Freiwillige

Weil es einfach Spaß macht

Auch das Fußballspiel wird oft von ehrenamtlichen Trainern geleitet. Foto: Gregor Zielke

Sich ehrenamtlich engagieren – ist das bei Jugendlichen überhaupt noch angesagt? Offenbar ja. Es gibt viele junge Menschen, die das auf vielfältige Art und Weise tun. Und das nicht nur im Jugendzentrum, sondern auch in etlichen anderen Bereichen.

Einer von ihnen ist Daniel Tarchis aus Aachen. Neben seiner Tätigkeit im Jugendzentrum engagiert er sich ehrenamtlich in der Gemeinde. Er musste nicht lange überlegen, als er vor Jahren gefragt wurde, ob er Lust habe, Besuchern die Synagoge zu zeigen. Mittlerweile bieten er und zwei weitere Studenten Führungen an und haben sich gemeinsam ein neues Konzept überlegt.

Schabbatleuchter Daniel möchte den Besuchern nahebringen, was es bedeutet, jüdisch zu sein, und will dabei authentisch wirken. Er zeigt in den Fluren der Gemeinde die in zahlreichen Vitrinen ausgestellten Schabbatleuchter, Chanukkiot und Torarollen.

Weitere 30 Minuten erklärt er den Gästen dann die Synagoge und spricht über das Judentum in Deutschland. Seine jüngsten Zuhörer waren Grundschüler, seine ältesten Senioren, die sich mit der Führung auf eine Reise nach Israel vorbereiten wollten. Aber es kommen auch Erwachsene und Auszubildende aus allen Bildungsschichten.

Drei- bis siebenmal im Monat führt Daniel Interessierte durch die Gemeinde. Vor den Ferien sei die Nachfrage immer am größten, sagt er.

Daniel Tarchis spricht mit Besuchern über jüdisches Leben in Deutschland.

Im Alter von 16 Jahren wurde Daniel Madrich, und seit etwa zweieinhalb Jahren gehört er dem Leitungsteam an. Keine Frage, Sonntagnachmittag ist er für die zehn bis 15 Kinder Ansprechpartner – ehrenamtlich natürlich. »Geld war nie ein Thema«, sagt der heute 19-Jährige.

»Es ist schön, wenn man die Möglichkeit hat, zurückzugeben, was man selbst bekommen hat.« Und die Arbeit mit Kindern bereite ihm Spaß. Ausflüge planen, recherchieren, organisieren – es gibt viele Möglichkeiten. Man lerne selbst dadurch viel dazu, sagt der Wirtschaftsstudent.

Likrat Emilia Taran ist Madricha in Trier und studiert derzeit mit den Jugendlichen den Auftritt für die Jewrovision am 7. März ein. Sie wird die Kinder und Jugendlichen auch nach Berlin begleiten.

Auch Emilia hat noch weitere ehrenamtliche Termine: Sie engagiert sich bei »Likrat«, dem Programm für Treffen zwischen gleichaltrigen jüdischen und nichtjüdischen Jugendlichen auf Augenhöhe. Ob sie schon mal antisemitisch angegriffen wurde und welche Feiertage sie am meisten möge – das sind die Fragen, die ihr bei den Begegnungen am häufigsten gestellt werden. Ihre Antwort: Auf Purim und Chanukka freue sie sich immer besonders, und nein, angegriffen wurde sie noch nie, sagt Emilia.

Einem jüdischen Jugendlichen unbefangen zu begegnen und Fragen stellen zu können zu Dingen, die man schon immer wissen wollte – das startete vor einigen Jahren unter dem Titel »Likrat – Jugend und Dialog«. Seit dem 1. Januar heißt das Projekt des Zentralrats der Juden, in dem Begegnungen in Schulklassen bundesweit neue Wege in der Bildungsarbeit und in der Bekämpfung von Antisemitismus gehen, »Meet a Jew«. Vor zwei Jahren – da war Emilia 17 Jahre alt – hatte sie an der ersten Schulung teilgenommen.

