Hamburg

Wahrheit und Überblendung

Viola Roggenkamp las aus ihrem neuen Roman »Die nicht wirkliche Wirklichkeit der Jüdin Carola Schachtel«. Foto: imago stock&people

Der Roman ist noch nicht erschienen, doch bereits die Online-Lesung regte dazu an, mehr von Viola Roggenkamps neuestem Roman Die nicht wirkliche Wirklichkeit der Jüdin Carola Schachtel zu lesen. Die Jüdische Gemeinde Hamburg nahm den Lese-Stream als Beitrag zum Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« auf.

Festjahr Die Lesung sollte feierlich in den Hamburger Kammerspielen stattfinden, doch das ließen die Hamburger Inzidenz-Zahlen noch nicht zu. Aufgenommen wurde sie stattdessen im »Café Stark« auf St. Pauli. Mit dabei die Moderatorin Gabriela Fenyes, Elisabeth Friedler, Organisatorin der Hamburger Beiträge zum Festjahr und Leiterin der Jugendgruppe Chasak, sowie Stefanie Szczupak vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hamburg.

Elisabeth Friedler freute sich, dass die Lesung trotz der vielen Terminänderungen nun doch »im Kasten« ist: »Wir sind auf Sendung, und das ist uns wichtig. Ich freue mich sehr auf das Buch.«

Die Zuhörer konnten gemeinsam mit der Autorin auf Entdeckungsreise durch das Buch gehen.

Rasch geht Viola Roggenkamp während der Lesung auf den Inhalt, die Personen und deren Verflechtungen miteinander ein, sodass die Zuhörer gemeinsam mit ihr auf Entdeckungsreise zur Hauptperson Carola Schachtel und ihrer Geschichte gehen können. Die einzelnen Charaktere und Gedanken der Titelfigur, ihrer Tochter Henriette, des türkischen Gemüsehändlers oder auch einer Lehrerin entstehen präzise vor dem inneren Auge.

Virtuell Das virtuelle Publikum wird rasch in das komplexe Geflecht von unterschiedlichen Zeitebenen hineingezogen, die sich in der Geschichte und damit auch im Kopf von Carola Schachtel gegenseitig überlagern. Für den Roman hat die Autorin – wie oft in ihren Büchern – Unbekanntes und »Vergessenes« recherchiert, beispielsweise, dass der bekannte Schauspieler Dieter Borsche auf Einladung der SS das Todeslager Auschwitz mit einer Schauspielgruppe besuchte und im NS-Casino des Lagers vor den SS-Offizieren und ihren Ehefrauen spielte.

»Das ist historisch belegbar«, sagt Viola Roggenkamp, die stets genau auf die Fakten und ihre Quellen achtet. Ein Verwandter von ihr habe die Szene mit Dieter Borsche in Auschwitz erlebt, denn einige Häftlinge mussten der Schauspielgruppe und der SS Schnittchen reichen.

Stolperstein Sie lässt ihre Protagonistin Carola Schachtel, die bei einem Einkauf sprichwörtlich über einen Stolperstein gestolpert ist und mit einem Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus liegt, eine traumatische Überblendung erleben: Hermann Göring und Ex-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel bei der Begutachtung in Katar, ob die Fußballweltmeisterschaft 2022 dort stattfinden könne. Auch bei dem Termin wurden Schnittchen gereicht.

Die Lesung ist im Internet www.juedischesleben.hamburg, über Facebook @JuedischesLebenHamburg und über Instagram @juedischeslebenhamburg zu sehen.

Frankfurt

Raum für Debatten

Die Jüdische Akademie und die Goethe-Universität unterzeichnen einen Kooperationsvertrag

von Doron Kiesel  30.10.2024

Staatsanwaltschaft Stuttgart

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Synagoge in Heidelberg

Zwei junge Männer tauschen sich in Chats über mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main aus

 29.10.2024

Zeitz

Reinhard Schramm warnt vor Zweckentfremdung von Spendengeldern

Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen wirbt im Spendenstreit für Simon-Rau-Zentrum

 28.10.2024

Stuttgart

Lebensbejahende Botschaft

Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs feierte das Neujahrsfest

von Brigitte Jähnigen  27.10.2024

München

Wunden, die nicht heilen

Tausende zeigten auf dem Odeonsplatz Solidarität mit Israel. Die IKG lud am Jahrestag des Hamas-Massakers zu einem Gedenkakt in die Synagoge

von Luis Gruhler  27.10.2024

Oper

Kammeroper »Kabbalat Shabbat« in Berlin

Die Zuschauer werden zu einem Schabbatmahl eingeladen. Die Oper ist die erste, die auf Hebräisch in Deutschland interpretiert wird

von Christine Schmitt  23.10.2024

Kunstatelier Omanut

Beschallung mit wunderbaren Stimmen

Judith Tarazi über das erste Inklusions-Konzert, Vandalismus und offene Türen

von Christine Schmitt  22.10.2024

Jüdische Gemeinde Frankfurt

Erstmals eine Doppelspitze

Die neuen Gemeindechefs Benjamin Graumann und Marc Grünbaum wollen Vorreiter sein

von Christine Schmitt  22.10.2024

Potsdam

Gründer des Abraham Geiger Kollegs verstorben

Rabbiner Walter Jacob starb mit 94 Jahren in Pittsburgh

 21.10.2024