Mitzvah Day

Wege aus dem Streit

Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):

Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.

Nina ist mit Kevin ins Kino gegangen. Das erfährt Ninas Freundin Irina und ist sauer. Deswegen kommentiert sie auf Facebook ein Partybild von Nina, auf dem der Teenager ein Bier in der Hand hält »Ganz wie der Vater!« Jetzt reden beide nicht mehr miteinander. Warum nur?

Was erst einmal wie eine Szene der RTL2-Doku-Soap Berlin Tag & Nacht klingt, ist tatsächlich ein Rollenspiel, mit dem Schüler aus der 9. Klasse des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn in Berlin lernen sollen, wie man Streit schlichtet. Das Projekt findet im Rahmen des »Mitzvah Day« statt.

»Mitzvah Week« Am Jüdischen Gymnasium ist aus dem »Mitzvah Day« sogar eine ganze »Mitzvah Week« geworden. Verschiedene Klassen führen Projekte durch, die anderen Menschen helfen sollen, so wie beispielsweise Besuche im Altersheim. Für Leo sind solche selbstlosen Taten eine Selbstverständlichkeit. Er findet es gut, dass man auf diese Art erfährt, wo und wie man sich überall einbringen kann.

Sein Lehrer Thomas Schaaf hat den Workshop organisiert. Er ist begeistert vom Engagement seiner Schüler, aber auch überrascht. »Wir bieten eine Ausbildung zum Schulsanitäter an. Die fand an einem Sonntag statt. Das wollten die Schüler so, damit auch wirklich nur die mitmachen, die es ernst meinen.«

Für das Streit-Schlichter-Projekt haben zwei Schüler die Rollen von Irina und Nina übernommen. Zwei andere sollen die Mediatoren sein, die vermitteln. Dabei sind Respekt und aktives Zuhören wichtig. Das heißt: ausreden lassen, nachfragen und niemanden verurteilen. Dann zeigt sich schnell, was sich hinter einem Streit verbergen kann.

Vertrauen Im Rollenspiel ist Irina nämlich heimlich in Kevin verliebt. Deswegen fühlt sie sich von Nina verraten. Sie rächt sich, indem sie Witze über ihren Vater macht, der Alkoholiker ist. Das hat ihr Nina im Vertrauen erzählt.

In der Wissenschaft wird dieses Verhalten als »Eisberg-Modell« bezeichnet: Unter dem sichtbaren Konflikt steckt oft eine lange Vorgeschichte, die man gar nicht sehen kann. Ein Mediator muss deswegen die Streitenden dazu bringen, die Perspektive des anderen einzunehmen. Nur dann kann der Streit wirklich gelöst werden.

Felix, einer der Teilnehmer des Workshops, kennt solche Situationen von seinen Freunden. Er versucht dann immer zu schlichten. Jetzt hat er gelernt, wie man so ein Gespräch richtig führt – und vielleicht schon vorher dafür sorgen kann, dass ein Streit gar nicht erst eskaliert.

Anne möchte später Jura studieren und Rechtsanwältin werden. »Ich finde es interessant, Situationen wie diese aufzulösen. Das hilft mir später bestimmt auch.« Sie will sich auf jeden Fall zur Streitschlichterin ausbilden lassen.

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Безопасность

»Ни одно еврейское мероприятие не должно быть отменено«

После трагедии в Сиднее президент Центрального совета евреев Германии Йозеф Шустер обращается с личным посланием ко всем евреям Германии: не позволяйте отнять у вас радость Хануки

von Йозеф Шустер  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025