Begegnungen Man habe sie gefragt, ob sie mitmachen wolle, und sie habe sofort zugesagt. Ihr Vorteil bei den Begegnungen sei auch, dass sie spontan reagieren könne. Dennoch habe es auch Schulklassen gegeben, bei denen sie nicht so schnell den »Knackpunkt« gefunden habe, damit sich ein spannendes Gespräch ergibt. Doch letztendlich habe es immer gut geklappt. Allerdings sei Likrat in Rheinland-Pfalz noch nicht so bekannt, und es gebe nicht so viele Einladungen wie in anderen Städten.

Emilia Taran fährt dieses Jahr als Begleiterin auf ein ZWST-Machane.

Ihr ehrenamtliches Engagement begann, als sie mit 16 Jahren Madricha im Jugendzentrum Trier wurde. »Das bringt Spaß, und das selbstverständlich ohne Geld.« Und in diesem Sommer wird sie mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) auf Machanot fahren. Diesmal nicht als Teilnehmerin wie in den Jahren zuvor, sondern als Gruppenleiterin.

Nun hat sie ihr Abitur in der Tasche und absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Grundschule. Dafür erhält sie nur ein Taschengeld. Im nächsten Jahr will sie dann studieren, aber »ich weiß noch nicht, was, das lasse ich auf mich zukommen«. Auf jeden Fall will sie im Jugendzentrum weiter aktiv bleiben.

Fussball David Liebensohn wiederum bringt sich auf einem ganz anderen Gebiet in die Gemeinschaft ein. Als er 13 Jahre alt war, fiel ihm spontan ein, wie es wäre, eine Fußballmannschaft zu trainieren. Gedacht, getan: David und sein Freund Noam schrieben Alon Meyer, den Präsidenten von Makkabi Deutschland, an, dem die Idee gefiel. »Ich hatte damals schon viele Jahre Fußball gespielt, hatte genug Erfahrung und wusste, dass es Spaß bringen würde«, sagt David heute.

Erst einmal sollte er noch zwei erfahrenen Trainern über die Schulter schauen – dann war es so weit, und er bekam eine eigene Mannschaft: den 2010er-Jahrgang. Von da an war er nicht nur als Spieler auf dem Fußballplatz, sondern auch mehrmals in der Woche als Trainer. Das hat viel Zeit in Anspruch genommen. Doch es habe nicht nur Spaß gemacht, sondern auch seine Führungsqualität gestärkt. »Es war auch wichtig für meine Persönlichkeit und mein Selbstvertrauen«, weiß David heute.

Seinen Trainerposten musste David kurzfristig für sein Abitur aufgeben.

Drei Jahre lang hat er dieselbe Mannschaft trainiert. Und die war und ist sehr ambitioniert. Acht bis zehn Stunden in der Woche stand er mit den Kids auf dem Platz, und an den Wochenenden fuhren sie zu den Spielen oft in andere Städte. Regelmäßig riss der Handywecker ihn am frühen Sonntagmorgen aus dem Schlaf. »Man muss Fußball lieben und mit jüngeren Kindern umgehen können«, sagt David.

Tennis Doch nun will er sich mehr auf das Abitur konzentrieren und hat nicht mehr so viel Zeit, sagt der 16-Jährige, der in der wenigen Freizeit auch gern Tennis spielt. Es war ein sehr emotionaler Abschied von seinen jungen Kickern, aber kein endgültiger.

Wahrscheinlich nur für ein Jahr, denn wenn er in Bad Homburg sein Wirtschaftsstudium beginnt, dann will er wieder mit ihnen auf dem Platz an der Abwehr, den Angriffen und an der Schusstechnik feilen. Die Trainertätigkeit habe ihn für sein ganzes Leben geprägt, sagt David. Zur Jewrovision kann er nicht nach Berlin fahren: Die Abi-Klausur ist schuld.

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