Der »Sommer des Antisemitismus« hieß das Thema der Abschlusswoche der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA) in München. Wissenschaftler und Publikum fragten einander: »Was kann man als Jude tun?« Eine Antwort darauf schien unglaublich schwierig.
Jehoshua Chmiel, Gründer des Vereins Am Echad, versuchte als Moderator einer Diskussionsrunde bewusst zu »polarisieren«, um den jungen Leuten etwas auf den Weg zu geben. Er fragte: »Wie kann ich als jüdischer Mensch in diesem Staat leben, in dem ich mich nicht auf die Hilfe der Mehrheit verlassen kann?«
Anastassia Pletoukhina, Mitbegründerin der Berliner jüdischen Studenteninitiative Studentim, hätte sich bei den Diskussionen um die Ereignisse auf den Straßen »mehr überlegte Gespräche anstelle von lautem Geschrei« gewünscht. Ilia Choukhlov vom Vorstand des Arbeitskreises Jüdischer Sozialdemokraten und Vorsitzender des Jüdischen Studierendenverbandes Franken, warnte davor, sich von Angst leiten zu lassen. Er wünschte sich mehr Engagement »von den anderen aus den jüdischen Gemeinden«.
Medien Die Medien seien nicht allgemein an den Pranger zu stellen, sagte der Student der Sozialwissenschaft und freie Journalist Igor Mitchnik. »Die Berichterstattung hat dazugelernt«, verhindern könne sie dennoch nichts. Die Präsidentin der EJKA, Eva Haller, wies darauf hin, dass es in ihrer Bildungseinrichtung viele Angebote in dieser Richtung gebe.
Isabel Enzenbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, fragte, ob der Judenhass von heute wirklich »neue Qualitäten« habe. Extremismusexperte Florian Hartleb wies auf die Trends einiger europäischer Parteien hin, sich harmlos zu geben, obwohl sie dem »weichen Extremismus« zuzuordnen seien.
»Zur antisemitischen Propaganda auf den ›Mahnwachen für den Frieden‹« nannte der Orientalist Remko Leemhuis seinen Vortrag. So heterogen diese Gruppierung sei, halte sie »die Klammer des Antisemitismus zusammen«. Beim Workshop »Antisemitismusprävention in der Zuwanderungsgesellschaft« ließen Diana Liberova vom Institut für Pädagogik und Vitali Liberov, Trainer für interkulturelle Kommunikation, die Teilnehmer »Kulturbrillen« aufsetzen, »um aus den Augen anderer zu sehen«.