Mitzvah Day

Viele gute Taten

Mit Herz und Hand waren die Freiwilligen auch an diesem Jahr am Mitzvah Day wieder im Einsatz. Foto: ZR/ Mitzvah Day

Im vergangenen Jahr hat Dominik Korthaus noch zugeschaut, was in Wuppertal am Mitzvah Day los war. In diesem Jahr will er am Tag der guten Taten selbst etwas auf die Beine stellen. »Ich finde die Idee, einen Tag zu stemmen, an dem so unterschiedliche Projekte angeboten werden, einfach toll«, sagt der 22-jährige Auszubildende. Und er beschloss, eine Reinigungsaktion an der Wupper zu organisieren.

Da er sich als sogenannter Wupper-Pate sowieso um einen Abschnitt des Flusses kümmert und für die Reinhaltung verantwortlich ist, lädt er dazu ein, diesen Abschnitt von Müll zu befreien.

Auch die Jüdische Liberale Gemeinde Emet weSchalom in Felsberg bei Kassel ist zum ersten Mal mit von der Partie. Knapp 50 Mitglieder zählt die Gemeinde derzeit, sagt Sarah-Elisa Krasnov, zweite Vorsitzende der Gemeinde. Sie werde am Sonntag ihre jüdische Benjamin-Bahr-Bibliothek für alle öffnen. »Wir haben eine süße, kleine Bibliothek, die immer weiter wächst.«

Familienprogramm Gemeindemitglieder werden vorlesen. Einen Tag zuvor wird es ein Familienprogramm geben, an dem auch Kinder aktiv teilnehmen und den Mitzvah Day gemeinsam vorbereiten wollen. Da die Gemeinde regelmäßige Öffnungszeiten der Bibliothek nicht anbieten kann, hatte sie die Idee, an diesem Tag die Türen zu öffnen. Sie sei auf jeden Fall gespannt, sagt Krasnov, wie der Tag angenommen wird.

Immer mehr Mitglieder der jüdischen Gemeinden beteiligen sich am Mitzvah Day, der vom Zentralrat der Juden in Deutschland organisiert wird. »Der Tag ist aus dem jüdischen Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken. Ich freue mich sehr, dass wieder so viele jüdische Gruppen mitmachen«, sagt Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann.

Shoppen, Renovieren, Backen: Es gibt viele Möglichkeiten zu helfen.

Einzelpersonen, Betergemeinschaften, Schulklassen oder Jugendzentren haben ihre Projekte angemeldet. Mittlerweile engagieren sich mehr als 3000 Menschen bei den Mitzvah-Aktionen. In diesem Jahr gibt es auch wieder Rubriken wie Sonnenschein für Senioren, Shoppen für andere, Renovieren, Backen, Basteln und Vogelfutterkanonen. »Wir haben verstärkt zu Umweltprojekten aufgerufen, wie zum Beispiel Plastiktüten-Upcycling, Pflanzaktionen oder das Herstellen von Vogelfutterkugeln«, sagt Botmann.

Schon in den Vorjahren gab es am Mitzvah Day Umweltprojekte, dieses Jahr sollen es deutlich mehr werden. Vom Bau von Insekten-Hotels bis zur Reinigung eines Strandabschnitts an der Nordsee ist – fast – alles dabei.

Insektenhotel Beispielsweise in Bielefeld. Da haben sich Mitglieder des Seniorenklubs und Kinder zusammengetan, um Insektenhotels zu basteln. Die älteren Herrschaften sammeln bei Spaziergängen die Materialien ein, die die Kinder am Sonntag zum Bauen gebrauchen können, heißt es bei der Gemeinde.

Auch die jüdischen Schulen beteiligen sich rege am Tag der guten Taten. So kommt die I. E. Lichtigfeld-Schule in Frankfurt auf mehr als 33 Projekte. Schüler kochen Marmelade und backen Brötchen, die sie den Sicherheitskräften schenken. Siebtklässler sammeln den Müll der Grünanlage neben der Schule ein, und eine Klasse möchte Komplimente schreiben.

Eine dritte Klasse verkauft ihre ehemaligen Babysachen und spendet den Erlös an ein Mutter-Kind-Heim für minderjährige Mütter. Auch alle Schüler der acht Klassen des Albert-Einstein-Gymnasiums in Düsseldorf haben sich Aktionen überlegt. Im Hamburger Bildungshaus sollen Obstbäume gepflanzt, eine Bienenweide angelegt und Hochbeete gebaut werden.

Challotbacken Die jüdischen Studenten in Göttingen wollen Challot backen. Dazu hat der Verband Jüdischer Studierender Nord aufgerufen. Auf dem Campus der Uni sollen die selbst gemachten Challot schließlich verkauft und der Gewinn der Synagoge Halle gespendet werden. »Wir wollen kleinere Gemeinden finanziell unterstützen«, erzählt Marko Khrapko aus Hanau, der nun in Göttingen Jura studiert und Präsident des Vereins ist. Die übrig gebliebenen Challot sollen an Bedürftige verteilt werden.

Senioren »Schon jetzt lässt sich feststellen, dass es wieder sehr viele Aktivitäten für und mit Senioren geben wird. Das Miteinander der Generationen ist den Gruppen spürbar ein Anliegen. Es werden aber auch wieder einige Begegnungen außerhalb der Gemeinden stattfinden, zum Beispiel mit Obdachlosen«, sagt Botmann.

Frankfurter unterstützen die Obdachlosenhilfe der Kirche.

Und so planen Vorstands- und Gemeindemitglieder der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, die Liebfrauenkirche zu unterstützen, die sich um Obdachlose kümmert, indem sie Lebensmittel an Bruder Michael Wies übergeben. Er kümmert sich um die Armenspeisung und die Sozialarbeit.

Die Schüler der Frankfurter Jeschurun-Religionsschule werden Schoa-Überlebende treffen, um mit ihnen gemeinsam zu singen, zu spielen und Zeit zu verbringen, plant Avi Schäfer, Mitarbeiter der Religionsschule. Beim letzten Mal seien alle sehr angetan von den gemeinsamen Stunden gewesen.

Und auch die Kinder der Synagogengemeinde Saar haben sich mit Senioren verabredet, die sie zu Hause und im Heim besuchen werden – und Selbstgebackenes mitbringen. Etliche Mitglieder der Gemeinden in Erfurt, Dresden und Rostock haben sich verabredet, Laub auf ihren jüdischen Friedhöfen zu harken – egal wie ungemütlich das Wetter wird.

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