Zwei Sonderausstellungen, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, eine szenische Lesung: Für die Sommermonate hat das NS-Dokumentationszentrum in der Brienner Straße wieder ein vielfältiges Programm konzipiert. Das Ziel der Bemühungen ist klar. »Wir hoffen, wieder anregende Impulse für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus geben zu können«, sagt Gründungsdirektor Winfried Nerdinger.
Anfang Juli bereichern gleich zwei prominente Gäste das Programm des NS-Dokumentationszentrums. Am 3. Juli liest der Schauspieler Roman Knizka begleitend zum Kammerkonzert des »Ensembles OPUS 45« aus Texten von Bertolt Brecht, Oskar Maria Graf und anderen Autoren. Drei Tage später gibt sich Wolfgang Thierse, der ehemalige Bundestagspräsident, die Ehre. Er wird einen Vortrag zum Thema »Deutschland als Einwanderungsland« halten.
Verschwörergruppe Den ganzen Sommer über ist auch in diesem Jahr eine Kunstausstellung zu sehen: heuer der 53-teilige Radierzyklus Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944 des Wiener Künstlers Alfred Hrdlicka. Das Werk gehört zu den eindringlichsten künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem gescheiterten Attentat der Verschwörergruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Ab dem 14. September dokumentiert die Sonderausstellung Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945 das Schicksal polnischer Zwangsarbeiter in der NS-Zeit. Das vielfältige Begleitprogramm zu dieser Schau wird in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung realisiert. Kirstin Frieden vom NS-Dokumentationszentrum freut sich, dass in Zusammenhang mit der Ausstellung auch wieder ein Zeitzeuge zu Wort kommt: »Am 20. September wird Bogdan Bartnikowski aus Polen über seine Zeit in Auschwitz und Sachsenhausen sprechen.«
»Albert Speer. Architekt, Rüstungsminister – und unpolitischer Technokrat?«: Diese Frage wird am 10. Juli in einer Podiumsdiskussion beleuchtet, an der auch Magnus Brechtken vom Institut für Zeitgeschichte teilnimmt. Er hat eine umfangreiche Biografie von Hitlers engem Vertrauten vorgelegt. Obwohl Speer als Rüstungsminister ab 1942 die Rüstungsmaschinerie des NS-Staates antrieb und dazu Zwangsarbeiter auch aus Konzentrationslagern rekrutierte, behauptete er nach Kriegsende, »eigentlich unpolitisch« und doch gar kein »richtiger Nationalsozialist« gewesen zu sein.
»rassenhygiene« Im Auftrag des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der TU München hat die Historikerin Annette Eberle die Rolle der bayerischen Ärzte im Nationalsozialismus untersucht. Ihre Recherchen konzentrierten sich auf die Umgestaltung der ärztlichen Standesorganisationen in Bayern, der Landesärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung im Sinne einer »rassenhygienisch« geprägten nationalsozialistischen Gesundheitspolitik.
Die Veranstaltung unter dem Titel »Die Ärzteschaft in Bayern und die Praxis der Medizin im Nationalsozialismus« findet am 24. Juli statt.
www.ns-dokuzentrum-muenchen.de