Wir wollen im Moment der massiven terroristischen Angriffe von Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad, die Israel seit vergangenem Samstagmorgen mit Raketenterror überziehen und das Land infiltrieren, unsere bedingungslose Solidarität mit Israel und den Verteidigungsstreitkräften zeigen», betonte Johannes Platz, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaften (DIG) Köln und Bonn, am Sonntag bei einer Solidaritätskundgebung am Kölner Dom. Zusammen mit dem «Bündnis gegen Antisemitismus Köln» hatte die DIG einen Tag nach den Terrorangriffen in Israel zu einer spontanen Solidaritätskundgebung aufgerufen.
Sein Bonner Kollege Jan Eickenboom ergänzte: «Einmal mehr zeigt sich, dass Israel unter permanenter Bedrohung steht. In diesem Moment der massiven terroristischen Bedrohung müssen wir alle an der Seite Israels stehen. Im Namen unserer Vorstände möchten wir unsere besondere Solidarität mit den Menschen in unserer gemeinsamen Partnerstadt Tel Aviv-Jaffo ausdrücken.»
Rund 350 Personen waren dem Aufruf der DIG gefolgt. Sie schwenkten Israel-Fahnen, einige Teilnehmer hatten sich die Flagge des jüdischen Staates um die Schultern gebunden, andere hatten selbst gemalte Fahnen auf Karton dabei oder hielten Plakate mit Aufschriften wie «Wir stehen zu Israel», «Free Gaza from Hamas» oder «Wir zeigen Solidarität» hoch.
Kritik an der Israel-Berichterstattung
Die Veranstaltung fand unter Polizeischutz statt. Die Politikwissenschaftlerin Änneke Winckel warnte in ihrer Eröffnungsrede davor, den Antisemitismus zu verharmlosen. Zudem übte sie scharfe Kritik an der Israel-Berichterstattung vieler Medien, die immer wieder unzutreffend und einseitig von gegenseitigen Provokationen berichteten.
Neben zahlreichen Mitgliedern der Synagogen-Gemeinde Köln (SGK) waren auch Teilnehmerinnen der Kölner Women’s International Zionist Organization (WIZO) gekommen. Sie alle und der gesamte Gemeindevorstand der SGK mit Felix Schotland, Abraham Lehrer, Bettina Levy und Michael Rado nahmen trotz Simchat Tora an der spontanen Kundgebung teil.
Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, betonte seine Anwesenheit mit dem Hinweis: «Ich bin Repräsentant der jüdischen Gemeinde, und ich vertrete auch die Religiösen. Daher gehe ich nicht zu öffentlichen Veranstaltungen an Feiertagen. Doch heute mache ich, machen wir eine Ausnahme.» Auf Bitten der Veranstalter wandte sich der Zentralratsvize ungeplant an die Versammlung.
Fördermittel für die Hamas
Mit tiefer Betroffenheit berichtete er davon, «mit welcher Verachtung» Zivilisten der israelischen Bevölkerung von der Hamas gemeuchelt wurden. «Ich spreche den Angehörigen der Hamas das Recht ab, sich als Menschen zu bezeichnen.» An die Politik gewandt, sprach Lehrer die Erwartung aus, ein Klima zu schaffen, in dem es keinerlei Fördermittel mehr für die Hamas gibt: «Die fließen nur in Tunnel und Raketen.»
Es komme darauf an, die Hamas «bis auf die Wurzeln zu bekämpfen und auszutrocknen». Abraham Lehrer dankte für die Zeichen der Anteilnahme sowie Solidarität und verband dies sogleich mit einem Appell: «Es wird irgendwann – in welcher Form auch immer – einen Gegenschlag Israels geben. Israel muss unsere volle Solidarität behalten, auch dann, wenn Israel zurückgeschlagen hat.»
«Die Menschen in Israel sollen wissen: Unsere Herzen schlagen mit euch.»
Bettina Levy, SGK
Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, sagte: «Die israelische Reaktion wird vor allem Zerstörung und Tote sowie Verletzte in Gaza fordern. Die Terroristen der Hamas strafen ihr eigenes Volk, dessen Interessen sie angeblich vertreten.» Eine Teilnehmerin der Kundgebung gab die Schilderung von ihren Verwandten aus Israel wieder: «Es ist ein Pogrom!»
