Dunkle Skijacke, blaue Mütze – es ist kurz nach 17.30 Uhr, als Ethan Andrews Zucker am vergangenen Donnerstag vom Berg herunterkommt und endlich auf dem Weg in seine Unterkunft ist.
Gerade haben seine Mutter und er noch eine heiße Schokolade getrunken. Eine kleine Belohnung, denn der sportliche Tag des 14-Jährigen begann schon um 8.30 Uhr – auf dem Berg.
Trainer Das Training mit dem österreichischen Sportler Felix Ortner ist anspruchsvoll, schließlich will Ethan bei den Makkabi Deutschland WinterGames in keinen geringeren Disziplinen als Ski Alpin und Snowboard antreten. Und dazu zählen Slalom, Super-G, Parallel-Slalom und Slopestyle. Für den Teenager ist das eine tolle Herausforderung – zumal bei seinen ersten Makkabi Deutschland WinterGames.
Einen Rekord hat er bereits gebrochen, ohne, dass die Winterspiele anfangen mussten: Er ist definitiv der Athlet mit der weitesten Anreise. Denn Ethan und seine Familie kommen aus Sydney und waren nach einem 35-stündigen Weg in der vergangenen Woche in München gelandet.
Dass Australien auch eine Wintersportnation ist, überrascht vielleicht. Und dass Familie Andrews Zucker »ein wenig verrückt ist, was den Wintersport angeht«, das gibt Gina Andrews Zucker gern zu. Fast jedes Wochenende fahren sie rund 600 Kilometer weit zum Perisher Ski Resort und die 600 Kilometer wieder zurück. Ethan besucht im Winter zudem die Scots College Snowsports Academy des Ski-Resorts. Und auch dort, sagt er im Gespräch, fange der Tag früh an. In Sydney spielt Ethan Basketball.
Kreis Von der Möglichkeit, bei den Makkabi Deutschland WinterGames mitzumachen, erfuhr Ethans Mutter über einen Makkabi-Newsletter. Dass dies eine einmalige Gelegenheit ist, an diesen historischen Spielen teilzunehmen, war allen in der Familie sofort klar. »Es ist natürlich sehr symbolisch. Ein Kreis schließt sich irgendwie«, sagt Gina Andrews Zucker.
Für Ethan hätten die WinterGames nicht besser beginnen können. Auf WhatsApp schreibt er am späten Dienstagnachmittag, wie sehr ihm die Eröffnungszeremonie gefallen habe.
»Es war eine verblüffende Veranstaltung in Ruhpolding – mit viel Spaß und Aufregung vor den Wettkämpfen.« Auch Gina wird diesen Abend in bester Erinnerung behalten: »Mit so vielen anderen Jüdinnen und Juden zusammen zu sein, die genauso begeistert vom Wintersport sind, wie wir«, das sei für sie »ganz besonders und unvergesslich«. Die Bühnenshow und das Programm, von Lichtmalerei über Songs bis zu einer Fackelshow, haben den Teenager beeindruckt. »Außerdem war es großartig, die verschiedenen Länder einlaufen zu sehen.«
Bei »Welcome Australia and welcome Ethan Andrews Zucker« trat er auf die Bühne – als einziger Repräsentant seines Landes und somit auch als Fahnenträger. Kurzes Verbeugen, den Moment genießen, dann ging es weiter. Zum allerersten Mal, betonte Ilanit Spinner, die Journalistin und Moderatorin des Abends, nimmt Australien damit an Makkabi-Winterspielen teil. Noch ein Rekord also.
Jetzt soll es allerdings erst einmal um gute Zeiten auf der Piste gehen. Und vielleicht gibt es ja am Ende des Wettkampfes viel mehr als die heiße Schokolade – nämlich eine Medaille.