Antisemitismusbeauftragter

Viele Juden in Berlin haben Angst

In den Straßen der Hauptstadt tragen viele Juden keinen Davidstern mehr, schildert Sigmount Königsberg

 22.10.2023 13:29 Uhr

Sigmount A. Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

In den Straßen der Hauptstadt tragen viele Juden keinen Davidstern mehr, schildert Sigmount Königsberg

 22.10.2023 13:29 Uhr

Der Antisemitismus-Beauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Sigmount Königsberg, hat auf wachsende Angst unter Jüdinnen und Juden in der Stadt hingewiesen. »Die Stimmung bei uns ist generell sehr angespannt. Viele Jüdinnen und Juden haben Angst, dass sie angegriffen werden könnten«, sagte er der Tageszeitung »Rheinische Post«.

»Dass Häuser, in denen Juden wohnen, in Berlin mit dem Davidstern markiert werden, hat eine völlig neue Dimension«, so Königsberg. »Es ist das erste Mal überhaupt seit der Nazi-Herrschaft, dass das in Deutschland wieder passiert. Es erinnert meine Gemeinde sehr stark an die schreckliche Zeit, als die Nazis Millionen Juden ermordeten«, sagte der Vertreter der Jüdischen Gemeinde. »Damals begann es mit dem Davidstern an Wohnungen und Schaufenstern, dann mussten die Sterne an die Kleider angenäht werden, und es endete in den Gaskammern.«

Juden tragen keine Kippa mehr

Die Bedrohungslage in Berlin habe sich in den vergangenen zwei Wochen massiv verschärft. Das habe Folgen auf das Verhalten der Juden: »Sie tragen auf der Straße keine Kippa mehr, sie lesen nicht in hebräischen Büchern oder anderen hebräischen Medien.« Viele trauten sich nicht mehr, in der Öffentlichkeit hebräisch zu sprechen.

Die Jüdische Gemeinde versuche, dagegen zu halten. »Als Jüdische Gemeinde starten wir jetzt die Aktion »We protect jewish lives« mit dem gleichnamigen Hashtag auf Facebook«, sagte Königsberg. »Wir rufen die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich solidarisch mit ihren jüdischen Freunden und Mitbürgern zu zeigen.«

»Die Politik steht glaubwürdig an unserer Seite. Auch viele Menschen bekunden ihr Mitgefühl. Letzte Woche etwa hat sich eine Menschenkette vor der angegriffenen Synagoge in Berlin formiert. So etwas tut uns gut«, sagte der Antisemitismus-Beauftragte. »Aber bei vielen Kommentaren, zum Beispiel in den sozialen Medien, läuft es einem kalt den Rücken runter. Eine häufige Reaktion dort ist ein »Ja, aber«. Nach dem Motto: Es sei ja schlimm, was da passiert ist, aber Israel sei auch selbst schuld.« dpa

Chanukka-Umfrage

»Wir brauchen das Licht«

Was für Lieblingssymbole haben Gemeindemitglieder? Und wie verbringen Familien das Fest, wenn ein Partner Weihnachten feiern möchte? Wir haben nachgefragt

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt  25.12.2024

Berlin

Wenn Hass real wird

Die Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Einfluss sozialer Medien

von Alicia Rust  23.12.2024

Interview

»Wir sind neugierig aufeinander«

Amnon Seelig über die erste Konferenz des Kantorenverbandes, Lampenfieber und das Projekt Call a Kantor

von Christine Schmitt  22.12.2024

Porträt der Woche

Ein Signal senden

David Cohen ist Geschäftsführer eines Unternehmens und setzt sich gegen Judenhass ein

von Matthias Messmer  22.12.2024

Soziale Medien

In 280 Zeichen

Warum sind Rabbinerinnen und Rabbiner auf X, Instagram oder Facebook – und warum nicht? Wir haben einige gefragt

von Katrin Richter  20.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Ehrung

Verdiente Würdigung

Auf der Veranstaltung »Drei Tage für uns« wurde der Rechtsanwalt Christoph Rückel ausgezeichnet

von Luis Gruhler  19.12.2024