Der Zentralrat der Juden hat am Donnerstagabend in Berlin seine neue Bildungsabteilung vorgestellt. Bei der Auftaktveranstaltung sagte Präsident Dieter Graumann, dass der Zentralrat als das jüdische Kompetenzzentrum in Deutschland mehr Bildung, Kultur und mehr Service für die Gemeinden anbieten wolle. Insofern sei dieser Auftakt »ein großer Tag für die jüdische Gemeinschaft«. Das Ziel ist die Einrichtung einer Jüdischen Akademie. Mit den Mitteln aus dem neuen Staatsvertrag sei man nun in der Lage, dieses Projekt anzugehen. Viele Frage seien noch offen, wie und wo das genau geschehen soll: »Es ist eine Vision im Werden und im Wachsen«, unterstrich Graumann.
Teilhabe Die Leiterin der neuen Bildungsabteilung, Sabena Donath, kündigte an, dass es zunächst ein Jahresprogramm mit verschiedenen Veranstaltungen zu den Themen Jüdisches Wissen, Politik und Gesellschaft sowie Fortbildung geben soll, zu dem auch Filmabende und Literaturforen gehören sollen.
Der wissenschaftliche Direktor der Bildungsabteilung, Doron Kiesel, betonte, dass eine zukünftige Akademie Ausdruck von Teilhabe an der Gesellschaft sei. »Dies signalisiert: Wir sind und bleiben hier, und was wir zu sagen haben, prägt unsere Gesellschaft.« Es gehe darum, so Kiesel weiter, eine jüdische Infrastruktur auf einer Bildungsgrundlage zu stabilisieren.
Ideen Bei einer Podiumsdiskussion fand ein erster Ideenaustausch statt, bei dem Visionen, Erwartungen und Ideen formuliert wurden. Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik verwies dabei auf die Bedeutungen von Akademien in der politischen Kultur Deutschlands, sie seien stets wichtige Schrittmacher für politische Entwicklungen gewesen. Auch eine Jüdische Akademien solle in die Öffentlichkeit wirken. Rabbiner Josh Spinner, Vizepräsident der Ronald Lauder Foundation, meinte, dass eine Jüdische Akademie Zugriffsmöglichkeiten zur Tradition und damit zu den Texten des Judentums bieten müsse. »Das wäre für uns alle in unseren Gemeinden von großer Bedeutung.«
Rifka Ajnwojner, Studentin aus Frankfurt, betonte, sie wünsche sich auch einen Ort, an dem über jüdische Wissenschaft diskutiert werde. Sie erwarte von einer Akademie aber auch einen theologischen Diskurs, eine Möglichkeit, jüdisches Bewusstsein zu bilden. Der Heidelberger Philosophieprofessor Frederek Musall meinte, eine zukünftige Akademie solle Kompetenzen ausbilden für jeden, der Teil der Gesellschaft ist. ja