Hamburg

Weibliche Vielfalt zeigen

Eine Ausstellung beleuchtet jüdisches Frauenleben in der Hansestadt

von Moritz Piehler  22.04.2021 09:09 Uhr

Esther Bejarano leitete unter anderem eine Wäscherei, eine Diskothek und eine Boutique. Foto: Mihaly Moldvay, Esther Bejarano (privat)

Eine Ausstellung beleuchtet jüdisches Frauenleben in der Hansestadt

von Moritz Piehler  22.04.2021 09:09 Uhr


In Zeiten der Pandemie müssen Ausstellungsorte und Museen auf ungewohnte Mittel zurückgreifen, um erreich- und erlebbar zu bleiben. Damit hat das Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg (IGDJ) allerdings schon Erfahrung. Denn mit »Frauenleben« zeigt es derzeit bereits die siebte Online-Ausstellung.

Die Ausstellung im Rahmen der »Schlüsseldokumente-Edition« haben die Kuratorinnen in fünf Kapitel unterteilt, denen beispielhafte Biografien zugeordnet sind. So soll das ganze Spektrum weiblichen Lebens und Schaffens an der Elbe in all seiner Diversität jenseits der Rollenklischees abgebildet werden. Von Privatem über Bildung und Arbeit bis zu kulturellem und politischem Wirken jüdischer Frauen wird der Bogen gespannt. Dabei lehnt sich die Ausstellung eng ans individuelle Erleben an und nutzt Interviews sowie Briefe oder Tagebucheinträge der Protagonistinnen.

Die Ausstellung schöpft die Vielfalt, die der virtuelle Raum bietet, aus.

Diese subjektiven Einblicke lassen die Frauen ihre eigene Geschichte erzählen. Doch die klassischen Abbildungen originaler Quellen sind nicht das einzig Interessante, das es virtuell zu erkunden gibt. So lassen sich Fotografien, manchmal auch Audioquellen oder Videos, zu den einzelnen Frauenbiografien entdecken. Die Ausstellung schöpft die Vielfalt, die der virtuelle Raum bietet, aus und gibt dem Besucher die Möglichkeit, sich eingehend mit jeder Geschichte zu beschäftigen.

Berühmte Hamburgerinnen tauchen dort auf, wie zum Beispiel Ida Ehre, die als Intendantin der Hamburger Kammerspiele die Kulturszene der Hansestadt über Jahrzehnte maßgeblich mitprägte. Auch Heinrich Heines Mutter Betty findet sich dort. Ihre Biografie ist ebenfalls mit zahlreichen Originalquellen unterfüttert.

Zauberladen Über weiterführende Links gelangen Interessierte zum ausführlichen Archiv des Briefverkehrs der Familie Heine, aus dem sich viel auf den Alltag eines Frauenlebens zu jener Zeit schließen lässt. Aber auch weniger bekannte Frauen werden hier ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, um so ein Mosaik verschiedenster Biografien zu schaffen. Die Zauberladen-Besitzerin Rosa Bartl gehört dazu, die, fast in Vergessenheit geraten, nun als echte »Hamburgensie« in der Ausstellung wieder auftaucht.

Dass die Ausstellung aber keineswegs zum Ziel hat, nur die Vergangenheit abzubilden, zeigt sich vor allem auch im Kapitel »Politik und Gesellschaft«. Denn dort trifft man auf die Biografie von Esther Bejarano, die in Hamburg nicht nur eine Wäscherei, eine Diskothek und eine Boutique leitete, sondern sich mit ihren inzwischen 96 Jahren mit vollem Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus engagiert.

Präventionsarbeit Oder auf die 40-jährige Hamburgerin Mascha Schmerling, die sich der Präventionsarbeit gegen Antisemitismus widmet und in der Ausstellung in einem Video-Interview zu sehen ist. Schmerling betont: »Niemand ist nur jüdisch. Zu einer Identität gehören ganz viele Aspekte, wie zum Beispiel, eine Frau zu sein oder eine Mutter zu sein oder deutsch zu sein.«

Wie vielfältig diese Identitäten aussehen, lässt sich in dieser Ausstellung erfahren. Die spannenden Biografien der Schau Frauenleben sind auch in das bundesweite Festjahr #2021JLID des Vereins »321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.« eingebunden und jederzeit online abrufbar.

Oldenburg

Judenfeindliche Schmierereien nahe der Oldenburger Synagoge   

Im vergangenen Jahr wurde die Oldenburger Synagoge Ziel eines Anschlags. Nun meldet eine Passantin eine antisemitische Parole ganz in der Nähe. Die Polizei findet darauf noch mehr Schmierereien

 21.02.2025

Berlin

Wladimir Kaminer verkauft Wohnung über Facebook

Mit seiner Partyreihe »Russendisko« und vielen Büchern wurde Wladimir Kaminer bekannt. Für den Verkauf einer früheren Wohnung braucht er keinen Makler

 20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

Thüringen

Antisemitismus-Beauftragter soll »zeitnah« ernannt werden

Seit Dezember ist der Posten unbesetzt. Dem Gemeindevorsitzenden Schramm ist es wichtig, dass der Nachfolger Zeit mitbringt

 19.02.2025

Weimar

Erlebtes Wissen

Eine Fortbildung für Leiter jüdischer Jugendzentren befasste sich mit der Frage des zeitgemäßen Erinnerns. Unsere Autorin war vor Ort dabei

von Alicia Rust  18.02.2025

Bundestagswahl

Scharfe Worte

Über junge politische Perspektiven diskutierten Vertreter der Jugendorganisation der demokratischen Parteien in der Reihe »Tachles Pur«

von Pascal Beck  18.02.2025

Justiz

Vorbild und Zionist

Eine neue Gedenktafel erinnert an den Richter Joseph Schäler, der bis 1943 stellvertretender IKG-Vorsitzender war

von Luis Gruhler  18.02.2025

Emanzipation

»Die neu erlangte Freiheit währte nur kurz«

Im Münchner Wirtschaftsreferat ist eine Ausstellung über »Jüdische Juristinnen« zu sehen

von Luis Gruhler  18.02.2025

Portät der Woche

Magische Momente

German Nemirovski lehrt Informatik und erforscht den Einsatz Künstlicher Intelligenz

von Gerhard Haase-Hindenberg  16.02.2025