nannte. Das Viertel, in dem sie aufwuchs, beschrieb sie später als eine enge, aber heile Welt, ein Häuserblock, in dem das Mädchen sich zwischen Zuhause und Bäckerei, Synagoge und den Wohnungen der Freundinnen bewegte. 1936 jedoch musste die Familie vor der alltäglichen Drangsalierung aus Nazideutschland fliehen und ging nach Südafrika.

antisemitismus Hier folgte der Erfahrung des Antisemitismus die der Apartheid. Ruth Weiss wurde Journalistin und schrieb dagegen an. Sie war viel auf Reisen, lebte in London und war während ihrer Zeit in Köln Chefin vom Dienst der Afrika-Redaktion der »Deutschen Welle«. In den 90er-Jahren wurde sie zu einer erfolgreichen Schriftstellerin, die mit Werken wie Meine Schwester Sara (2002), Der Judenweg (2004) und Der jüdische Kreuzfahrer (2014) ein großes Publikum erreichte. Ihre Bücher zählen zur Pflichtlektüre in Schulen.

»Ich habe hier schon 2014 gefeiert«, erzählt die Jubilarin an diesem Samstagabend, die seit einiger Zeit in Dänemark lebt. Viele Jahre habe sie im nahe gelegenen Städtchen Lüdinghausen gewohnt. »Damals sind Freundschaften entstanden, die bis heute Bestand haben.«

Die rund 50 Geburtstagsgäste kamen jedoch nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern aus aller Welt: Familienangehörige reisten aus Israel an, Freunde aus ganz Deutschland und viele Mitstreiter aus Dritte-Welt-Ini­tiativen, die Ruth Weiss seit den 60er-Jahren während ihrer Berichterstattung über Afrika kennenlernte, kamen, um auf sie anzustoßen.

kontakte »Ruth«, erinnerte sich einer der Gäste, »hat sich immer für die Menschen interessiert, sie achtete besonders auf alles, was an der Basis geschah.« Daraus entstanden Kontakte und Verbindungen, die über Jahrzehnte hielten.

Dass sie ihren 95. Geburtstag ausgerechnet in Castrop-Rauxel feierte, ist Weiss’ Freundschaft zu dem langjährigen WDR-Journalisten Gerald Baars zu verdanken: »Gerald und ich kennen uns schon lange. Das Hotel gehört einem Freund von ihm.« Große Reden wurden an diesem Abend nicht gehalten, denn keinem der Anwesenden musste erklärt werden, wer Ruth Weiss ist.

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in München

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt traditionell einmal im Jahr zusammen – am letzten Sonntag im November

 23.11.2024

Porträt der Woche

Familie als Sujet

Elinor Sahm ist Israelin, Künstlerin, Mutter und lebt jetzt in Berlin

von Alicia Rust  23.11.2024

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024