Unter Gastronomen gibt es derzeit fast nur ein Thema: Corona und die Auswirkungen des anhaltenden Lockdowns auf das Geschäft. So war die Pandemie auch einer der Punkte, über den sich kürzlich fünf jüdische und muslimische Gastronomen im Rahmen des Zentralratsprojektes »Schalom Aleikum. Jüdisch-muslimischer Dialog« austauschten.
Es diskutierten die Restaurantbetreiber Lars Ariel Dziuballa, Hasan Abbarah, Adnan Mousa, Shani Leiderman und Lale Yanik per Videoschaltung aus ihren Gaststätten in Berlin, Osnabrück und Chemnitz.
Vorfreude Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstandsvorsitzender der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), betonte in seinem Grußwort, dass die Gastronomen durch die Corona-Pandemie in ihrer Existenz bedroht sind. Die spannenden kulinarischen Geschichten würden ihn aber mit Vorfreude auf die Zeit danach erfüllen. »Essen erleichtert ein Zusammenfinden von unterschiedlichen Religionen«, sagte Lehrer. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von der Journalistin Shelly Kupferberg. Interessierte konnten das Gespräch unter dem Titel »#DialogToGo« per Livestream verfolgen.
Mit dem Dialogformat »Schalom Aleikum« sollen jüdische und muslimische Menschen durch einen offenen Austausch zusammengebracht und somit auch antisemitischen Ressentiments entgegengewirkt werden. Unterstützt wird das Projekt von der Staatsministerin und Bundesintegrationsbeauftragten Annette Widmann-Mauz (CDU).
Lieblingsgerichte Für einen lockeren Einstieg in die Gesprächsrunde sorgte Moderatorin Kupferberg und fragte die Gastronomen nach ihren Lieblingsgerichten. Für Lale Yanik vom türkischen Restaurant »Osmans Töchter« in Berlin war die Entscheidung eindeutig: »Mein Lieblingsgericht ist Mante.« Und das nicht nur, weil ihr die kleinen Teigtaschen mit Joghurt und Knoblauch so gut schmecken. »Mante ist ein aufwendiges Gericht, und es erinnert mich daran, wie wir es in der Familie gemeinsam mit meiner Mutter zu besonderen Anlässen vorbereitet haben«, erzählt sie.
Essen ist nicht selten mit schönen Erinnerungen verbunden, sagen die Gastronomen.
Essen sei nicht bloße Nahrungsaufnahme, nicht selten sei es mit schönen Erinnerungen verbunden, betonten die Gastronomen. Für Hasan Abbarah und Adnan Mousa, die gemeinsam das orientalische Restaurant »Die Laterne« in Osnabrück betreiben, ist Falafel das Leibgericht, »weil es uns an Syrien erinnert«. Shani Leiderman vom israelischen Fusion-Restaurant »Beba« in Berlin verleiht die Challe »ein Gefühl von Zuhause«. Und für Lars Ariel Dziuballa, Inhaber des koscheren Restaurants »Schalom« in Chemnitz, gibt es nichts Wohlschmeckenderes als Auberginen mit Tahini-Sauce: »Das ist lecker und steht für den Mix aus israelischer und aschkenasisch-osteuropäischer Küche.«
Austausch Alle Wirte waren sich einig, dass sie die lebendige Atmosphäre und den Austausch mit ihren Gästen im Lockdown am meisten vermissen. Auch Abhol- und Lieferservice könnten dieses Ambiente nicht ersetzen, betonte Leiderman. »Mir fehlt die besondere Geräuschkulisse im Restaurant.«
Ihre Gäste zeigten sich in aller Regel weltoffen und neugierig. »Wir bekommen tolles Feedback«, sagte der Osnabrücker Gastronom Mousa. Alle hoffen, bald wieder zu einem normalen Betrieb zurückkehren zu können. »Wir haben wirtschaftlich zum Glück gute Jahre hinter uns«, sagte Dzuiballa. »Mieten und Löhne müssen aber auch jetzt weiter fortgezahlt werden. Da fragt man sich schon, was wird.«