Mehrere Hundert Interessierte waren am Donnerstagabend der Einladung des oppositionellen Wahlbündnisses Emet zur Abschluss-Wahlparty ins Hotel Kempinski gefolgt. Es kamen so viele, dass immer mehr Stühle in den Saal gebracht werden mussten. Beim Empfang gab es ein Hauptgesprächsthema: die Wahl zur Repräsentantenversammlung, die am Sonntag stattfindet.
»Wir haben eine Chance, und die müssen wir nutzen«, sagte etwa Sigalit Meidler-Waks, eine von insgesamt 17 Kandidaten, die für Emet ins Gemeindeparlament ziehen möchten. Das Bündnis tritt mit seinem Spitzenkandidaten Sergey Lagodinsky an.
briefwahl Ein Thema tauchte immer wieder in den Gesprächen auf: Wie viele Gemeindemitglieder werden per Briefwahl ihre Stimme abgeben? Bei der letzten Wahl fielen die Ergebnisse zwischen Briefwahl und der Abgabe des Wahlzettels an der Urne unterschiedlich aus. Margarita Bardich, ebenfalls Emet-Mitglied, wird nicht müde, alle interessierten Gemeindemitglieder darin zu bestärken, ihr Stimmrecht wahrzunehmen. Die Wahlbeteiligung lag zuletzt bei knapp 30 Prozent.
Bei der Party bekamen die Emet-Kandidaten prominente Unterstützung von Politikern wie Staatsminister Michael Roth (SPD) und Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen).
Nathan Del, der vier Legislaturperioden lang als Einzelkandidat im Gemeindeparlament angetreten war und sich nun dem oppositionellen Bündnis angeschlossen hat, wünscht sich, dass sich alle Gemeindevertreter einander künftig wieder mit mehr Respekt begegnen sollen – auch wenn man nicht einer Meinung sei.
programm Das Bündnis hat bislang im Wahlkampf sein Ziel betont, »der Gemeinde wieder politisches Gewicht und eine starke Stimme« geben zu wollen. In seinem Wahlprogramm vertritt das Bündnis die Auffassung, die Jüdische Gemeinde zu Berlin verdiene »eine handlungsfähige, politisch versierte Spitze, die sie zielgerichtet nach außen« vertrete.
Es herrsche eine »Aufbruchstimmung, die sehr motivierend« sei, meinte Sigalit Meidler-Waks. Vor allem, dass so viele junge Gemeindemitglieder ins Kempinski gekommen waren, habe ihr gefallen.
Am Sonntag sind etwa 9000 wahlberechtige Gemeindemitglieder aufgerufen, die 21 Mitglieder der Repräsentantenversammlung zu wählen. Eine einfache Mehrheit, das sind elf Stimmen, reicht aus, um das Präsidium und den Vorstand zu wählen. Die Mitglieder des Vorstandes wählen wiederum den Gemeindevorsitzenden.