Die neue Kulturakademie der Synagogen-Gemeinde Köln, »Kultur le Kulam«, lädt Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren zu einem besonderen, mehrtägigen Workshop ein, der Anfang Oktober stattfindet. Es geht um weibliche, jüdische Vorbilder sowie um eigene Stärken.
Unterschiedliche Themen sollen mit den jungen Teilnehmerinnen erörtert werden: Wann ist eine Frau eine Heldin? Welche Frauen aus der Geschichte und der Gegenwart sind meine Vorbilder und warum? Noch wichtiger ist diese zentrale Frage: Wie kann auch ich eine Heldin sein?
Gute Leistung Laut Alina-Toyah Sallmon, die dieses Jahr viel Arbeit in »Kultur le Kulam« investiert hat - inklusive der Planung des Mädchen-Workshops mit dem treffenden Titel »Heldinnen von gestern – Heldinnen von morgen« - werden Mädchen »oftmals nicht so sehr ermutigt, auch mal selbst laut und aktiv und kreativ zu werden.« Vielmehr müssten sie nach Ansicht vieler Menschen brav sein, eine gute Leistung bringen, »aber nicht so viel darüber reden«.
Anders ist es bei dem Workshop im Oktober: »Hier sind sie eben in einem geschützten Raum. Es sind nur Mädchen und hier können sie wirklich spinnen, ihren Gedanken freien Lauf lassen - und sie werden ermutigt, auch mal nachzudenken: Was will ich denn für eine Frau sein? Wer sind meine Vorbilder? Wo sind meine Stärken und wie kann ich auch anderen Gutes tun?«, so Alina-Toyah Sallmon.
Die Heldinnen, mit denen sich die Teilnehmerinnen näher beschäftigen und identifizieren können, wählen sie selbst aus. »Wir geben das nicht vor, sondern wir stellen den Mädchen verschiedene Frauen vor.« In der jüdischen Geschichte und Gegenwart muss nicht lange nach geeigneten Kandidatinnen gesucht werden. Zwischen Golda Meir und Gal Gadot sind unzählige Beispiele für bewundernswerte Frauen vorhanden. »Auch hier in Köln gibt es in der Geschichte jüdische Frauen, die sich für andere eingesetzt haben«, erklärt die Leiterin der Gemeindeakademie.
Internationale Familien Die erwarteten Teilnehmerinnen des Workshops kommen überwiegend aus der Kölner Gemeinde und zum Teil aus internationalen Familien, sagt Bettina Levy vom Gemeindevorstand. »Die Eltern kommen in diesen Fällen aus einem anderen Land, man selbst ist in Deutschland geboren. Dann ist man jüdisch, aber auch das lebt man nicht überall aus. Also man hat fast schon eine gespaltene Persönlichkeit manchmal. Und wir wollen durch diesen Kurs eben den Mädchen eine kulturelle Identität geben, damit sie wissen: Wer bin ich? Woher komme ich?«
Abgesehen von Heldinnen und mit ihnen verbundenen Fragen sind Kreativität und Kunst feste Bestandteile des Workshops »Heldinnen von gestern – Heldinnen von morgen«, der vom 2. bis zum 6. Oktober 2023 stattfindet. Nach einer Einführung in die Collagentechnik »gestalten die Teilnehmerinnen ein Plakat, in dem sie selbst im Zentrum stehen und von diversen Elementen umringt sind, die ihre Ideale, Vorbilder, Stärken und Visionen repräsentieren«, heißt es in einer Ankündigung der Synagogen-Gemeinde.
»Abschließend wird jede Collage fotografiert und gedruckt, sodass sie jedes Mädchen als Poster mit nach Hause nehmen kann.« Wenn die Teilnehmerinnen damit einverstanden sind, wird laut Gemeinde eine Ausstellung der Collagen organisiert.
Guter Anklang Der Workshop ist bereits ein Erfolg, bevor er angefangen hat. Die Organisatorinnen sind mehr als zufrieden: »Es hat guten Anklang gefunden, wie alle Kurse, die wir anbieten«, so Bettina Levy. »Wir sind sehr positiv überrascht.«
Der Kurs wird vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Auch das jfc Medienzentrum, ein weiterer Verein, ist involviert. Für die Teilnehmerinnen oder deren Eltern ist er ist kostenlos - abgesehen von einem Unkostenbeitrag von 65,00 Euro für eine tägliche, koschere Mahlzeit. Die Zahl der Plätze ist begrenzt. Anfragen können per E-Mail gestellt werden.
»Kultur le Kulam« ist ein brandneues Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln. Im Mai wurden die ersten Programme verschickt. Zunächst ging es um Schnupperkurse verschiedener Art, dann folgten die eigentlichen Kurse und der erste Workshop. »Heldinnen von gestern – Heldinnen von morgen« setzt die bisher noch kurze Reihe an Veranstaltungen fort.
»Die Kulturakademie ist ein ganz neues Projekt für die Synagogen-Gemeinde Köln«, betont Bettina Levy. Zuerst sei intern eine Frage gestellt worden: »Wie bringen wir Kinder, junge Leute, aber auch alte Menschen in die Gemeinde? Wir haben ja wie alle Gemeinden ein Problem. Es gibt ein sehr breit gefächertes religiöses Angebot sowie ein großes soziales Netz. Und wir haben trotzdem das Problem, dass nicht alle Leute, die könnten, in die Gemeinde kommen.«
Die Antwort: Kuku, das Kürzel für »Kultur le Kulam«. Mit ihrem Programm zieht die Kunstakademie Menschen an.