Laut Pressemitteilung der Stadt Köln hat die Oberbürgermeisterin Henriette Reker dem Bürgermeister der Partnerstadt Tel Aviv-Jaffo, Ron Huldai, ihre Solidarität bekundet. «Köln ist ohne den jüdischen Glauben undenkbar. Unsere Stadt beheimatet eine der ältesten jüdischen Gemeinden Europas. Jüdisches Leben gilt es jederzeit, überall und uneingeschränkt zu schützen. Das geschieht auch im Sinne unser aller Freiheit und Demokratie», hieß es vonseiten Huldais. Die Erklärung endete mit dem Hinweis, dass das Rathaus mit der israelischen Fahne beflaggt werde.
«Wir brauchen nicht nur heute, sondern in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten viele Zeichen der Solidarität», unterstrich SGK-Gemeindevorstand Felix Schotland und ergänzte: «Das israelische Volk und seine Soldaten müssen wissen: Wir sind bei euch!» Als sich der Gemeindevorstand mit einer Israel-Fahne aufstellte, betonte Bettina Levy: «Die Menschen in Israel sollen wissen: Unsere Herzen schlagen mit euch. Wir haben zusammen gelacht, jetzt weinen und trauern und kämpfen wir zusammen. Und: Wir werden wieder gemeinsam lachen!»
Bei der Solidaritätskundgebung am Sonntag in der Hauptstadt hörten mehr als 2000 Teilnehmer dem Regierenden Bürgermeister, Kai Wegner (CDU), Israels Botschafter Ron Prosor und Persönlichkeiten aus Organisationen zu, die sich schon immer für Israel und gegen Judenhass eingesetzt haben. Gefordert wurde ein Verbot der Terror-NGO «Samidoun» und eine Streichung der Hilfsgelder für die Palästinenserführer.
Unter den Zuhörern war auch die Israelin Jasmin, die Fotos von verletzten Opfern der groß angelegten Terrorattacke der Hamas dabei hatte. Sie zeigte auf eines davon, das einen jungen Mann in einem Krankenhausbett abbildet, und berichtete, es handle sich um ihren Neffen. Er hatte mit vier Freunden das «Universo Paralello»-Festival in der Nähe der Grenze zu Gaza besucht, das ein Event der Musik und der Heiterkeit sein sollte. Nun ist er der einzige Überlebende seiner Gruppe. Beim Festival wurden insgesamt 260 zumeist junge Menschen ermordet.
Zunächst müsse die Freilassung der Geiseln erreicht werden.
Auf dem Pariser Platz konnte Jasmin ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie sagte der Jüdischen Allgemeinen, ihr sei es wichtig, der Welt zu zeigen, was in Israel passiert ist. «Dies wird offenbar nicht verstanden», erklärte sie. Zunächst müsse in Verhandlungen erreicht werden, dass die israelischen Geiseln von der Hamas befreit würden, so die Israelin. Später solle es darum gehen, Gaza zu befreien, «bis keine Hamas-Mitglieder mehr übrig sind».
Auf der Berliner Sonnenallee wurden die Morde in Israel gefeiert
Auf der Bühne am Brandenburger Tor ging wenig später Kai Wegner auf muslimische Antisemiten ein, die auf der Berliner Sonnenallee die Morde in Israel gefeiert hatten. «Was ich in aller Deutlichkeit sagen muss: Israelfeindlichkeit und Judenhass haben auf unseren Straßen keinen Platz.» Der Regierende Bürgermeister betonte: Frieden und Freiheit seien «am Ende des Tages» immer stärker als der Terror.
Auch Volker Beck erntete viel Applaus. «Wir treten jenen entgegen, die jetzt schon wieder sagen, die Spirale der Gewalt soll gestoppt werden – oder beide Seiten sollten von der Gewalt lassen», sagte der Chef der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. «Nein, es gibt keine Spirale der Gewalt! Es gibt einen Angriff der Hamas-Terroristen gegen die israelische Zivilbevölkerung!» Israel werde sich jetzt nicht nur wehren, sondern die Sicherheit seiner Bevölkerung sicherstellen müssen – «so, dass die Hamas nicht mehr in der Lage ist, erneut solche Verbrechen zu begehen».
Auch in weiteren Städten wie Hamburg, Rostock, Darmstadt, Frankfurt und Dresden gab es Solidaritätsdemonstrationen.