Die Ben-Gurion-Stiftung in Deutschland ist gerade einmal zwei Jahre alt. Es ist schon beachtlich, was sie seitdem alles auf die Beine gestellt hat: Ausbildungsplätze im israelischen Kinderheim »Neve Hanna« in Kiryat-Gat, Erweiterung des Hamburg-Hauses in Ben Gurions Geburtsort Sde Boker, Forschungsprojekte im Negev. Sogar einen Berliner Freundeskreis hat sie schon. Der ist inzwischen genauso rührig wie die große Schwester in Hamburg.
Anlass für die Initiative einer Ben-Gurion-Stiftung in Deutschland war der 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels im Mai 2008. Ein guter Zeitpunkt, fand Stiftungsinitiatorin Waltraut Rubien, die mit ihrer Arbeit dauerhaft an den israelischen Staatsmann und seine Visionen erinnern und sein Lebenswerk auch hierzulande einer breiten Öffentlichkeit erschließen will.
Unter der Schirmherrschaft des ehemaligen israelischen Botschafters in Deutschland, Shimon Stein, will die Stiftung zudem interkulturelle Projekte fördern und damit »zu einem weiteren Bindeglied zwischen Deutschland und Israel werden«, heißt es in der Stiftungserklärung.
Beginn Felix Husmann war bei der Gründung in Hamburg dabei. Der 29-Jährige ist inzwischen in Berlin zu Hause. Er mobilisierte hier innerhalb weniger Wochen weitere Mitstreiter und Sponsoren, gründete im Februar 2010 den Berliner Freundeskreis der Ben-Gurion-Stiftung.
Zur Gründungsveranstaltung in der Villa Thiede am Großen Wannsee lud er Prominenz aus Politik und Kultur ein, darunter den israelischen Gesandten in Berlin, Emmanuel Nahshon, Staatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie die Musiker Shirley Brill, Jonathan Aner und Julian Arp, die ein musikalisches Austauschprojekt zwischen Israel und Deutschland zusammengebracht hatte.
Mit der Wahl des Ortes – zwischen einstigem Wohnsitz des Berliner Malers Max Liebermann und dem Haus der Wannseekonferenz – setzte der Berliner Freundeskreis zugleich auf Erinnern und Zukunft. »Wir sind eine neue Generation. Was wir wollen, ist maximaler Kontakt zwischen Israelis und Deutschen, der Normalität ermöglicht«, erklärt Felix Husmann.
Projekte Eine hochgesteckte Vision, für deren Umsetzung der Freundeskreis auf seiner Gründungsveranstaltung gleich mehrere Projekte vorschlug, darunter drei Kunststipendien, einen Benefizabend für Keren Hayesod und eine Schulpartnerschaft.
»Am Anfang war es gar nicht so einfach, zwei passende Schulen für unser Projekt zu finden«, erzählt Christian Zimmermann vom Berliner Freundeskreis. Bei Michael Wüstenberg vom Weddinger Lessing-Gymnasiums rannte er offene Türen ein. »Werteerziehung als Entwicklungsziel, das ist für uns normale Alltagsarbeit«, so die Begründung des Direktors.
Austausch Im März sollen nun die ersten Neuntklässler nach Eilat fahren, im Sommer darauf 15 israelische Schüler Berlin besuchen. Alles gesponsert vom Berliner Freundeskreis der Ben-Gurion-Stiftung. Geplant sind E-Learning-Austausch, ein Wüstenprojekt im Negev sowie ein naturwissenschaftliches Projekt im brandenburgischen Stolpe. »Die israelischen Schüler sind schon jetzt begeisterte Berliner, ohne jemals hier gewesen zu sein«, beschreibt Christian Zimmermann vom Berliner Freundeskreis die Stimmung an der Rabin-Schule. Auch in puncto Integration dürften beide Schulen Einiges gemeinsam haben. Immerhin haben die meisten Schüler an beiden Schulen Migrationshintergrund.
»Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist, hat Ben Gurion gesagt. Irgendwann soll es für junge Deutsche völlig normal sein, Freunde in Israel zu haben.« Die Ben-Gurion-Stiftung jedenfalls hat mit dem Berliner Freundeskreis ihr Wirkungsfeld erweitert. Ob sie ihre Visionen verwirklichen kann, wird die konkrete Projektarbeit zeigen.