Erinnern, informieren, aufklären: Auf dem Gelände der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule Ahlem ist in den vergangenen 15 Monaten ein Informations-, Bildungs- und Gedenkzentrum entstanden, das weit über die Grenzen der Region Hannover hinausreichen soll.
Für den denkmalgeschützten Altbau haben Historiker, Politologen und Pädagogen ein neues Ausstellungkonzept erarbeitet. »Die Architektur interpretiert die verschiedenen Zeitschichten der Israelitischen Gartenbauschule und macht sie lesbar«, beschreibt Ausstellungsmacherin Martina Scheitenberger das Konzept.
Ausbildungsstätte Von 1893 an wurden an der Heisterbergallee jüdische Jungen und Mädchen in Gartenbau und Handwerksberufen ausgebildet. Ab 1941 missbrauchten die Nazis den Ort als Sammelstelle für Juden, die von hier in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert werden sollten. 1943 wurde er zum Polizeigefängnis und zur Hinrichtungsstätte.
»Ahlem ist ein Gedenkort für die Menschen, die hier gelebt, gelernt und gearbeitet haben und den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Wir wollen sicherstellen, dass diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten und dass sich Intoleranz und Ausgrenzung, Antisemitismus und Faschismus niemals wiederholen«, betont Regionspräsident Hauke Jagau.
Zeitzeugin Ruth Gröne wohnte einige Jahre in einem »Judenhaus« auf dem Gelände der einstigen Gartenbauschule. Ihr Vater wurde von den Nationalsozialisten verhaftet und deportiert. Gröne lebt noch heute in Ahlem und hat die Neukonzeption der Gedenkstätte kritisch begleitet. »Was ich heute hier sehe, macht mich zufrieden: eine würdige Gestaltung und Ausstellung, die Ahlem nach Bergen-Belsen zur bedeutendsten Gedenkstätte in Niedersachsen macht«, sagte sie.
Neugestaltung In einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für die Neugestaltung der Gedenkstätte war der »Arbeitsgemeinschaft Ahrens Grabenhorst Architekten«, IKON Ausstellungsgestaltung und Landschaftsarchitekt Marcus Cordes (chora blau) für ihren Entwurf 2011 der erste Preis zugesprochen worden.
Bei den Umbauarbeiten wurden im Treppenhaus des Gebäudes alte Wandmalereien entdeckt, die nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden konnten. »Diese überraschende Kostbarkeit wollten wir gern bewahren«, berichtet Stefanie Burmeister, Leiterin der Gedenkstätte. Im zweiten Obergeschoss des Gebäudes wurden im Zuge der Arbeiten außerdem Säulen freigelegt und in das neue Raumkonzept integriert.
Die Kosten für die Umgestaltung der Gedenkstätte belaufen sich auf rund 6,3 Millionen Euro, die von der Region Hannover getragen werden. ja